ODDO BHF: EU will bis 2050 eine Wirtschaft mit Nettonull-Treibhausgasemissionen erreichen

ODDO BHF: EU will bis 2050 eine Wirtschaft mit Nettonull-Treibhausgasemissionen erreichen
Patrick Suck, Fondsmanager des ODDO BHF Polaris Flex. (Bild: XING)

Von Patrick Suck, Fondsmanager des ODDO BHF Polaris Flexible Fonds

Die politische Unterstützung für den Schutz von Klima und Umwelt war in den letzten Jahren ein Treiber für grüne Aktien. Der Einmarsch Russlands in der Ukraine hat diesen Trend nun noch beschleunigt. Steigende Rohstoffpreise und der Druck, den Energiemix weniger abhängig von russischen fossilen Brennstoffen zu machen, erhöhen die Dringlichkeit der Dekarbonisierung. Der von der Europäischen Kommission am 8. März vorgestellte Aktionsplan «REPowerEU» zielt darauf ab, die Gasversorgung zu diversifizieren und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Derzeit importiert die EU rund 90 % ihres jährlichen Gasverbrauchs, davon 45 % aus Russland. Die jüngsten Ereignisse sind also ein klarer Weckruf für die EU, und das Ziel ist nun, die Abhängigkeit von russischem Erdgas um zwei Drittel zu verringern.

Mit gebotener Sorgfalt vorgehen
Die notwendige Energiewende eröffnet Wachstumsperspektiven in Bereichen wie saubere Energie und Energieeffizienz. Viele «grüne» Aktien mit hohen Bewertungen und geringer Preissetzungsmacht sind für gewisse Anlageansätze derzeit nicht attraktiv. Andere Technologien, die zur Verringerung der Gasabhängigkeit beitragen könnten, erscheinen kurz- und mittelfristig weniger attraktiv. Verflüssigtes Erdgas (LNG) und Wasserstoff zum Beispiel dürften in Europa kurz- bis mittelfristig nicht konkurrenzfähig sein. Erstere sind relativ ineffizient und kohlenstoffintensiv, letztere sind stark von grüner Energie abhängig und derzeit wirtschaftlich nicht wettbewerbsfähig. Andere Segmente der Energiewende bieten Analysen zufolge jedoch interessante Investitionsmöglichkeiten.

In diesem Zusammenhang könnten Konzerne vom REPowerEU-Plan profitieren, die eine starke Preissetzungsmacht haben und ein hohes Engagement in Europa aufweisen.

Ein paar konkrete Beispiele
Schneider Electric ist einer dieser Konzerne. Schneider gehört zu den weltweit grössten Anbietern von Produkten, Systemen und Software, die darauf abzielen, die Nutzung von elektrischer Energie zu verbessern und die Produktionseffizienz zu steigern. Das Angebot des Konzerns hilft beim verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien, verbessert die Effizienz elektrischer Energie und erhöht die Sicherheit durch kombinierte Steuerungs- und Optimierungsprodukte für Nieder- und Mittelspannungsanwendungen und sichere Stromversorgung. Der Konzern ist mit rund 30 % seines Gesamtumsatzes in Europa engagiert und sollte es in einem inflationären Umfeld schaffen, seine Marge trotz der Abriegelung Chinas und der Verteuerung von Rohstoffen wie Kupfer zu halten.

Ein weiterer Nutzniesser dieses Plans dürfte Siemens sein. Der Bereich Digital Industries des Konzerns zielt auf eine verbesserte Produktionseffizienz und -produktivität ab, wobei alle Produkte, Systeme und Software mit dem Thema der vierten industriellen Revolution verbunden sind. Der Bereich Smart Infrastructure konzentriert sich auf die Steigerung der Energieeffizienz und Sicherheit in Nieder- und Mittelspannungsanwendungen. Die Produkte von Siemens konnten die Treibhausgasemissionen seit ihrer Inbetriebnahme konkret um rund 90 Millionen Tonnen reduzieren.

Die Übernahme des Energiegeschäfts seines spanischen Konkurrenten ACS für 4,9 Mrd. Euro im vergangenen Jahr sollte es dem französischen Bauunternehmen Vinci ermöglichen, in den Markt für erneuerbare Energien zu expandieren. Da die Gruppe selektiver als ihre Konkurrenten vorgeht, wird sie sich mehr auf die Margen (IRR zwischen 8-15%) als auf die Volumina konzentrieren und dürfte ihr Geschäft mit erneuerbaren Energien bis 2030 um mindestens +10% pro Jahr steigern.

Kürzlich wurden erste Positionen in einem der Schlüsselunternehmen für die Verringerung der europäischen Abhängigkeit von russischem Öl und Gas übernommen: Equinor. Equinor ist ein Öl- und Gasunternehmen mit Sitz in Norwegen. Ein Grossteil seiner Produktion findet in der Nordsee statt, was geografische und politische Risiken verringert. Die Produktion ist zu etwa gleichen Teilen auf Öl und Gas aufgeteilt, wodurch das Unternehmen 60 % weniger kohlenstoffintensiv ist als seine Konkurrenten. Equinor hat mit einem AAA ESG-Rating und einem klaren und detaillierten Transformationsplan (Net Zero im Jahr 2050) die beste ESG-Bilanz in seinem Sektor. Konkret baut Equinor derzeit in der norwegischen Nordsee den grössten schwimmenden Offshore-Windpark der Welt. Das Unternehmen war nie in einen grösseren Umweltskandal verwickelt. (ODDO BHF/mc/ps)

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