SGKB Investment views: Die Angst vor Donald Trump

SGKB Investment views: Die Angst vor Donald Trump
von Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Was lange Zeit undenkbar schien, ist nun zumindest ein mögliches Szenario: Am 20 Januar wird Donald Trump mit seinen Plänen zur Abschottung der USA mittels Mauern und Zöllen als Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Entsprechend nervös zeigen sich in den letzten Tagen vor Wahl die Finanzmärkte. Was wären die Konsequenzen eines Sieges von Donald Trump?

Sollte Trump gewählt werden, wird die Reaktion an den Märkten heftig, vergleichbar mit dem Tag nach dem Brexit. Die Pläne Trumps sind in ihrer Natur mit dem Gedankengut des Brexits vergleichbar. Die amerikanischen Aktien verlieren deutlich an Wert und ziehen die Börsen rund um den Globus mit nach unten. Dabei fällt der Rückschlag für die europäischen Aktien deutlich stärker aus als derjenige in den USA. Der DAX und der SMI können bis zu 10% an Wert einbüssen. Ähnlich wie den Britischen Aktien beim Brexit hilft den US-Titeln eine deutliche Abwertung des US-Dollars. Die Unsicherheit bezüglich der weiteren Entwicklung in den USA lässt die Anleger aus dem sonst so sicheren Hafen Dollar flüchten.

Kurzfristige Währungsturbulenzen …
Alarmstimmung kommt auch bei der Nationalbank auf. Sie ist gezwungen, mit starken Interventionen die Aufwertung des Frankens in Grenzen zu halten. Dabei konzentriert sie sich auf den EUR/CHF-Kurs, da der Dollar gegen alle wichtigen Währungen unter Druck gerät. Leiden werden auch der Mexikanische Peso und der Kanadische Dollar. Für beide Länder sind offene USA wirtschaftlich eine Notwendigkeit.

… und Gewinne für Obligationen und Gold
Jubeln können die Halter von Obligationen. Der zaghafte Anstieg der Renditen in den letzten Monaten wird innert Minuten korrigiert und die Renditen fallen auf die Tiefstände nach dem Brexit zurück. Eine Zinserhöhung der Fed im Dezember wird wohl kein Thema mehr sein, umso mehr als die Position von Janet Yellen in Frage gestellt wird. Trump hat mehrmals angekündigt, dass er Frau Yellen an der Spitze der Fed ersetzen will. Der Fall des Dollars verhilft dem Gold zu neuen Höhenflügen in Richtung von 1400 Dollar pro Unze.

Unklare langfristigen Effekte
Nach ein oder zwei Tagen werden die Märkte zur Besinnung kommen und sich fragen, was nun effektiv die wirtschaftlichen Auswirkungen einer Präsidentschaft Trump sind. Wie beim Brexit wird vorderhand nicht viel passieren. Die Handelsabkommen sind nicht gekündigt und Zölle auf den Warenimporten aus China und Mexiko sind auch noch keine beschlossen. Ob Trump seine Abschottungspläne wirklich umsetzen kann oder überhaupt will, steht in den Sternen. Negativ betroffen durch höhere Importkosten wären auch US-Unternehmen in wichtigen Sektoren. Gemäss Schätzungen der OECD besteht beispielsweise ein aus den USA exportiertes Auto zu einem Drittel aus Teilen, die aus dem Ausland kommen. Einen raschen Anstieg der Arbeitslosigkeit in den ersten Monaten kann sich eine Administration Trump nicht leisten. Sie wird deshalb vorsichtiger zu Werke gehen, als im Wahlkampf versprochen. Sie wird rasch viel Geld ausgeben und damit die Binnenwirtschaft stärken. Davon profitieren auch andere Länder und die Weltwirtschaft als Ganzes. Zudem wird die Fed analog zur Bank of England versuchen, die Folgen der Unsicherheit über die zukünftige Wirtschaftspolitik mit einer expansiven Geldpolitik abzufedern.

Wie nach dem Brexit werden sich die Märkte vom ersten Schock erholen und grosse Teile der Verluste wieder wettmachen. Wie es dann im nächsten Jahr weitergeht, ist offen.

Am Mittwoch wissen wir, ob diese Investment Views Realität werden oder nicht. (SGKB/mc/ps)

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