Schweizer Mitarbeitende arbeiten genauso gerne von zu Hause aus wie im Büro

Schweizer Mitarbeitende arbeiten genauso gerne von zu Hause aus wie im Büro
(Photo by Bench Accounting on Unsplash)

Zürich – Normal ist jetzt hybrid, und diese Art des Arbeitens könnte ein grundlegendes Umdenken bei der Messung der Leistung von Arbeitnehmenden bedeuten. Mitarbeitende sind nicht allzu zufrieden mit ihren Führungskräften. Dies weil es Führungskräften schwerfällt, mit ihren Teams in einer virtuellen, digitalen Welt in Kontakt zu treten und zu bleiben. Eine Verschlechterung bei der mentalen Gesundheit ist zudem ein sowohl bei Führungskräften als auch bei Arbeitnehmenden immer öfter auftretendes, neues Phänomen. Dies zeigt eine neue Studie der Adecco Gruppe.

Die Studie «Resetting Normal: Defining the New Era of Work» untersucht, wie sich die Einstellung zur Arbeit in den letzten 12 Monaten verändert hat. Sie identifiziert die die Schlüsselthemen, mit denen sich Unternehmen in dieser Zeit des Übergangs erfolgreich auseinandersetzen müssen. EDie Studie deckt 25 Länder und 15’000 Befragte in Büros auf der ganzen Welt ab, unter anderem auch die Schweiz.

Die wichtigsten Studienergebnisse

Hybride Arbeitsformen auf dem Vormarsch, Flexibilität ist der Schlüssel
Die Studie zeigt, dass weltweit ein grosser Teil (53%) der Arbeitnehmenden ein hybrides Arbeitsmodell wünscht, bei dem mindestens die Hälfte der Arbeitsleistung aus der Ferne erbracht wird. Ein grosser Teil der Arbeitnehmenden (71%) verfügt zu Hause über eine gutes Set-up, das ein effektives Arbeiten im Home-Office ermöglicht. Die letzten 18 Monate haben gezeigt, dass Homeoffice nicht mit Produktivitätseinbussen verbunden ist und dass eine umfassendere und flexiblere Arbeitsweise möglich ist. Mehr als drei Viertel der Arbeitnehmenden wollen weiterhin flexibel über ihren eigenen Zeitplan entscheiden und ins Büro zurückkehren, aber zu ihren eigenen Bedingungen. Dies gilt insbesondere für die jüngere Generation und für Eltern, die mehr Zeit im Büro verbringen wollen. Eltern wollen beispielsweise mehr Zeit im Büro verbringen (51%) als diejenigen Mitarbeitenden, die keine Kinder haben (42%).

Produktivität und Ergebnisorientiertheit
Während viele von der hybriden Arbeitsweise profitiert haben, hat nicht jede/r positive Erfahrungen damit gemacht. Fragen zur Länge der Arbeitswoche müssen angegangen werden, da die Zukunft flexibel bleibt. Die Erwähnung langer Arbeitszeiten hat im letzten Jahr um 14% zugenommen, und mehr als die Hälfte der Arbeitnehmenden (57%) gaben an, dass sie die gleiche Arbeit auch in weniger als 40 Stunden erledigen könnten. Mehr (73%) Arbeitnehmenden und Führungskräfte fordern, dass sie an Ergebnissen und Resultaten gemessen werden und nicht an der Arbeitszeit – ein Trend, der bereits 2020 stark ausgeprägt war.

Schlechte mentale Gesundheit als schnell wachsendes Problem
Der Bericht zeigt auch, dass wir Gefahr laufen, eine neue Generation von Führungskräften zu verlieren – mehr als die Hälfte der jungen Führungskräfte (54%) leidet unter Burnout, und drei von zehn Arbeitnehmenden geben allgemein an, dass sich ihre psychische und physische Gesundheit in den letzten zwölf Monaten verschlechtert hat. Unternehmen müssen neu bewerten, wie sie ihre Mitarbeitenden im Rahmen des neuen hybriden Arbeitsmodells besser unterstützen und ihnen Ressourcen für ihr Wohlbefinden zur Verfügung stellen können. 67% der Nicht-Führungskräfte geben an, dass die Führungskräfte ihre Erwartungen hinsichtlich der Kontrolle ihres psychischen Wohlbefindens nicht erfüllen.

Führungsdefizit
In ähnlicher Weise besteht eine grosse Diskrepanz zwischen der Einschätzung der eigenen Leistung durch die Führungskräfte und der Meinung ihrer Mitarbeitenden. Die Zufriedenheit mit der Führung ist gering, nur ein Drittel der Nicht-Führungskräfte hat das Gefühl, dass sie im Unternehmen die gebührende Anerkennung erhalten, und nur die Hälfte aller Arbeitnehmenden ist der Meinung, dass ihre Führungskräfte die Erwartungen in Bezug auf die Förderung einer guten Arbeitskultur (48%) oder die Unterstützung ihrer Work-Life-Balance (50%) erfüllt oder übertroffen haben. Besonders ausgeprägt ist dies in Westeuropa und Japan, wo die Zufriedenheit mit den Führungskräften am geringsten ist.

Wenn Mitarbeitende ihre Karriere hinterfragen
Schliesslich zeigen die Ergebnisse, dass Motivation und Engagement auf einem Tiefstand sind. Weniger als die Hälfte der Mitarbeitende sind mit den Karriereaussichten in ihrem Unternehmen zufrieden und fast zwei von fünf Arbeitnehmenden ziehen einen Jobwechsel in Erwägung. 41% der befragten Mitarbeitenden ziehen nämlich einen Wechsel zu einem Arbeitsplatz mit flexibleren Arbeitsmöglichkeiten in Betracht. Die vorhergesagte «grosse Kündigung» ist noch nicht in Sicht, aber es ist jetzt an der Zeit, dass die Unternehmen wieder eine Verbindung zu ihren Arbeitnehmenden aufbauen. Darüber hinaus sind zwei Drittel der Arbeitnehmenden zuversichtlich, dass die Unternehmen wieder verstärkt Personal einstellen werden, wobei Sicherheit, Beschäftigung, Kultur, Wohlbefinden und Entwicklung die wichtigsten Aspekte zukünftigen Arbeitswelt sind.

Monica Dell’Anna, Chefin der Adecco Gruppe Schweiz, erklärt: “Schweizer Mitarbeitende schätzen die dazugewonnene Flexibilität des hybriden Arbeitens sehr. Gleichzeitig freuen sie sich im Vergleich zu anderen Ländern besonders stark, wieder ihre Kollegen zu sehen und ins Büro zurückzukehren. Was man dabei nicht vergessen darf ist, dass jede/r Mitarbeitende anders ist. Führungskräfte sind gefordert, im Rahmen eines hybriden Arbeitens einerseits auf die Fähigkeiten und Stärken der Mitarbeitenden einzugehen, andererseits die Motivation und Gesundheit der Mitarbeitenden hoch zu halten. Dies bei gleichzeitig wachsendem Fachkräftemangel und der Tatsache, dass es so schwer ist wie schon lange nicht mehr, gute Fachkräfte zu finden. Im Vergleich zum Vorjahr sind nämlich gemäss unsere Swiss Job Market Index die offenen Stellen in 2. Quartal 2021 um 28% gewachsen.» (Adecco/mc/pg)

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