Schweizer VR-Gremien: Hohe Internationalität – tiefe Frauenquote

Schweizer VR-Gremien: Hohe Internationalität – tiefe Frauenquote

Zürich – Bereits zum siebten Mal hat Heidrick & Struggles die 400 grössten kotierten Gesellschaften Europas hinsichtlich ihrer Corporate Governance untersucht und die Resultate in einer umfassenden Studie mit dem Titel „Challenging Board Performance“ publiziert.

Im Bericht wurden Daten aus 15 Ländern (Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Finnland, Frankreich, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Schweden und Schweiz) ausgewertet. Basis bildeten die 2010 publizierten Jahresberichte der börsenkotierten Unternehmen.

Weiche Faktoren nach wie vor vernachlässigt
Die Haupterkenntnis aus der Studie bezieht sich auf die Führungsqualitäten der obersten Leitungsgremien: Trotz grosser Bemühungen, die Corporate Governance zu verbessern, wird weichen Faktoren wie etwa dem Führungsstil des Verwaltungsratspräsidenten, der Dynamik innerhalb des Gremiums oder der Verbesserung von komplexen Beziehungen (vor allem zwischen den unabhängigen Verwaltungsräten und den operativ tätigen Mitgliedern) noch immer zu wenig Beachtung geschenkt. Heidrick & Struggles zieht deshalb folgendes Fazit:

  • Verwaltungsratsgremien müssen sich verjüngen und besser diversifizieren.
  • Entgegen dem Trend, dass Geschäftsleitungsmitglieder häufig aus der gleichen Branche rekrutiert werden, sollen Verwaltungsräte aus unterschiedlichen Bereichen stammen.
  • Verwaltungsratsmitglieder mit einem internationalen beruflichen Hintergrund sind in Zukunft noch stärker gefragt.
  • In der Vergangenheit wurden Verwaltungsräte aufgrund ihrer Erfahrung als CEO rekrutiert; in Zukunft spielen strategische Fähigkeiten und Markt-Know-how eine grössere Rolle.

Gute Noten in Sachen Transparenz
Des Weiteren attestiert der Bericht den Schweizer Unternehmen gute Noten in der Transparenz und eine überdurchschnittliche Unabhängigkeit des Verwaltungsrates. Über 81% der Schweizer Gesellschaften haben mehr als drei Verwaltungsratsausschüsse. Am weitesten verbreitet sind der Prüfungs-, der Entschädigungs-, der Nominierungs- sowie der Corporate Governance-Ausschuss. Ein Wermutstropfen ortet Wolfgang Schmidt-Soelch, CEO von Heidrick & Struggles Schweiz, in der Selbstevaluation des Verwaltungsrates, bei der die Schweiz das Schlusslicht bildet. „Die zwischenmenschliche Dynamik in Verwaltungsratsgremien lassen die Selbstevaluation zu einem schwierigen Unterfangen werden. Wir raten daher zu einer regelmässigen und systematischen Bewertung durch eine unabhängige Instanz. Durch Aussensicht und mit Hilfe einer unvoreingenommenen Reflektion lassen sich „Blind Spots“ und damit verbundene mögliche Probleme bereits im Ansatz besser erkennen.“

Internationalität zeichnet die Schweiz aus
Mit einem Anteil von 53% verfügt die Schweiz über den höchsten Prozentsatz an internationalen Verwaltungsratsmitgliedern. Der europäische Durchschnitt liegt bei lediglich 24% und das Schlusslicht bildet Spanien mit einem Anteil von 10%. 90% der Schweizer Gremien haben sogar drei oder noch mehr ausländische Verwaltungsräte. Nur gerade 5% der untersuchten Schweizer Unternehmen haben gar keine internationalen Führungskräfte in ihrem obersten Leitungsgremium.

Noch immer tiefer Frauenanteil
Mit einem Frauenanteil von 11% liegt die Schweiz nur wenig unter dem europäischen Durchschnitt von 12,1%. Am höchsten liegt der Frauenanteil in Verwaltungsräten in den nordischen Ländern Norwegen (33%), Schweden (29%) und Finnland (25%). Während 2005 nur gerade in jedem zweiten Schweizer Verwaltungsrat eine Frau sass, erhöhte sich dieser Anteil im 2010 auf 85%. 13% der weiblichen Mitglieder sind als Familienmitglied oder Aktionärin in diesem Gremium vertreten, 35% in der Funktion als CEO oder Managing Director. Mit der geplanten Gründung einer Vereinigung für Schweizer Verwaltungsrätinnen im Verlaufe dieses Frühjahres unterstützt Heidrick & Struggles aktiv die Förderung weiblicher Führungskräfte in der Schweiz.

Hohe Vergütungen
Schweizer Unternehmen haben mit EUR 2,75 Mio. mit Abstand das höchste Budget für die Vergütung des Verwaltungsratsgremiums. Der europäische Schnitt lag bei EUR 1,05 Mio. Pro Kopf betrug das jährliche Verwaltungsratshonorar hierzulande EUR 171‘000, was einem Minus von 12% innerhalb der letzten zwei Jahre entspricht. Demgegenüber betrug der europäische Durchschnitt EUR 77‘000 pro Mitglied. Die tiefsten Vergütungen erhielten österreichische Verwaltungsräte mit nur gerade EUR 22‘000. Wolfgang Schmidt-Soelch sieht drei Gründe für die hohen Verwaltungsratssaläre in der Schweiz: „Erstens beeinflusst die Internationalität die Honorare der obersten Leistungsgremien. Zweitens führt die überdurchschnittliche Anzahl der Verwaltungsratsausschüsse und die Anzahl der Sitzungen zu einer höheren zeitlichen Belastung im europäischen Vergleich und drittens sind die Verwaltungsräte in der Schweiz strukturell anders aufgestellt als in vielen europäischen Ländern. So lastet vor allem auf dem VR-Präsidium überdurchschnittliche Verantwortung. Diese Faktoren rechtfertigen auch den Spitzenplatz der Schweiz im europäischen Vergleich.»  (Heidrick & Struggles/mc/ps)

Download Heidrick Struggles European Corporate Governance 2011 Report (pdf)

Über Heidrick & Struggles
Heidrick & Struggles International Inc. ist weltweit führend in der Vermittlung und Beratung von Führungskräften. Im Kerngeschäft Top Executive Search, das sich auf die Vermittlung von Verwaltungsräten, C-Level- und Senior-Management-Positionen konzentriert, setzt Heidrick & Struggles seit rund 60 Jahren wichtige Impulse für die Branche. Stark ausgebaut wurde in den letzten Jahren der Bereich Leadership Consulting, der Dienstleistungen wie die Beurteilung, Betreuung und Weiterbildung von Führungskräften – von der Einführung bis zur Nachfolgeplanung –, die Förderung und das Management von Talenten und die Beratung bei der Integration des Humankapitals bei M&As umfasst. Das Unternehmen ist in Europa, Nordamerika, Lateinamerika, Afrika, im Mittleren Osten und in Asia Pacific tätig. In der Schweiz verfügt Heidrick & Struggles über Büros in Zürich und Genf.

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