VP Bank Spotanalyse: EU und USA einigen sich auf 15 % Zollsatz für Importe

Mangels Zeit für ein umfassendes Handelsabkommen haben die EU und die USA eine Grundsatzvereinbarung getroffen. Diese sieht für die meisten EU-Importe in die USA einen Zollsatz von 15% vor – darunter auch für die Automobil- und Pharmabranche. Ausnahmen gelten für Stahl- und Aluminiumexporte, die weiterhin mit einem Aufschlag von 50% belegt werden. Für bestimmte Produkte wie Luftfahrtkomponenten, pharmazeutische Generika, Halbleiterausrüstungen, Chemikalien, Agrarprodukte und kritische Rohstoffe verzichten beide Seiten vollständig auf Zölle.
von Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank
Zusätzlich verpflichtet sich die EU, Flüssiggas im Wert von 750 Milliarden USD aus den USA zu beziehen und in den kommenden Jahren weitere 600 Milliarden USD in den US-Markt zu investieren.
Im Vergleich zur ursprünglich angedrohten Zollhöhe von 30% durch Donald Trump ist der vereinbarte Satz von 15% ein diplomatischer Erfolg – insbesondere, da keine zusätzlichen Sonderzölle für die Automobilindustrie vorgesehen sind.
Dennoch wird der neue Zollsatz Spuren in der europäischen Exportwirtschaft hinterlassen. Besonders betroffen ist Deutschland, dessen wichtigster Einzelmarkt die USA sind. Das deutsche BIP könnte sich jährlich um rund 0.2% verringern, das der EU um etwa 0.1%. Diese Belastungen treffen auf eine ohnehin angespannte Lage in Schlüsselindustrien wie dem Automobilsektor (Stichwort: Elektromobilität) und dem Maschinenbau, der zunehmend unter chinesischem Wettbewerbsdruck steht.
Positiv ist: Die Unsicherheit ist vorerst vom Tisch. Unternehmen können wieder planen, ihre Lieferketten neu ordnen und sich auf stabilere Rahmenbedingungen einstellen. Dennoch bleibt die Erkenntnis: Die USA sind politisch und wirtschaftlich kein verlässlicher Partner mehr. Eine stärkere Diversifizierung der Absatzmärkte ist für europäische Unternehmen daher essenziell. (VP Bank/mc)