Schweizer Bauern übernehmen Vorreiterrolle in Europa

Schweizer Bauern übernehmen Vorreiterrolle in Europa

Pflanzenkohle (Foto: Delinat).

Bern – Schweizer Bauern dürfen als erste in Europa Pflanzenkohle als Bodenverbesserer einsetzen. Das Bundesamt für Landwirtschaft hat dem Delinat-Institut für Ökologie und Klimafarming im Wallis am 22. April eine entsprechende Bewilligung erteilt. Das Delinat-Institut sorgt für die Qualitätssicherung und zertifiziert die Nachhaltigkeit der Pflanzenkohle-Produktion.

In der Schweiz wird zertifizierte Pflanzenkohle bisher durch die Verora GmbH im Zuger Berggebiet und die Swiss Biochar GmbH in der Nähe von Lausanne hergestellt. Die Klimastiftung Schweiz unterstützt die Produktion von Pflanzenkohle, denn diese dient nicht nur als Bodenverbesserer, sondern ermöglicht auch die Reduktion von CO2 in der Atmosphäre. Pflanzenreste werden in Belmont sur Lausanne (VD) und Neuheim (ZG) in speziellen Pyrolyseanlagen energieautonom zu Kohle verarbeitet. Diese Pflanzenkohle ist porös wie ein Schwamm und kann deshalb Nährstoffe besonders gut speichern. Dank dieser Eigenschaft hat das Bundesamt für Landwirtschaft die Pflanzenkohle nun als Bodenverbesserungsmittel bewilligt. Die Bewilligung gilt bis die Pflanzenkohle in der Düngerbuchverordnung festgehalten wird. Dafür räumt der Bund drei Jahre Zeit ein. Nachdem in Japan die Pflanzenkohle schon seit 1984 als Bodenverbesserungsmittel zugelassen wurde, ist die Schweiz nun das erste Land in Europa, das Pflanzenkohle offiziell für den landwirtschaftlichen Einsatz autorisiert.

Führende Rolle der Schweiz
Verbunden ist die Schweizer Zulassung mit strengen Qualitäts- und Nachhaltigkeitsvorschriften. «Solche Vorschriften fehlen zum Beispiel in der Europäischen Union», erklärt Hans-Peter Schmidt, Leiter des Delinat-Instituts. In der EU ist der landwirtschaftliche Einsatz von Pflanzenkohle weder klar geregelt, noch explizit verboten. «In Deutschland ist Pflanzenkohle zum Beispiel als Futtermittel erlaubt und darf deshalb kompostiert und auf den Feldern ausgebracht werden», sagt Hans-Peter Schmidt. Es fehle aber eine genaue Definition, was als Pflanzenkohle gilt. In der Schweiz liegt mit der Bewilligung nun eine genaue Definition vor und strenge Qualitätskontrollen sind vorgeschrieben. Hans-Peter Schmidt freut sich über die klar geregelte Zulassungsvorschrift: «Mit der Bewilligung wird die Schweiz nun auch von Seiten der Behörden ihrer führenden Rolle in der Erforschung und im Einsatz der Pflanzenkohle gerecht.»

Kohlenstoff im Boden statt CO2 in der Atmosphäre
Die Pflanzenkohle-Anlage im zugerischen Neuheim wird von der Klimastiftung Schweiz mit einem Beitrag von 180’000 Franken unterstützt. Denn neben der Nährstoff-Speicherung bietet die Pflanzenkohle einen weiteren grossen Vorteil: Sie speichert langfristig den Kohlenstoff, den die Pflanzen beim Wachsen in Form von CO2 aufgenommen und gebunden haben. «Die Kohle bleibt über Jahrhunderte praktisch unverändert im Boden», erklärt Vincent Eckert, Geschäftsführer der Klimastiftung Schweiz. Das CO2 kann so der Atmosphäre aktiv entzogen und dauerhaft im Boden gespeichert werden.

Altes Wissen, neue Forschung
Die Pflanzenkohle stösst in der Forschung auf grosses Interesse. Mehr als 15 Universitäten, Hochschulen und Institute haben sich im renommierten Biochar Science Network of Switzerland zur Erforschung der facettenreichen Eigenschaften und Nutzungsmöglichkeiten der Pflanzenkohle zusammengeschlossen und beteiligen sich führend an dem von der EU geförderten European Biochar Research Network (eBRN). Vor über 1000 Jahren haben Ureinwohner im Amazonasbecken bereits Pflanzenkohle zur Verbesserung der wenig fruchtbaren Urwaldböden eingesetzt. Sie brachten mit Kohle angereicherte Komposte auf ihren Feldern aus und konnten ihre Erträge dadurch wesentlich steigern. Dank der Pflanzenkohle sind diese als Terra Preta bezeichneten Urwaldböden noch heute extrem fruchtbar. Die Pflanzenkohle verhindert, dass Nährstoffe aus dem Boden gewaschen werden. Sie ist also ein Bodenverbesserer, der selbst nicht aufgebraucht wird, sondern im Boden bestehen bleibt. Das Wissen um die Terra Preta ging mit dem Untergang der Urbevölkerung verloren und wurde erst in den letzten Jahren neu entdeckt. Über die Terra Preta Kultur mit Pflanzenkohle und das Potential «Mit Klimagärtnern die Welt zu retten und gesunde Lebensmittel zu produzieren», erschien im März ein Buch gleichen Titels im Oekom-Verlag. (KS/mc/hfu)

Über das Delinat-Institut
Das Delinat-Institut für Ökologie und Klimafarming ist eine gemeinnützige Forschungsstiftung mit Sitz im Wallis. Es gilt als eines der führenden Forschungszentren für CO2-Reduktion durch landwirtschaftliche Methoden und entwickelt Konzepte zur Sanierung von Ökosystemen. Das Delinat-Institut koordiniert die europäische Arbeitsgruppe zur Charakterisierung von Pflanzenkohle und entwickelte das Zertifizierungssystem für nachhaltige Pflanzenkohleproduktion. Nahezu 100 Weinbaubetriebe quer durch Europa arbeiten nach den Ökologie-Richtlinien des Institutes und nehmen an dessen Beratungsprogramm für Ökologie und Klimaschutz teil. Delinat ist der diesjährige Preisträger des deutschen CSR-Preis für den Schutz der weltweiten biologischen Vielfalt.

Über die Klimastiftung Schweiz
KMU fördern – Klima schützen. Nach diesem Motto unterstützt die Klimastiftung Schweiz Projekte kleiner und mittlerer Unternehmen, die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Stiftung hat seit der Gründung 2008 über 400 KMU mit mehr als sieben Millionen Franken unterstützt.

Die Klimastiftung Schweiz wurde als gemeinnützige, unabhängige Stiftung gegründet. Sie steht unter Bundesaufsicht und steht interessierten Firmen offen, die durch einen effizienten und gezielten Einsatz der Rückverteilung der CO2-Lenkungsabgabe den Klimaschutz verstärken wollen.
Seit Januar 2008 verlangt das CO2-Gesetz eine Abgabe auf Brennstoffen. Ein Teil der Abgaben fliesst zurück an die Wirtschaft. Vor allem grosse Dienstleistungsunternehmen erhalten mehr zurück, als sie bezahlt haben. Diese «Netto-Rückvergütung» setzen die Partnerfirmen der Klimastiftung Schweiz vollumfänglich für Klimaschutzmassnahmen von Schweizer und Liechtensteiner KMU ein.

Die Partner der Klimastiftung Schweiz
Die Schweizer und Liechtensteiner Dienstleister Allianz Suisse, Alternative Bank Schweiz AG, AXA Winterthur, Gebäude Versicherung Bern, Gebäudeversicherung Kanton Zürich, KPMG, Man Investments AG, PartnerRe, Pictet & Cie, PricewaterhouseCoopers, Raiffeisen Schweiz, Sanitas Krankenversicherung, SAP (Schweiz) AG, Sarasin & Cie AG, SCOR Services Switzerland AG, Swisscanto Asset Management AG, Swiss Life, Swiss Re, Vaudoise Assurances, Bank Vontobel, XL Insurance sowie die LGT, Liechtensteinische Landesbank und VP Bank sind Partner der Klimastiftung Schweiz.
Weitere Informationen: www.klimastiftung.ch

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