abrdn: Investoren sind bei der Erreichung der Klimaziele gefordert

abrdn: Investoren sind bei der Erreichung der Klimaziele gefordert
Eva Cairns, Head of Sustainability Insights & Climate Strategy bei abrdn. (Foto: zvg)

Das Ziel Netto-Null-Emissionen bis 2050 ist in weiter Ferne. Zwischen Klima-Ambitionen und Realität klafft eine Lücke. Investoren können dazu beitragen, diese zu schliessen. Eine Anleitung in fünf Punkten.

von Eva Cairns, abrdn – Head of Sustainability Insights & Climate Strategy

Das Ziel ist ehrgeizig: Die Erwärmung der Erde soll begrenzt werden auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Doch die Energiewende erfolgt in kleinen Schritten und nicht Tem-po, das notwendig wäre, die Emissionen bis 2030 zu halbieren. Dazu müsste die Menschheit diese jährlich um sieben Prozent reduzieren. Aktuell beobachtet man immer noch eine Zunahme Treibhausgase in der Atmosphäre. Pandemiebedingt gelang es 2020 das Ziel beinahe zu erreichen. In diesem Jahr sanken die Emissionen um sechs Prozent.

Der Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change enthält den eindringlichen Appell, nun die notwendigen Massnahmen zur Eindämmung der Treibhausgas-Emissionen zu senken.

Absichtserklärungen von Unternehmen und Staaten sind schnell unterzeichnet, doch mit deren Umsetzung hapert es. Doch Zwischen Worten und Taten klafft eine Glaubwürdigkeitslücke. Offensichtlich bietet die Politik weder die nötige Sicherheit noch die finanziellen Anreize, um die Dekarbonisierung in dem erforderlichen Tempo und Umfang voranzutreiben.

Jetzt sind Investoren gefordert. Die folgenden Schritte zeigen auf, wie Investoren dazu beitragen können, diese Lücke zu schliessen:

Glaubwürdigkeit überprüfen
Die Erfahrung hat uns gelehrt: Kaum ein Unternehmen kann einen lückenlosen und Übergangs-plan in die emissionsreduzierte Klimazukunft vorlegen.

Grundsätzlich gilt deshalb: Emissionsziele, die einmal festgehalten wurden, sind mit Vorsicht zu geniessen. Wie hoch sie sind, hängt vom politischen Umfeld ab. aber auch von den Instrumenten. Instrumente von Drittanbietern für das Verfolgen der Kohlenstoffziele berücksichtigen zum Beispiel oft nicht alle Faktoren, welche sich der Kontrolle eines Unternehmens entziehen.

Investoren sollten sich auf ihre eigenen Glaubwürdigkeitscheck verlassen. Diese sollten die Kernpunkte Belastbarkeit des Emissionsziels, Entwicklung der Emissionen in der Vergangenheit, Stand der Technik des im Unternehmen, die politische Unterstützung, sowie die Höhe der nachhaltigen Erträge und die Klima-Governance umfassen.

Aktive Beteiligung ausüben
Grossinvestoren müssen mit den Managementteam jene ESG-Themen erörtern, die für das Unternehmen von finanzieller Bedeutung sind. Dies verstärkt das Verständnis der damit verbundenen Risiken und Chancen.

Als Aktionäre haben sie auf Hauptversammlungen zudem die Möglichkeit, der Unternehmenspolitik zuzustimmen oder diese abzulehnen. Der Verkauf einer Beteiligung kann als letzte Konsequenz des Klimaverhaltens eines Unternehmens in Erwägung gezogen werden. Es gilt allerdings zu bedenken, dass in diesem Fall seinen Einfluss auf das Unternehmen verliert.

Kapitalspritzen für die Vorreiter des Wandels
Die Unternehmen, die bei der Energiewende führend sind und einen glaubwürdigen Plan haben, wie sie die Klimaziele erreichen können, sollten Teil der Lösung werden. Investoren sollten diese Firmen identifizieren und können ihnen danach Geld für den Wandel zur Verfügung stellen.
Viele Investitionsmöglichkeiten werden sich Unternehmen in Schwellenländern bieten. Die Internationale Energie-Agentur und die Weltbank fordern, dass 70 Prozent des für die globale Energiewende benötigten Kapitals dorthin fliessen sollen.

In Klimaszenarien denken: Blick in die Zukunft
Klimaszenarien liefert Daten, die zur Überwachung des Fortschritts dienen. Sie zeigen aber auch auf, welche Klimapfade plausibel sind, in welchen Wirtschaftssektoren und Regionen sie sich wie auswirken. Indem jedem Szenario eine Wahrscheinlichkeit zugeordnet wird, können Investoren einschätzen, welche Wege am wahrscheinlichsten zum Ziel führen. Dabei wird für Investoren auch deutlich, wo sie die Politik für Unternehmen Anreize für Investitionen schaffen kann.

Politische Einflussnahme und Engagement
Die Finanzierung der Energiewende obliegt der Privatwirtschaft ebenso wie den Regierungen und dem öffentlichen Sektor. Investoren üben einen wichtigen Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger aus. Daher ist das politische Engagement von Investoren eine wichtige Erweiterung ihrer Verantwortung. Es spricht aber auch einiges dafür, dass sich Investoren in den Bereichen Klimawandel und nachhaltige Finanzpolitik engagieren.

Um die Klimakrise zu bewältigen und langfristige Renditen zu sichern, ist es unerlässlich, sich für politische Rahmenbedingungen einzusetzen und Investitionsmöglichkeiten zu erschliessen. (abrdn/mc)

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