VP Bank Spotanalyse: US-Wirtschaft schrumpft

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Zollpolitik macht sich im 1. Quartal bereits bemerkbar.
Einer ersten Schätzung zufolge ist die US-Wirtschaft im ersten Quartal mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 0.3 % geschrumpft (Erklärung dazu hier).
Für US-Präsident Donald Trump ist das Wachstum im ersten Quartal ein denkbar schlechter Einstand. Während das Bruttoinlandprodukt (BIP) noch im vierten Quartal kräftig wuchs, geht es in den ersten Monaten der Amtszeit in den Rückwärtsgang.
Viele Unternehmen deckten sich im ersten Quartal wegen der befürchteten Zölle kräftig mit Waren ein, was zu einem Importwachstum führte. Die Nettoexporte (Exporte minus Importe) dämpften das Wachstum um satte 4.8 Prozentpunkte. Dies führte andererseits zu einem kräftigen Lageraufbau, der allerdings den negativen Effekt des Aussenbeitrags nur unvollständig kompensieren konnte. Der negative Effekt der Zölle ist also klar erkennbar.
Der private Konsum konnte in den ersten drei Monaten des Jahres mit einem Plus von 1.8 % (annualisiert) nicht an die Vorgaben der Vorquartale anknüpfen. Dabei waren die privaten Verbrauchsausgaben in den vergangenen Quartalen Garant eines kräftigen Wachstums.
Der starke Konsum in den Quartalen zuvor dürfte auch ein Grund für den verhaltenen Jahresauftakt sein, denn eigentlich hätten die gestiegenen Einkommen das Gegenteil erwarten lassen. Der schwache Konsum ist also letztlich eine Reaktion auf das starke Wachstum der Vorquartale.
In Anbetracht der hitzigen Zolldebatte und den horrenden Gebühren auf chinesischen Importen machten sich zuletzt Rezessionsängste breit. Ob es dazu kommt, bleibt noch abzuwarten. Was sich jedoch ableiten lässt, ist eine empfindliche Abkühlung der Wirtschaft.
Die Konsumenten rechnen mit deutlich anziehenden Inflationsraten und einem merklich geringeren Realeinkommen. Dies zeigt die monatliche Umfrage zum Verbrauchervertrauen der Universität von Michigan. Die privaten Haushalte in den USA werden sich daher mit Ausgaben eher zurückhalten.
Gleichzeitig führt die Zolldebatte zu Verunsicherung im Unternehmenssektor, was wiederum die Investitionstätigkeit dämpft. Die US-Wirtschaft wird deshalb im laufenden Jahr kleinere Brötchen backen.