Tiefstzinsumfeld macht amortisieren für viele Hypothekarnehmer unattraktiv

Tiefstzinsumfeld macht amortisieren für viele Hypothekarnehmer unattraktiv
Stefan Heitmann, CEO MoneyPark. (Foto: MoneyPark)

Zürich – Dank historisch tiefen Zinsen profitieren viele Neukunden von ultragünstigen Finanzierungen oder Refinanzierungen. Allerdings macht dieses Zinsumfeld die Amortisation für viele Hypothekarnehmer unattraktiv, da am Kapitalmarkt im Schnitt nur eine Rendite erzielt werden muss, die dem Zinsfür die Hypothekentspricht.

Nur jeder zehnte Neukunde amortisiert freiwillig
Seit Juli 2014 müssen Hypothekarnehmer die zweite Hypothek – sprich eine Belehnung über 66 Prozent linear innerhalb von 15 Jahren oder aber bis zur Pension amortisieren. Die Hypothekarschuld unter 66 Prozent muss indes nicht amortisiert werden. Ein Immobilienbesitzer kann also die Schulden stehen lassen und die liquiden Mittel stattdessen am Kapitalmarkt investieren oder aber freiwillig weiter Schulden abbauen. Nur jeder zehnte Neukunde entscheidet sich jedoch für eine freiwillige Amortisation – unter den Refinanzierungskunden ist es dagegen jeder Dritte.

Tragbarkeit im Alter ist der wichtigste Grund für die freiwillige Amortisation
Im Rahmen einer kurzen, nicht repräsentativen Kundenumfrage, wollte MoneyPark wissen, ob Hypothekarnehmer planen, ihre Hypothek über die obligatorische Amortisation hinaus abzubezahlen.

Rund zwei Drittel der Befragten geben an, ihr Hypothekardarlehen auch freiwillig amortisieren zu wollen. Jeder zweite begründet diesen Entscheid mit der verbesserten Tragbarkeit im Alter, denn bei Eintritt ins Pensionsalter reduziert sich das Haushaltseinkommen schnell um 20 bis 40 Prozent – bei fehlenden Beitragsjahren oder Teilzeitarbeit auch schnell um über 50 Prozent. Bleiben die Zinszahlungen gleich hoch verschlechtert sich die Tragbarkeit oft signifikant. Die meistgenannten Gründe gegen eine freiwillige Amortisation sind die steuerliche Abzugsfähigkeit von Schuldzinsen aber auch der Bedarf an Liquidität.

Wann lohnt sich die freiwillige Amortisation?  
Durch die Amortisation verringert sich die Zinsbelastung (zumindest bei der direkten Amortisation) gleichzeitig steigt aber die Steuerbelastung, da weniger Schuldzins geltend gemacht werden kann. Neben dem direkten Steuereffekt gilt es die Opportunitätskosten der Amortisation zu beachten. Denn wer amortisiert, kann die liquiden Mittel nicht mehr privat am Kapitalmarkt anlegen. Sobald die erwartete Rendite nach Steuer höher ist als der Hypothekarzins nach Steuer, lohnt es sich, die Schulden stehen zu lassen. Die Höhe der Steuerbelastung – sprich der Grenzsteuersatz hat somit einen signifikanten Einfluss auf die Anreize zum Schuldenabbau. Dabei gilt: je höher der Grenzsteuersatz, desto weniger lohnt sich eine Amortisation. Dies weil bei höherem Grenzsteuersatz die Ersparnis aufgrund der Abzugsfähigkeit des Schuldzinses vom steuerbaren Einkommen höher ausfällt. Auch deshalb amortisieren höhere Einkommen weniger stark als tiefere.

Welche Rendite muss ein Anleger erzielen, damit sich Investieren statt Amortisieren lohnt?
Sobald die erwartete Rendite nach Steuer höher ist als die Hypothekarzinsen nach Steuer, lohnt es sich, die Schulden stehen zu lassen und stattdessen zu investieren. Es wird also bei höherem Grenzsteuersatz für den Hypothekarnehmer einfacher, die notwendige Rendite zu erwirtschaften, damit sich Investieren mehr lohnt statt Amortisieren.

Welcher Investmenttyp sollte amortisieren?  
Für Anleger, die ihr Geld auf dem Sparkonto parkieren oder rein in sichere Anlagen wie Staatsanleihen investieren, ist unabhängig vom Zinsumfeld die Amortisation profitabel. Dies, weil sich Hypothekarzinsen und die Renditen der Eidgenossen im Gleichschritt entwickeln und eine stark positive Korrelation aufweisen. Anders verhält sich der Aktienmarkt zum Zinsumfeld: Sinken die Renditen der Eidgenossen steigen die Kurse im Aktienmarkt generell eher an. „Schon ein geringer Aktienanteil bspw. 20 Prozent auf den SMI reicht deshalb im derzeitigen Zinsumfeld aus, damit sich der freiwillige Schuldenabbau nicht mehr lohnt“, erklärt Stefan Heitmann, CEO von MoneyPark.

Fazit
Für Hypothekarnehmer, die in den letzten zwei bis drei Jahren eine günstige Finanzierung oder Refinanzierung abschliessen konnten, lohnt sich eine Amortisation der Hypothekarschuld über die geforderte zwei Drittel-Grenze hinaus häufig nicht. Dies, weil der Hypothekarnehmer am Kapitalmarkt nur eine geringe Rendite, erzielen muss. Bereits ab einem geringen Anteil Aktien lohnt sich somit ein freiwilliger Schuldenabbau meist nicht mehr. Für ultrakonservative Anleger, die ihr Geld auf dem Sparkonto parkieren, lohnt sich die Amortisation hingegen unabhängig vom Zinsniveau immer.  (MoneyPark/mc/ps)

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