Schnelle E-Bikes auf dem TCS-Prüfstand

Schnelle E-Bikes auf dem TCS-Prüfstand

Die fünf getesteten E-Bikes. (Foto: TCS)

Bern – E-Bikes sind ein Renner: Jährlich werden über 40’000 Elektrovelos verkauft, wovon jedes 4. E-Bike zur schnellen Kategorie gehört. Der TCS hat von diesem Marktsegment fünf populäre Modelle getestet. Fazit: Obwohl die Qualität generell hoch ist, hat jedes der getesteten Bikes seine Stärken und Schwächen. Ausserdem sind die Unterhaltskosten viel höher als bei den traditionellen Velos. Wer 4000.- und mehr ausgeben will, tut gut daran, sich vor dem Kauf zu überlegen, zu welchem Zweck er ein E-Bike benötigt.

Angesichts der zunehmenden Popularität qualitativ hochstehender und leistungsfähiger E-Bikes hat der TCS eine Auswahl von fünf Elektrovelos im oberen Preissegment getestet. Die Wahl fiel auf folgende Modelle: Stromer Elite Power 48, Flyer T10 HS, Wheeler E-Allterra BionX HS, Raleigh Dover 40, und Dolphin Express.

Vor Kauf Bedürfnisanalyse vornehmen
Da viele Hersteller im «Baukastensystem» eine reichhaltige Zubehörpalette und somit den Kauf eines «massgeschneiderten» Velos anbieten, empfiehlt der TCS, vor dem Kauf eine Bedürfnisanalyse vorzunehmen, d.h. sich genau zu überlegen, wie häufig und wo man das gewünschte E-Bike einzusetzen gedenkt. Für den Test definierten die TCS-Tester folgendes Nutzerprofil: Herrenrad für eine 180 cm grosse Person, Preisspanne: 4000 bis 5000 Franken, Einsatzzweck: Für Pendler mit einem Arbeitsweg von 10 km. Sportliche Fahrweise. Aufgrund dieses Profils wurden die 5 oben erwähnten E-Bikes auf Herz und Nieren geprüft.

Wie wurde getestet?
Im Rahmen der ausführlichen Tests wurden folgende drei Kriterien beleuchtet. Erstens: Messungen: Akku- und Bremsleistung, die Gewichte von Fahrrad und Akku. Zweitens: Subjektive Bewertung von Antrieb, Schaltung, Fahrverhalten, Bremsen, Ergonomie, Beleuchtung, Akku-Handling und Beleuchtung durch 8 Testfahrer. Drittens: Erfassung der Reichweite. Ausserdem untersuchte ein «Velo Plus»-Fachmann die Qualität der Komponenten, die Reparaturfreundlichkeit sowie die Verfügbarkeit von Ersatzteilen der getesteten Markenräder.

Hohe Unterhaltskosten
Im Vergleich zu den normalen Velos sind die Unterhaltskosten bei den E-Bikes wesentlich höher. So kostet ein Ersatzakku (in der Regel nach vier Jahren fällig; die Energiespeicherkapazität beträgt nach 4 Jahren ca. 80%) mindestens 700 Franken. Nach einigen tausend Kilometern Fahrt ist zudem – je nach Modell – der Kauf eines neuen Kette-Ritzel-Satzes notwendig.

Testergebnisse
Mit knapp 4000 Franken das günstigste der getesteten Räder wurde das Wheeler E-Bike mit der Note sehr empfehlenswert bewertet. Es handelt sich um ein Tourenvelo mit BionX-Nachrüstsatz. Der Nabenmotor ist am Hinterrad angebracht. Bei maximaler Tretunterstützung liegt die Reichweite bei ungefähr 31 km. Ebenfalls die Note sehr empfehlenswert erhielt das Bike Stromer Elite Power 48, dessen sportliches Design zu gefallen weiss. Ein ästhetisches Detail: Der Akku ist im Rahmenrohr versteckt. Der leise und kraftvolle Nabenmotor ist im Hinterrad integriert. Die Reichweite im «Power-Modus» liegt bei ungefähr 29 km. Die im Vergleich kräftigste Unterstützung fordert die Batterie. Erwähnenswert ist die kurze Akku-Ladezeit von 3 Std 25 Minuten. In diesem Zusammenhang ein Wort zu den Ladegeräten: Top ist jenes des Wheeler BionX mit einem Wirkungsgrad von 90 Prozent; der Wirkungsgrad der anderen vier getesteten Ladegeräte liegt zwischen 71 und 80 Prozent. Die angegebenen Prozentzahlen zeigen auf, wie viele Prozente des bezogenen Stroms effektiv im Akku gespeichert werden.

Der Flyer T 10 HS verfügt über einen Mittelmotor, der auf die Kette wirkt, und über die hochwertigste Bremsanlage. Der getestete Flyer zeichnet sich durch die hohe Qualität von Fertigung und Komponenten aus. Die Reisegeschwindigkeit liegt mit Tretunterstützung bei rund 34 km/h. Der Raleigh Dover 40, mit 23 kg das «Leichtgewicht» der Testreihe, fährt sich ebenfalls angenehm und wird von einem auf die Kette wirkenden Mittelmotor angetrieben. Der Akku befindet sich wie beim Flyer hinter der Sattelstütze. Nicht besonders vorteilhaft ist die Akkuladezeit von 8 Stunden. Ein völlig eigenständiges Konzept wurde beim Dolphin Express umgesetzt. So liegt der Motor hinter der Sattelstütze. Auffallend ist der 7 kg schwere Riesenakku, der für eine Rekordreichweite von 55 km (Power-Modus) sorgt. Der etwas lautstarke Motor liefert die gewünschte, problemlose Tretunterstützung. Als Schwachpunkte notierten die Tester der TCS-Mobilitätsberatung das hohe Gewicht (29 kg) sowie das Fahrverhalten.

Effiziente Bremsen
Die getesteten E-Bikes erreichen mühelos Geschwindigkeiten von 35 bis 45 km/h und verfügen über entsprechend effiziente Bremsen. Bei insgesamt 8 Vollbremsungen wurde das «System Fahrwerk, Reifen und Bremsanlage» geprüft. Alle E-Bikes schafften die Vollbremsungen problemlos. Was den Bremsweg auf nasser Fahrbahn betrifft, lagen der Raleigh Dover 40 mit 11,6 m und der Flyer mit 11,1 hinter ihren Konkurrenten. Bezüglich Standfestigkeit der Bremsanlage waren die Modelle Flyer, Stromer und Raleigh mit ihren grösseren vorderen Bremsscheiben überlegen.

Fazit
Die getesteten Bikes haben ihren Preis. Anschaffung und Unterhalt sind im Vergleich zu einem normalen Velo deutlich teurer. Da viele E-Bikes individuell konfigurierbar sind, sollte man sich vor dem Kauf genau überlegen, wie man sein Elektrovelo einzusetzen gedenkt. Je grösser die gewünschte Reichweite, desto grösser der Akku, desto schwerer das Bike! – Wer Gewicht sparen will, sollte nur so viel Akkuleistung kaufen wie benötigt wird. Für komfortablere Touren empfehlen die Tester der TCS-Mobilitätsberatung einen Mittelmotor. Wer eine agilere Fahrweise bevorzugt, ist mit einem Nabenmotor und dem wie bei einem normalen Velo kurzen Radstand gut bedient. – Bei Reichweiten von 30 bis 60 km können Elektrovelos, bei einer Geschwindigkeit von 45 km/h mit Tretunterstützung, das ideale Fahrzeug für Pendler sein und beispielweise als Alternative zum Roller in Frage kommen.

Neue Sicherheitsvorschriften ab 1. Mai 2012
Am 1. Mai treten neue Vorschriften für Elektrofahrräder in Kraft. Unterschieden wird neu zwischen langsamen E-Bikes (Leicht-Motorfahrräder) und schnellen E-Bikes (Motorfahrräder). Für beide Kategorien gilt: Kinderanhänger sind erlaubt und das Benutzen von Radwegen ist obligatorisch. Ab 1. Juli ist das Tragen eines Velohelms beim Fahren schneller E-Bikes obligatorisch. Der TCS unterstützt diese Vorschriften. (TCS/mc/pg)

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