Kairo, Hauptstadt des Arabischen Frühlings

Kairo, Hauptstadt des Arabischen Frühlings

Wochenlange Proteste auf Kairos zentralen Tahrir-Platz zwangen Ex-Präsident Hosni Mubarak nach drei Jahrzehnten Regentschaft am 11.Februar 2011 zum Rücktritt. Eine Militärregierung unter Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi führt seitdem Ägypten, mit Billigung der Bevölkerung, interimistisch. Obwohl der erste arabische Umsturz 2011 in Tunesien stattfand, gilt Kairo als «Mutter des Arabischen Frühlings» (Bilder: Gérard Al-Fil).



In Kairo kehren Leben und Touristen allmählich zurück, doch die Morgenidylle am Nil täuscht.



Der Verkehr fliesst wieder in Kairo, die Ausgangssperre ist längst aufgehoben…



…aber die Bevölkerung trägt schwere Lasten: wegen der Unruhen im Januar/Februar büsste die ägyptische Wirtschaft rund 20 Mrd. Dollar ein, die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei weit über 40%.



Mit dem Auto ist man zu Kairos Rush Hour nicht schneller als mit der Pferdekutsche.



Für das ancien régime haben die meisten Menschen nur noch Hohn und Spott übrig. «Die Auswahl der Tunichtguten», lautet der Titel dieses Plakats. Im Kreis rechts oben: «Teamchef Mubarak».



Über das «Soziale Netzwerk» Facebook organisierten sich zum Auftakt der Revolte am 25. Januar 2011 die meist jugendlichen Demonstranten. Bildausschnitt aus: The Egyptian Mail.



Die Fahne der Aufständischen in Libyen, die Gaddafi stürzen wollen, wird wie die Staatsflage Ägyptens als Souvenir feil geboten.



Der Polizei trauen nur wenige, doch das Militär ist bei den Menschen unerhört populär: Soldaten und Zivilisten auf dem Tahrir-Platz, dem «Herzen der ägyptischen Revolte».



Brot wird vom Staat subventioniert und kostet ein Ägyptisches Pfund (15 Rappen). Die meisten anderen Lebensmittel haben sich im Jahresvergleich um 20% verteuert.



Boutiquemode, wie hier im wohlhabenden Bezirk Zamalek, bleibt für viele der 82 Mio. Ägypter unerschwinglich. Nach 5,1% im 2010 wird die Wirtschaft im 2011 nur um 1.4% wachsen, schätzt Citigroup.


Die wachsende Religiösität ist auch in Kairo unverkennbar. Die unter Mubarak unterdrückte Moslembruderschaft könnte laut Umfragen bei den nächsten Wahlen mit über 30% der Stimmen rechnen.



Entgegen eines gängigen Vorurteils in Europa, sind Kirchtürme in der arabischen Welt weit verbreitet. Etwa jeder zehnte Ägypter bekennt sich zum christlich-koptischen Glauben.



Eingang zur Börse «Egyptian Exchange», an der seit dem 24. März nach sieben Wochen Schliessung wieder gehandelt wird.



Noch immer demonstrieren Jugendliche spontan, aber friedlich, für mehr Arbeit und dafür, dass Mubarak zur Rechenschaft gezogen wird.



Diese Ziege hält offenbar nicht viel von politischen Flugblättern…



Wohin steuert Ägypten? 77% der Wähler haben Mitte März einer neuen Verfassung zugestimmt. Im September 2011 werden Parlaments- und danach Präsidentschaftswahlen abgehalten.



Moneycab-Korrespondent Gérard Al-Fil in Kairo.

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