Nachhaltigkeit: Unternehmenschefs beklagen geringe Fortschritte

Nachhaltigkeit: Unternehmenschefs beklagen geringe Fortschritte
(Bild: rangizzz - Fotolia.com)

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Zürich – Zwei von drei Firmenchefs sind der Meinung, dass Unternehmen nicht genügend tun, um global nachhaltiger zu wirtschaften. Die grosse Mehrheit der Top-Manager steht weiter hinter dem Konzept der Nachhaltigkeit, wünscht sich aber mehr Unterstützung durch die Politik. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der CEO-Nachhaltigkeitsstudie des United Nations Global Compact und des Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleisters Accenture.

Immer mehr Firmenlenker verstehen Nachhaltigkeit als Chance. 78 Prozent sehen darin eine Möglichkeit, weiter zu wachsen und innovativer zu werden, und 79 Prozent glauben, dass sie durch nachhaltigeres Wirtschaften künftig einen Wettbewerbsvorteil in ihrer Branche haben werden. Jedoch hindern die momentane wirtschaftliche Lage und widerstreitende Prioritäten die Firmenchefs daran, Nachhaltigkeit in ihren Unternehmen zu verankern.

Zahlreiche Hindernisse
Wie schon 2010 erachten 93 Prozent der Befragten Umweltbelange, soziale Fragen und verantwortungsvolle Unternehmensführung als wichtig für die geschäftliche Zukunft ihrer Firmen. Allerdings ist die Zahl derjenigen, die Nachhaltigkeit für sehr wichtig halten, von 54 Prozent vor drei Jahren auf jetzt 45 Prozent gesunken. In Europa sind es sogar nur noch 34 Prozent. Andererseits ist die grosse Mehrheit (84 Prozent) der Meinung, dass die Wirtschaft Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit sein sollte, verweist aber auf eine Reihe von Hindernissen:

  • Grösste Hürde ist demnach der Mangel an Kapital (51 Prozent). Für 40 Prozent der Unternehmensführer erschwert die derzeitige wirtschaftliche Lage die Einbettung entsprechender Massnahmen in ihr Kerngeschäft.
  • Die Verbindung zwischen Nachhaltigkeit und Geschäftserfolg herzustellen, wird zunehmend als Problem erkannt. Sahen im Jahr 2007 nicht einmal jeder Fünfte (18 Prozent) diesen Punkt als kritisch, so sind es in diesem Jahr bereits mehr als ein Drittel (37 Prozent). Genauso viele Firmenchefs (38 Prozent) glauben, den Wertbetrag von Nachhaltigkeit tatsächlich angemessen quantifizieren zu können. Im deutschsprachigen Raum sind es deutlich weniger (17 Prozent). Und während 46 Prozent der Firmenlenker angeben, über eine dezidierte Strategie für zukunftsgerichtetes Handeln zu verfügen, sind es weltweit mit 56 Prozent erheblich mehr.
  • Nur wenige CEOs (15 Prozent) sind der Ansicht, dass sich Nachhaltigkeit als unverzichtbares Kaufkriterium durchgesetzt hat. Die grosse Mehrheit (82 Prozent) hält aber genau das für entscheidend, damit das Konzept seine verändernde Wirkung voll entfalten kann. Fast jeder Zweite (46 Prozent) glaubt allerdings, dass für Konsumenten der Preis, die Qualität und die Verfügbarkeit immer wichtiger sein werden als die Nachhaltigkeit eines Produktes.
  • Für 52 Prozent aller Befragten ist das Interesse von Investoren an Nachhaltigkeit ein Anreiz, um entsprechende Massnahmen in ihrem Unternehmen anzustossen. Jedoch gaben nur 12 Prozent Druck von Investoren als entscheidende Motivation für ihr Handeln an. 69 Prozent glauben, dass die Interessen der Finanziers ihr Handeln in Zukunft mehr in Richtung Nachhaltigkeit beeinflussen wird.
  • Die Studie zeigt auch unterschiedliche Prioritäten: Während weltweit vor allem Wachstum und Bildung als wichtig für den zukünftigen Geschäftserfolg identifiziert werden, nennen besonders viele CEOs im deutschsprachigen Raum Energie (57 vs. 39 Prozent global) und den Klimawandel (37 vs. 29 Prozent global) als die grössten Herausforderungen.

„Die gute Nachricht ist: Eine überwältigende Mehrheit der befragten Manager steht hinter der Idee der Nachhaltigkeit und sieht darin die Chance für Wachstum und Innovation“, sagt Alexander Holst, Managing Director und Leiter Sustainability Services bei Accenture für Deutschland, Österreich und die Schweiz.

„Die grosse Schwierigkeit liegt darin, das volle Potenzial von Unternehmen zu entfalten, um Märkte und Gesellschaften rund um den Globus nachhaltiger zu gestalten. Das zeigt die Studie deutlich“, so Georg Kell, Executive Director vom UN Global Compact. „Vom Marktführer bis zum Kleinunternehmen haben sich tausende von Unternehmen auf eine verantwortungsvolle Unternehmensführung verpflichtet – diesen Schwung gilt es zu nutzen.“

Bessere Zusammenarbeit mit Regierungen und mehr Markteingriffe
Die CEOs wünschen sich eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Regierungen und politischen Entscheidern, so ein weiteres Ergebnis der Befragung. 42 Prozent nennen die Regierung als einen der drei wichtigsten Ansprechpartner in Sachen Nachhaltigkeit, verglichen mit 32 Prozent im Jahr 2007. Die grosse Mehrheit (85 Prozent) verlangt klare politische Entscheidungen und eindeutige Marktsignale, die grünes Wachstum unterstützen.

Für 55 Prozent stehen dabei Regulierungen und Standards ganz oben auf der Wunschliste, gefolgt von Subventionen und anderen finanziellen Anreizen (43 Prozent). 31 Prozent sehen Änderungen in der Besteuerung als Mittel der Wahl. Weichere Methoden wie etwa freiwillige Selbstverpflichtungen oder mehr Transparenz unterstützen dagegen nur 21 Prozent.

Nachhaltigkeit messbar machen
„Eine zentrale Herausforderung für Unternehmen bleibt jedoch, Nachhaltigkeit messbar zu machen. Die meisten Unternehmen tun sich momentan noch schwer zu demonstrieren, in welchem Umfang Nachhaltigkeit wirklich zum Geschäftserfolg beiträgt – und zwar in harten Zahlen und Fakten. Erst wenn das gelingt, lassen sich auch die Investoren davon überzeugen, dass das der richtige Weg ist“, so Alexander Holst.

Für die Befragung bewerteten insgesamt 1‘000 Unternehmensleiter in 103 Ländern den Fortschritt der globalen Wirtschaft im Bereich der Nachhaltigkeit, darunter 60 in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Studie erscheint alle drei Jahre und ist die weltweit grösste Befragung von CEOs zu diesem Thema. Sie umfasst ausserdem ausführliche Interviews mit 75 Top-Managern und analysiert, wie es Unternehmen gelingt, Nachhaltigkeit und Geschäftserfolg miteinander zu verbinden. (Accenture/mc/pg)

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