HR-Studie zeigt: Digitalisierung ist nicht

HR-Studie zeigt: Digitalisierung ist nicht
(Bild: Jakub Jirsák - Fotolia.com)

Basel – Mobile Recruiting, Bewerbermanagementsysteme, Social Media und Online-Jobbörsen – sie alle haben eines gleich: sie sind Kinder der Digitalisierung und rütteln die HR-Szene wach. Während früher händisch rekrutiert wurde, geht heute (fast) alles per Mausklick. Die Prozesse sind deutlich effizienter und einfacher geworden und HR-Fachleute haben nun Zeit, sich auf die wirklich wichtigen Prozesse und die Menschen dahinter zu kümmern. –Leider nein. Rekrutiert wird immer noch wie früher, äusserst homogen und vieles wird falsch verstanden, wie die Studie „Personalmanagement Trends 2016“ergeben hat. Dauerbrenner: Job-Portale und Karriereseiten.

In Zeiten von Fachkräftemangel und war for talents ist die zielgruppengerichtete Ausschreibung einer Vakanz Grundvoraussetzung für einen effizienten Rekrutierungsprozess. Innovative, dem Bewerberverhalten angepasste Wege sind deshalb ein klarer Wettbewerbsvorteil, wenn es um die Suche nach den Besten geht. Ein Blick auf die Studie zeigt jedoch, dass immer noch sehr homogen gesucht wird. So werden Stellenausschreibungen nach wie vor hauptsächlich über Job-Portale oder die eigene Karriereseite verbreitet. Social Media Kanäle wie Xing oder LinkedIn haben – trotz der hohen Akzeptanz und Nutzung – immer noch das Nachsehen. Wenn sie überhaupt eingesetzt werden, dann zumeist nicht mit einem eigenen, aktiven Unternehmensaccount, sondern lediglich durch das Teilen der Stellenausschreibung via Mitarbeiter.

Bewerben wie anno dazumal
Wer gedacht hätte, dass heutzutage hauptsächlich auf effiziente Bewerbungswege wie den Einsatz von Mobile Recruiting Apps oder die Bewerbung über Bewerbermanagementsysteme zurückgegriffen wird, der irrt. Über 60% aller Befragten gaben an, Bewerbungen noch immer über den Postweg oder Email zu handhaben. Solche Wege sind nicht nur veraltet und strapazieren des Papieres wegen die Umwelt, sondern sie kosten auch viel Zeit und Geld. Während die durchschnittliche Bewerbung per Postweg mit 36 Minuten zu Buche schlägt, ist das Handling mit einem Bewerbermanagementsystem mit durchschnittlich 7 Minuten viel schneller und sparsamer.

Vieles wird falsch verstanden Bewerbermanagementsysteme oder Mobile Recruitingsind neu-modische Begriffe, die oft falsch verstanden oder zu einfach ausgelegt werden: Während die systematische Handhabung von Bewerbungen mit einer Excel-Liste nichts mit einem Bewerbermanagementsystem zu tun hat, ist mit Mobile Recruiting ebenfalls nicht bloss die mobile-optimierte Stellenanzeige gemeint. Die Wirklichkeit ist viel komplexer und genau das wird falsch verstanden. So wundert es nicht, dass die Befragung einen relativ hohen Einsatz von Bewerbermanagementsystemen (40%!) ergab, die im Nachhinein durchgeführte Überprüfung jedoch nüchterne 6% offenlegte. Ähnlich verhält es sich bei Mobile Recruiting und zeigt auf, dass noch viel Aufklärungsarbeit nötig ist.

Exkurs zeigt, dass KMUs Millionen verschenken Dass der mangelnde Einsatz von effizienten Rekrutierungsmethoden unangenehme, finanzielle Konsequenzen hat, untermauert der Studien-Exkurs mit Fokus auf kleine und mittlere Schweizer Unternehmen (KMUs): Durch den fehlenden Einsatz solcher Methoden werden jährlich 6 Millionen Bewerbung während rund 3 Millionen Arbeitsstunden ineffizient gehandhabt. Dass dies die Unternehmen teuer kommt ist klar. Das Nein zur Digitalisierung kostest die Unternehmen jedes Jahr rund 130 Millionen Schweizer Franken.

Der Bewerber ist König
Gute Mitarbeiter sind das Kapital eines Unternehmens und ebendiese zu finden, ist eine Kunst. Wenn es um die Suche und das Einstellen der Besten geht, muss ein Umdenken stattfinden ­weg von „Wer was will, soll sich Mühe geben“ hin zu „Der Bewerber ist König“. Getreu diesem Motto müssen sich Unternehmen demnach fragen, auf welchen Kanälen und wie die guten potenziellen Kandidaten unterwegs sind und wie sie diese erreichen können. Und dann sollten Unternehmen akzeptieren, dass ihnen die Digitalisierung auf der Suche helfen kann. Denn eines ist gewiss: die Digitalisierung ist weder zu stoppen noch verliert sie irgendwann an Bedeutung. Wer jetzt nicht aufspringt, der wird im Rennen um die Besten schon ganz bald das Nachsehen haben. (jacando/mc/ps)

Über die Studie
Die Studie „Personalmanagement Trends 2016“, die von jacando in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen KMU Verband und HR Today durchgeführt wurde, hat im ersten Teil ihrer dreiteiligen Serie untersucht, wie heutzutage rekrutiert wird. Dazu wurden rund 100 HR-Fachleute und Geschäftsführer aus der Schweiz zum Umgang mit der Digitalisierung befragt. Gleichzeitig wurden über 100 Webseiten von Schweizer Unternehmen auf dieselben Kriterien untersucht. Die detaillierten Studienresultate können auf http://www.jacando.com/ch/de/pages/publications kostenlos heruntergeladen oder unter [email protected] angefordert werden. Teil II (Employer Branding) und III (Social Media im HR) der Studie erscheinen im vierten Quartal 2016.

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