Wie Dubai von Arabiens Intifada profitiert

Wie Dubai von Arabiens Intifada profitiert

Dubai – Die Revolutionswelle rollt über Nordafrika hinweg und die Börse Dubai mag aufgrund dessen in den Keller rauschen. Abgeschrieben hat die Welt das Golf-Emirat indes nicht. Im Gegenteil: Dubai boomt wieder.

«Sorry, no parking», lässt der Parkwächter in der Dubai Internet City einem Toyota-lenkenden Besucher ausrichten. Gab es in den letzten zwei Jahren in Dubai Parkraum satt, so haben Autofahrer seit Anfang Februar Mühe, ein Stellplatz zu finden. Die Rush-Hour auf der Hauptverkehrsader Sheikh Zayed Road beweist: die Geschäftswelt hat das Vertrauen in Dubai nicht verloren, das Leben pulsiert wieder wie vor der Grossen Rezession. Denn die schnell wachsende Region Mittelost mit ihren Ölreichtum ist zu wichtig für das «big business», Sicherheit bietet derzeit nur «Fly-Buy-Dubai».

Handelsdrehkreuz dank Freihafen
Auch Philip Caraiscos, Director der Hochhaus-City Jumeirah Lake Towers (JLT), nahe des Yachthafens Dubai Marina, kann sich vor Anfragen kaum retten. JLT beheimatet u. a. die Freihandelszone DMCC für Rohstoffhändler. «Wir finden hier optimale Bedingungen und Steuerfreiheit», sagt Jorge Czar, Manager beim Genfer Agri-Händler Louis Dreyfus. 55 Wolkenkratzer umfasst die JLT, deren Silhouotte an Hong Kong und Singapur erinnert. Baustopp? Von wegen! 32 weitere Türme werden derzeit in der JLT in den blauen Dubai-Himmel gezogen. An den Persischen Golf zieht es auch mehr Touristen, die ihren Ägypten- oder Tunesien-Urlaub enttäuscht stornieren mussten.

Dubai statt Scharm el-Scheich
Die 530 Hotels sind ausgebucht. Ganz zu schweigen von den Industriemessen. Der Lebensmittel-Kongress Gulfood Anfang März lockte fast 70,000 Fachbesucher nach Dubai, so dass die Dubai Metro Extra-Züge einsetzen musste. Schnell reagierte Dubai-Regent Scheich Mohammed, verlängerte die Touristen-Visa für Ägypter, die ihre Heimat auf dem Höhepunkt des Mubarak-Sturzes vor vier Wochen Hals über Kopf verliessen, um drei Monate. Damit folgt der Herrscher der alten arabischen Tradition, die zur Asylgewährung verpflichtet.

Der jüngste aufstrebende Handelspartner ist der Irak. Acht Jahre nach dem Sturz Saddam Husseins durch die US Army reichen sich die Geschäftleute aus den Scheichtümern im Zweistromland die Klinke in die Hand. Genau wie im Nachbarland Iran, das selbst trotz vier UN-Sanktionen wegen seinen Nuklearenergieprogramms seine Handelsbeziehungen am Golf, in Ostasien und Lateinamerika zielstrebig ausbaut. Die rekordhohen Erdölpreise spülen allen Golfstaaten unerwartete Extra-Milliarden in die Staatskassen.

Heimlicher Gewinner Iran?
«Der Iran ist wichtig, wir werden immer mit Teheran Handel betreiben», sagt Emirate-Wirtschaftsminister Sultan Al-Mansouri. Die Islamische Republik hat in den letzten Wochen so viel Selbstbewusstsein getankt, dass Präsident Mahmoud Ahmadinedschad jetzt sogar die USA vor einem militärischen Eingreifen in Libyen warnt, wo die Opposition Revolutionsführer Ghaddafi aus dem Amt jagen will. Die arabische Intifada mag Libyen, Jemen, Bahrain, Tunesien, Marokko und neu den Oman weiter im Griff behalten. Das System Dubai als Finanz- und Handelsdrehkreuz zwischen Ost und West funktioniert unbeirrt weiter.

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