Stéphane Bonvin, CEO Investis, im Interview

Stéphane Bonvin, CEO Investis, im Interview
Investis-CEO Stéphane Bonvin. (Foto: Investis)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Monsieur Bonvin, mit Immobilien im Wert von rund anderthalb Milliarden gehört Investis mittlerweile zu den Grossen der Schweiz, aber der Hauptschwerpunkt liegt in der Genferseeregion. Dort ist die Bautätigkeit schwach. Hat sich dieser Trend noch verstärkt.

Stéphane Bonvin: Ja, die Zahl der Baugesuche ist stark rückläufig.

Woran liegt das – und was sind die Folgen?

Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen ist die Bautätigkeit nach wie vor schwach, weil die Bauvorschriften immer strenger und die Genehmigungsverfahren immer länger werden. Zum anderen haben die meisten Investoren angesichts steigender Zinsen eine abwartende Haltung eingenommen und halten sich mit Investitionen zurück. Zusätzlich nimmt gerade in dieser Region die Zuwanderung stetig zu, was das ohnehin knappe Angebot weiter verknappt. Ein Nachlassen der Nachfrage ist aus unserer Sicht nicht absehbar.

«In der Region Genfersee nimmt die Zuwanderung stetig zu, was das ohnehin knappe Angebot weiter verknappt.»
Stéphane Bonvin, CEO Investis

Was unterscheidet den Hotspot Genf von Lausanne?

Die Situation in Genf ist etwas akzentuierter als in Lausanne, aber ansonsten sind die Herausforderungen die gleichen. Die gesamte Genferseeregion ist aufgrund der eher tiefen Unternehmenssteuern als Standort äusserst attraktiv, was immer wieder internationale Unternehmen anzieht. Zudem ist Genf Sitz zahlreicher internationaler Institutionen und Unternehmen, die unter anderem durch die renommierten Hochschulen in der Region angezogen werden. Diese Unternehmen wiederum benötigen Personal, was den Mietermarkt zusätzlich belebt.

Investis hat den wohl tiefsten Leerstand in der Branche. Nicht nur in Genf, sondern auch in der Waadt liegt die Quote bei den Wohnliegenschaften unter einem Prozent. Wie gross ist vor diesem Hintergrund Ihr Interesse an Mittelstädten wie Fribourg oder Neuchâtel?

Eher gering. Wir konzentrieren uns auf die Märkte die nachhaltig die besten Rahmenbedingungen bieten. Einzig Lausanne und Genf weisen aus den genannten Gründen konstante Wachstumsraten auf.

Was macht die geplante Veräusserung Ihrer Entwicklungsliegenschaft in Saanen?

Die Wohnungen sind fertiggestellt, und es bleiben uns nur noch einige wenige zu verkaufen. Die Nachfrage hat sich wieder belebt.

Im Bereich Facility Services und Property Management ist Investis auch in der ganzen Schweiz präsent. Was sind die Unterschiede?

Im Bereich Property Management ist Investis mit der Privera die grösste unabhängige Immobilienverwaltung der Schweiz. Im Bereich Facility Services bieten unsere Tochtergesellschaften schweizweit eine breite Palette von Dienstleistungen rund um den Gebäudeunterhalt und die Aussenanlagen von vorwiegend Wohnliegenschaften, aber auch von Büro- und Geschäftshäusern sowie Einkaufszentren an. Zudem bieten wir unsere Dienstleistungen schweizweit auch institutionellen Kunden an.

«Im Bereich Property Management ist Investis mit der Privera die grösste unabhängige Immobilienverwaltung der Schweiz.»

Nur sieben Prozent Ihres Portfolios sind kommerzieller Natur. Wie ist dort, bei den Gewerbeimmobilien, die Lage im Moment?

Unser Kerngeschäft und damit unser Fokus liegt auf Wohnimmobilien. Gewerbeimmobilien sind konjunkturabhängiger als Wohnimmobilien. Sie sind eine willkommene Nische, die wir «opportunistisch» besetzen oder weil eine Umnutzung in Wohnraum möglich ist.

Wird der Bedarf an Ihren Real Estate Services überproportional zunehmen?

Die Nachfrage nach Immobiliendienstleistungen in der Schweiz dürfte mit der Bautätigkeit zunehmen. Die Schweiz ist ein attraktiver Standort für Unternehmen und Investoren, was zu einer erhöhten Nachfrage nach Immobilien führen kann. Zudem wächst die Bevölkerung, und der Bedarf an Wohnraum nimmt zu. Externe Faktoren, wie die wirtschaftliche Entwicklung und politische Entscheide, können die Nachfrage jedoch beeinflussen. Zudem ist die Nachfolgeregelung für viele kleinere Unternehmen ein Problem, nicht nur aus personellen Gründen, sondern auch weil heute andere Anforderungen an ein Unternehmen gestellt werden. Das ermöglicht es uns, Marktanteile durch den Erwerb attraktiver, gut funktionierender und etablierter Unternehmen zu gewinnen.

Wird in diesem grossen Segment die zweistellige EBIT-Marge zur Regel?

Wir streben in diesem Bereich weiterhin eine nachhaltige Entwicklung mit einer hohen einstelligen EBIT-Marge an. Eine zweistellige EBIT-Marge ist nur in Ausnahmesituationen möglich, wenn in einem Geschäftsjahr alle Parameter positiv zusammen stimmen.

«Wir streben bei Real Estate Services eine nachhaltige Entwicklung mit einer hohen einstelligen EBIT-Marge an.»

Mit Analysis lab und aatest bieten Sie auch Asbest-Analysen an. Ist das in der Schweiz immer noch ein grosses Problem?

Aufgrund seiner hervorragenden physikalischen Eigenschaften wurde Asbest zur Herstellung von mehr als 3500 Produkten verwendet. Solche Anwendungen finden sich immer noch weitverbreitet, da über 60 Prozent der Gebäude in der Schweiz aus der Zeit vor 1990 stammen. Der Renovationsbedarf ist enorm, es gibt also noch viel zu tun.

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