Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Der Mann mit dem Feuermal

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Der Mann mit dem Feuermal
Michail Gorbatschow während seiner Amtszeit als sowjetischer Staatspräsident.

Voller Bewunderung für das Traumpaar, hatten wir unsere zweite Tochter Rai(s)sa genannt, nach Raissa Gorbatschowa (+ 20. September 1999), der Ehefrau von Michail Gorbatschow (+ 30.8.2022). Solle niemand sagen, ich habe was gegen Russinnen und Russen.

Die promovierte First Lady der ehemaligen Sowjetunion war eine hochintelligente und charismatische Persönlichkeit, die dem gerade verstorbenen letzten Staatschef und Staatspräsidenten der Sowjetunion sowie Parteichef der KPdSU auch in der Politik als Sparringspartner stets zur Seite stand. Anders als viele Ehefrauen und Konkubinen der Kremlführer scheute sie das Licht der Öffentlichkeit nicht und stand ihrem Mann stets selbst auf allen Reisen zur Seite.

Nachruf auf einen der Grössten – Eine Art Presseschau
Der australische Premierminister Anthony Albanes würdigt den in Moskau gestorbenen Friedensnobelpreisträger als einen Friedensstifter, der die Welt um vieles besser gemacht hat: «Er befreite die Nationen Osteuropas aus dem Gefängnis der Sowjetherrschaft und trug dazu bei, den Kalten Krieg zu beenden.»

Der russische Oppositionspolitiker Grigori Jawlinski sagte «Gorbatschow hat Millionen von Menschen die Freiheit gegeben – in Russland und seinem Umfeld und noch dazu der Hälfte Europas.» Jawlinski und seine Partei Jabloko gehören zu den letzten Resten der Opposition in Russland. Es liege auch heute in der Verantwortung der Russen, die damals geschenkte Freiheit zu nutzen, schreibt Jawlinski und hebt, mit gekonntem Seitenhieb auf P. heraus: Gorbatschow habe sein Volk trotz unbegrenzter Machtbefugnisse nicht bestohlen.» Jawlinski spricht damit die Selbstbereicherungsmentalität an, die sich seiner Meinung nach in der russischen Diktatur unter Putin und Medwedew über die Jahrzehnte etabliert hat.

Nach Auffassung des editorial boards der Washington Post hat Gorbatschow zum ersten Mal seit 1917 in der Sowjetunion das Virus der Freiheit verbreitet.

Ein Virus, das übrigens die neue alte Klasse Russlands bekämpfte und weiter bekämpft, als wäre es die Pest. Von Djilas über Hayek bis Popper haben namhafte Denker die Korrumpierung der kommunistischen Idee vorhergesagt, als Folge einer egoistischen Pfründewirtschaft, die wiederum in der Folge zum wirtschaftlichen Abschwung führt.

Vom Deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier ging ein warmherziges Kondolenzschreiben an Gorbatschows Tochter Irina Wirganskaja über ihren Vater: „Deutschland bleibt ihm verbunden, in Dankbarkeit für seinen entscheidenden Beitrag zur deutschen Einheit, in Respekt für seinen Mut zur demokratischen Öffnung und zum Brückenschlag zwischen Ost und West, und in Erinnerung an seine grosse Vision von einem gemeinsamen und friedlichen Haus Europa“…„Wer ihn in den letzten Jahren erlebt hat, konnte spüren, wie sehr er daran litt, dass dieser Traum in immer weitere Ferne rückte.“
Gorbatschow hat für sein eigenes Land das kostspielige Afghanistan-Abenteuer Breschnews und ein wirtschaftlich selbstmörderisches atomares Wettrüsten gestoppt und die Wirtschaft weitgehend liberalisiert, konnte aber die Erosion des Bruttoinlandsproduktes durch den stufenweisen Zerfall der Sowjetunion nicht verhindern.

Richtung Verzwergung
Das langgestreckte Feuermal auf der Stirn von Michail Gorbatschow mag an die geographischen Umrisse der ehemaligen Sowjetunion erinnern, mit einem weiten Zipfel, der nach Europa reicht. Ein Mahnmal für zukünftige Generationen? Die Putinsche Reaktion auf Gorbatschows Tod fiel denkbar knapp aus: Der Kremlsprecher liess verlauten, Putin werde ein Kondolenz-«Telegramm» senden. Das passt zum archaischen Bild, das Russland abliefert. Die russische Wirtschaft ist nicht mehr steuerbar, viele Produkte veraltet. Das BIP schwankt schon seit den 90er-Jahren unkontrollierbar in erster Linie im Rhythmus der Höhen und Tiefen der Energiepreise. Die Sanktionen nabeln nun das Land zunehmend von der Hightech-Welt ab.

BILD sendete «Gorbi ist tot», als handele es sich um eine plakative Reklamefigur. Das war Gorbatschow nicht. Er liebte die Wahrheit. Das vertrugen viele seiner Landsleute leider nicht. Sie hängen lieber dem Traum eines imperialen grosskotzigen Russlands nach, weitergesponnen von den staatlich kontrollierten Medien, die Gorbatschow gar CIA-Verbindungen anzudichten versuchten. Putin und Gorbatschow haben sich im Übrigen seit 2006 keines Blickes mehr gewürdigt. Michail Gorbatschow war Sohn eines Russen und einer Ukrainerin. Mit ihm wäre Russland nie so tief wie jetzt gesunken. «Gorbatschow verachtete den Krieg und stelle die Menschenrechte über die Staatsraison und persönliche Macht», wie Dmitry Muratov, Chefredakteur der Novaya Gazeta aus Moskau, in seinem Nekrolog schrieb.


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