Intergenerika: Referenzpreise – Bundesrat riskiert Therapieerfolg bei unseren Patienten durch Einführung von Billigstmedizin

Intergenerika: Referenzpreise – Bundesrat riskiert Therapieerfolg bei unseren Patienten durch Einführung von Billigstmedizin
Dr. Axel Müller, Geschäftsführer Intergenerika. (Foto: Intergenerika)

«Die aktuell vom Bundesrat geprüfte Einführung eines Referenzpreissystems für Medikamente hätte einschneidende Folgen für unsere Gesundheit. Bei einem solchen System würden Krankenkassen nur noch das jeweils billigste Medikament erstatten. Was wären die Konsequenzen? Die Patienten würden laufend zum Wechsel auf das günstigste Präparat oder Bezahlen des Differenzbetrags gezwungen werden. Ohne Aufzahlung bekämen sie nicht mehr das Präparat, das sie kennen und dem sie vertrauen. Insbesondere betagte Patienten würden durch ständige Medikamentenwechsel überfordert werden.

Was jeder Arzt oder Apotheker aus der Praxis weiss, haben Forscher in den USA wissenschaftlich nachgewiesen: Wenn sich Form oder Farbe von Medikamenten während der Therapie ändern, unterbrechen viele Patienten die regelmässige Einnahme oder erneuern nicht mehr ihr Rezept. Eine Verschlechterung der Compliance – also der Therapietreue – gefährdet somit den Therapieerfolg und führt letztlich zu Mehrkosten in unserem Gesundheitssystem.

Patientenbetreuung – ein Prozess mit vielen Schritten
Ein nachhaltiger Therapieerfolg jedoch setzt eine Patientenbetreuung in vielen kleinen Schritten voraus – einen Prozess, in dessen Zentrum die Beziehung zwischen Patient und Arzt oder Apotheker steht, die wiederum auf einem gewachsenen Vertrauen basiert. Dieser Prozess ist nach der Diagnose, der Auswahl des Therapieprinzips und des Wirkstoffes noch nicht abgeschlossen. Für die Therapietreue entscheidend sind auch die Wahl des richtigen Medikamentes und die Abstimmung auf den jeweiligen Patienten. Vertrauen zu einem Präparat kann der Patient nur aufbauen, wenn er es erkennt und schätzen gelernt hat. Diesem bewährten Prozess würde das Referenzpreissystem bei Medikamenten mit erzwungenen Medikamentenwechseln ein Ende setzen. Letztere führen beim Patienten nämlich zu Verwirrung und fehlerhafter Therapietreue – und mit der Einführung der Billigstmedizin einher ginge zudem die Streichung von die Therapietreue fördernden Massnahmen wie Patientenbroschüren und -ratgeber.

Prozess darf nicht Kostenmaxime untergeordnet werden
Der Therapieerfolg lebt also entscheidend vom anhaltenden Dialog zwischen Arzt, Apotheker und Patient und dem dadurch aufgebauten Vertrauen und darf nicht zu einer eindirektionalen Verordnungspraxis nach dem Billigstprinzip verkommen. Denn, was würde bei der Einführung eines Referenzpreissystems passieren? Der Prozess würde verkürzt werden, Patienten würden nach dem „Vogel, friss oder stirb“- Prinzip ihre Medikamente erhalten. Der Prozess würde nur unter dem Kostenprinzip betrachtet und unter Ausschluss des Patienten, dessen Bedürfnissen, Vorbehalten und Informationsbedarf gestaltet werden.

Millionenschäden durch nicht genutzte Medikamente
Ebenfalls von den im Ausland gemachten Erfahrungen wissen wir, dass den durch die Einführung eines Referenzpreissystems generierten Einsparungen aufgrund reduzierter Medikamentenpreise ein langfristiger Anstieg der Gesundheitskosten gegenübersteht. Verursacht nicht nur durch Spitalkosten, die aufgrund fehlender Therapierung entstehen, sondern auch Kosten durch nicht genutzte Medikamente. Denn, was passiert, wenn die Therapie nicht erfolgreich verläuft und Medikamente nicht ordnungsgemäss eingenommen werden? Die Medikamente wandern früher oder später in den Müll. Diesen Effekt befeuern ständige aufoktroyierte Medikamentenwechsel. Schätzungen gehen von einem „Medikamentenmüllberg“ im Wert von bis zu 600 Millionen Franken pro Jahr aus.

Geschlossen gegen ein Referenzpreissystem
Diese Erfahrungen vor Augen warnen wir vor der Einführung des aktuell vom Bundesrat geprüften Referenzpreissystems für Medikamente in der Schweiz. Neben der Therapietreue wäre auch die Versorgungssicherheit gefährdet, wie wir es an anderer Stelle aufgezeigt haben. Einer kurzfristigen Senkung der Medikamentenpreise stünden langfristige Mehrkosten im Gesundheitssystem gegenüber. Unter der Schirmherrschaft von Intergenerika hat sich deshalb eine Allianz „Nein zu Referenzpreisen bei Medikamenten“ der wichtigsten Stakeholder des Schweizerischen Gesundheitssystems formiert, um die Einführung dieses für die Schweiz völlig ungeeigneten Systems zu verhindern.»

Dr. Axel Müller, Geschäftsführer Intergenerika

Intergenerika

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