Robeco: Schwellenländeranleihen – Wiedergewonnenes Momentum

Robeco: Schwellenländeranleihen – Wiedergewonnenes Momentum
Diliana Deltcheva, Head of Emerging Market Debt, Robeco. (Foto: Robeco)

Von Diliana Deltcheva, Head of Emerging Market Debt, Robeco

Schwellenländeranleihen etablieren sich zunehmend als feste Säule für Rendite und Diversifikation in gemischten Portfolios.

Lange galten sie als Randposition in globalen Anlagestrategien – doch nach Jahren, die von Pandemie, geopolitischen Spannungen und einem weltweiten Straffungszyklus der Geldpolitik geprägt waren, tritt diese Anlageklasse in eine neue Phase ein: besser ausbalanciert, weniger anfällig für externe Schocks und gestützt auf solidere Fundamentaldaten.

Der Ausstieg aus dem Restrukturierungszyklus
Die vergangenen Jahre waren für Anleger in Schwellenländern herausfordernd: Einbruch der Rohstofferlöse, steigende globale Zinsen und eine Welle staatlicher Zahlungsausfälle. Diese „Bereinigungsphase“ scheint nun weitgehend abgeschlossen. Die Risikoprofile haben sich verbessert, die Bilanzen wurden gestärkt, und die meisten Regierungen verfügen heute über höhere Währungsreserven – nicht zuletzt dank der Neubewertung ihrer Goldbestände.

Vor diesem Hintergrund dürfte das Risiko weiterer Herabstufungen in den kommenden 12 bis 24 Monaten begrenzt bleiben. Für Investoren in Hartwährungsanleihen bedeutet das eine höhere Visibilität bei den erwarteten Renditen: Fundamentaldaten gewinnen wieder stärker an Bedeutung als externe Schocks.

Begrenzte Volatilität und attraktives Rendite-Risiko-Profil
Hartwährungsanleihen aus Schwellenländern weisen typischerweise eine geringere Volatilität auf als Aktien – unabhängig davon, ob es sich um Titel aus Industrie- oder Schwellenländern handelt. Der Grund liegt in der oft negativen Korrelation zwischen Kreditspreads und Leitzinsen: Steigen die Zinsen, neigen Risikoaufschläge dazu, sich zu verengen, was die Gesamtrendite stabilisiert. In einem Umfeld, in dem Anleger Rendite suchen, ohne übermässige Risiken einzugehen, ist dieses Gleichgewicht besonders wertvoll.

Währungsdynamik: Rückenwind für Lokalwährungsanleihen
Im Bereich der Lokalwährungsanleihen zeichnet sich ein Wendepunkt ab. Nach einem Jahrzehnt, das von der Stärke des US-Dollars dominiert war, kehrt sich der Trend allmählich um. Die zunehmende Umverteilung globaler Kapitalflüsse weg von den USA, eine festere Euro-Entwicklung und reduzierte Deviseninterventionen in Asien schaffen ein günstigeres Umfeld für Schwellenländerwährungen.

Das Wachstumspotenzial bleibt höher als in Industrieländern, und viele Zentralbanken in den Emerging Markets haben nun Spielraum, ihre Geldpolitik zu lockern. Diese Faktoren stützen die Performance von Lokalwährungsanleihen, deren langfristige Renditen aktuell über jenen von Hartwährungsanleihen liegen.

Deutliche regionale Unterschiede
Die Anlagechancen sind jedoch nicht einheitlich verteilt. In Asien bieten die Emittenten mit den höchsten Ratings historisch enge Spreads, was das Renditepotenzial begrenzt. In mehreren lateinamerikanischen Märkten hingegen erscheinen die Bewertungen attraktiver – gestützt durch verbesserte Terms of Trade und zunehmende politische Stabilität.

Märkte in Mittel- und Osteuropa stechen ebenfalls hervor, begünstigt durch einen starken Euro und weiterhin hohe Realzinsen. In Afrika und dem Nahen Osten ist das Bild gemischt: Die fiskalische Stärke vieler Rohstoffexporteure kompensiert teilweise die Risiken, die mit der Volatilität der Energiepreise einhergehen.

Die Bedeutung von Selektion und aktivem Management
Schwellenländer zeichnen sich durch eine hohe Streuung aus – in der Datenqualität, der Geldpolitik und den politischen Zyklen. Diese Heterogenität schafft ein fruchtbares Umfeld für aktives Management, insbesondere im Bereich der Lokalwährungsanleihen.

Reine Indexansätze schneiden langfristig häufig schwächer ab – gebremst durch Quellensteuern, eingeschränkte Liquidität oder die Unfähigkeit, Wendepunkte in lokalen Zyklen zu erfassen. Aktives Management hingegen ermöglicht es, Zins- und Währungsrisiken gezielt auszubalancieren, Länder mit Erholungspotenzial zu identifizieren und jene zu meiden, die an der Schwelle zur Krise stehen. In einer Welt, in der Informationen weder homogen noch vollständig transparent sind, bleibt die Kombination quantitativer Modelle mit einer qualitativen Fundamentalanalyse entscheidend.

Eine Anlageklasse mit Zukunft
Zusammenfassend profitieren Schwellenländeranleihen – ob in harter oder lokaler Währung – heute von einem strukturell stärkeren Umfeld: gesünderen Bilanzen, grösseren Reserven, attraktiven Renditen und begrenzter Volatilität.

Sie entwickeln sich zunehmend zu einer zentralen Säule globaler Rentenportfolios – mit Potenzial für Diversifikation, laufende Erträge und Neubewertungschancen im Zuge der fortschreitenden wirtschaftlichen Konvergenz zwischen Industrie- und Schwellenländern. (Robeco/mc/ps)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert