SZKB Marktkommentar: Verhalten optimistisch

SZKB Marktkommentar: Verhalten optimistisch
von Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank. (Foto: SZKB)

Um die Markterwartungen zu beschreiben, werden oft Begriffe wie «verhalten optimistisch» verwendet – auch an dieser Stelle. Aber eigentlich sind sie ein Unding, zu unverbindlich. Kommt es gut, hatte man mit seinem Optimismus recht. Kommt es nicht gut, war man ja nur verhalten optimistisch gewesen, also nicht so richtig. Als hätte man das Unheil kommen sehen.

Derzeit ist der Begriff aber durchaus angebracht. Man darf optimistisch sein, weil die Corona-Impfstoffe ein echter «Game Changer» sind. Konjunkturell wird es zwar zunächst schlechter, bevor es besser wird. Denn die Corona-Massnahmen lasten noch auf den wirtschaftlichen Aktivitäten. Können die Einschränkungen aufgrund der Impfkampagne zusehends aufgehoben werden, hellen sich die Konjunkturperspektiven deutlich auf. Während der Belastungsfaktor Corona im Verlauf des Jahres zurückgebunden wird, bleiben einige stützende Faktoren bestehen oder werden sogar verstärkt. In der Fiskalpolitik wird mit dem Aufbauplan «Next Generation EU» und dem US-Konjunkturpaket die nächste Stufe gezündet.

Auch die Geldpolitik bleibt eine Stütze. Die EZB hat Ende 2020 ihre bereits expansive Politik weiter ausgebaut und die US-Notenbank hat Nullzinsen bis 2023 praktisch versprochen. Der Aufwärtsdruck auf die langfristigen Zinsen bleibt ebenfalls bescheiden. Gedämpftes Wachstum, eine nur leicht anziehende Inflation und Notenbanken, die Anleihen aufkaufen, halten die Kapitalmarktrenditen tief. Sie werden nur geringfügig ansteigen.

Ursache (Corona) und Lösung (Impfung) für die derzeit schwierige Lage sind bekannt und im zeitlichen Ablauf absehbar. Die Aktienmärkte werden daher durch diese Phase hindurchschauen und sich auf die Zeit danach fokussieren. Etwa die Aussicht auf stärkeres Wachstum mit verbesserten Gewinnaussichten für die Unternehmen. Die tiefen Zinsen bilden zudem den Nährboden für eine insgesamt positive Aktienentwicklung.

Warum nur «verhalten optimistisch»? Der Optimismus basiert unter anderem auf einer erfolgreichen Impfkampagne. Läuft dort etwas schief (geringere Wirksamkeit, mangelnde Impfbereitschaft, logistische Probleme, …), würde dies die Märkte belasten. Diese sind schon weit gelaufen, vieles ist eingepreist. Die Aktienbewertungen sind im Vergleich zu Obligationen zwar fair, absolut betrachtet aber (sehr) hoch. Die hohen Kurs- und Bewertungsniveaus machen die Märkte anfällig für negative Überraschungen, nicht nur wegen Corona. Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus. Wir rechnen nicht mit einem überragenden, aber doch positiven Aktienjahr 2021. «Verhalten optimistisch» trifft es für einmal ziemlich gut.

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