GRIMALDI & PARTNERS: Globalwirtschaftliche Auswirkungen des Israel-Hamas-Krieges – Warnung des IWF

GRIMALDI & PARTNERS: Globalwirtschaftliche Auswirkungen des Israel-Hamas-Krieges – Warnung des IWF
(Illustration: Grimaldi & Partners)

Zürich – Der Israel-Hamas-Krieg befindet sich im fünften Monat. Eine Ausweitung des Kriegs im Nahen Osten ist immer noch nicht gebannt. Die andauernden Angriffe der proiranischen Huthi-Miliz aus Yemen auf Schiffe im Roten Meer haben bereits negativen Einfluss auf den internationalen Güterhandel gehabt. Wird die Lage im Nahen Osten weiter eskalieren? Müssen Anleger Rücksetzer an den Aktienmärkten erwarten? Silvano Grimaldi, CEO der unabhängigen Schweizer Vermögensverwaltung Grimaldi & Partners AG, gibt Ihnen Antwort auf diese Fragen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt
Die Entwicklungen im Konflikt zwischen Israel und der Hamas haben weltweit Besorgnis ausgelöst, insbesondere in Bezug auf deren potenzielle Auswirkungen auf die globale Wirtschaft. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat vor weitreichenden wirtschaftlichen Folgen dieses Konflikts gewarnt und die Situation als zusätzliche Bedrohung in einer bereits sonst angespannten globalen Wirtschaftssituation (u.a. wegen dem Ukrainekrieg, den Spannungen zwischen China-Taiwan) beschrieben. Ein andauernder Israel-Hamas-Kriegt wirft ein Schlaglicht auf die empfindliche Balance der weltweiten Märkte und die potenziellen Gefahren geopolitischer Unruhen.

Ölpreise unter Druck
In direkter Reaktion auf die Eskalation des Konflikts wurden bedeutende Veränderungen auf den globalen Märkten beobachtet, insbesondere bei den Ölpreisen. Nach den Angriffen der Hamas stieg der Ölpreis kurzfristig über die 90-Dollar-Marke, ging in den darauffolgenden Wochen etwas zurück, stieg aber nach der Veröffentlichung des Berichts der Internationalen Energieagentur (IEA) wieder an, der mittelfristig mit starken Folgen für den Ölmarkt durch den Schlagabtausch zwischen Gaza und Israel rechnet.

Mögliche Ausweitung des Konflikts: Iran und Regionale Spannungen
Grosse Besorgnis besteht hinsichtlich einer möglichen Ausweitung des Konflikts auf den gesamten Persischen Golf, der 40% des weltweiten Ölangebots umfasst. Da mehr als ein Drittel des weltweiten Erdölhandels auf dem Seeweg auf den Nahen Osten entfällt, verfolgten die Märkte die Lage im Nahen Osten weiter gespannt. Berichte des Wall Street Journal deuten darauf hin, dass der Iran, ein sonst historischer Verbündeter Israels, beteiligt sein könnte, was die iranisch-amerikanischen Beziehungen weiter belasten könnte. Ein Rückzug des Irans aus dem Öl- und Gasmarkt hätte bedeutende Folgen, da das Land seine Ölproduktion kürzlich erhöht hat und damit globale Preisbewegungen beeinflussen kann.

Risiko einer Globalen Rezession
Pierre-Olivier Gourinchas, Chefökonom des IWF, wies in seinem jährlichen Bericht über die Weltwirtschaft darauf hin, dass ein anhaltender Anstieg der Ölpreise um 10 Dollar das weltweite BIP um 0,15 Prozentpunkte reduzieren könnte. Ein Anstieg der Energiepreise könnte zu erhöhter Inflation und einem verlangsamten Wirtschaftswachstum führen. Gerade in einer Zeit, wo die führenden Zentralbanken im Kampf gegen die steigende Inflation die Leitzinsen aggressiv erhöht haben, wäre ein dauerhafter Anstieg des Ölpreises eine Gefahr für eine erfolgreiche Inflationsbekämpfung und für die Erholung der Weltkonjunktur.

Einfluss auf die Geldpolitik der Zentralbanken
Der Konflikt könnte Entscheidungen der Zentralbanken in Europa und Amerika beeinflussen. Eine signifikante Verlangsamung des Wachstums, verursacht von steigenden Ölpreisnotierungen, könnte die US-Notenbank dazu veranlassen, ihre Zinssätze schneller als erwartet zu senken. Ob dadurch ein starker Konjunkturabschwung abgewendet werden könnte, bleibt offen. Auf jedem Fall würde sich eine Rezession bestimmt negativ auf die Ertragslage der Unternehmungen auswirken. Damit wären Rückschläge an den Aktienmärten vorprogrammiert.

Fazit
Die Preisschwankungen auf dem Ölmarkt, gekennzeichnet durch abwechselnde Anstiege und Rückgänge, sind zurzeit vor allem ein Barometer der geopolitischen Unsicherheit. Mittlerweile haben sich die Ölpreise vom Hoch nach dem Hamas-Angriff gelöst und pendeln um die 80-Dollar-Marke herum mit leicht fallender Tendenz. Dies dürfte auch mit einem gewissem „Gewohnheitseffekt“ beim Israel-Hamas-Konflikt zu tun haben und dürfte damit positiv für die Aktienmärkte zu werten sein. Trotzdem hat dieser Konflikt die Anfälligkeit der Weltwirtschaft gegenüber geopolitischen Spannungen unterstrichen. Und weil alles, was mit Unberechenbarkeit und Unsicherheit in Zusammenhang steht, Gift für die Finanzmärkte ist, liegt es in den Interessen aller Wirtschaftsakteuren, aktiv für wirtschaftliche und politische Stabilität zu investieren. Und in der Tat ist eine positive Folge der aktuellen militärischen Konflikte das zunehmende Bewusstsein der internationalen Staatengemeinschaft, dass die internationale Zusammenarbeit gestärkt werden muss, um die globale wirtschaftliche Stabilität der Märkte zu erhalten. Weil Frieden die Voraussetzung für das Gedeihen der internationalen Märkte darstellt, und somit der Finanzmärkte auch, ist die Lehre einmal mehr: Frieden ist kein „free lunch“!

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