Aktienanlage in Deutschland: Strohfeuer oder echte Trendwende?

Aktienanlage in Deutschland: Strohfeuer oder echte Trendwende?
Dili Acar (Bild: zVg)

Einer der großen Gewinner der Corona-Pandemie ist die neuentdeckte Liebe gerade vieler jüngerer Deutscher zur Börse. Doch Finanzcoach Dili Acar mahnt, dass es für eine echte Trendwende noch mehr braucht als kurzfristige Gier: das richtige Mindset.

Die Botschaft ist so simpel wie alt: Zu einer umfassenden und langfristig rentablen Altersvorsorge gehören Aktien, Aktienfonds und Exchange Traded Funds (ETFs) wie Salz und Pfeffer zum Essen. Das haben auch mehr und mehr Deutsche erkannt – zum Glück. Lange Zeit war die Aktienanlage nur wenigen alten Männern vorbehalten, die sich auf Hauptversammlungen tummelten und dort Würstchen und Kartoffelsalat auf Einladung der AG genossen. Spätestens die Corona-Jahre haben dieses Bild nachhaltig verändert. Nicht nur die Zahl der Aktionärinnen und Aktionäre in Deutschland ist während der Pandemie schlagartig gestiegen. Vor allem interessieren sich auch zunehmend andere Zielgruppen für die Börse, allen voran Jüngere und mehr und mehr Frauen. Im Jahr 2023 lag die Zahl der Aktiensparerinnen und Aktiensparer im vierten Jahr stabil über der Zwölf-Millionen-Marke, meldete jüngst das Deutsche Aktien-Institut. Ist also alles gut, im Land der einstigen Tagesgeldsparer?

Börsenerfolg braucht die richtige strategische Planung

Keine rhetorische Frage. Denn die Antwort lautet eben nicht „ja“, sondern bestenfalls „jein“ mit Tendenz zum „nein“. Und das liegt vor allem an der Art und Weise, in der vor allem die Mittelschicht an den Markt geht. Die meisten davon werden von schnellen Renditeversprechen gelockt, spekulieren statt investieren. Kurzum: Ihnen fehlt das notwendige Mindset für den dauerhaften Erfolg an der Börse. Der Kapitalmarkt ist kein Casino, Börsenerfolg lässt sich zwar nicht hundertprozentig vorhersagen, aber sehr wohl strategisch planen.

Wer mit Aktien und Co. Erfolg haben möchte und die Geldanlage nicht passiv über gemanagte Fonds etwa wünscht, die oder der sollte sich vor dem ersten Investment im eigenen Interesse die grundlegenden Funktionsweisen der Börse verstanden haben, den Unterschied zwischen Kursgewinn und Dividende kennen oder etwas mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis anzufangen wissen.

Rückschläge an der Börse sind ideale Einstiegsmomente

Zudem gehört es zum Mindset, wie überall im Leben Rückschläge richtig einzuordnen und sich von ihnen nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Der DAX hat bereits im März 2024 ein neues Allzeithoch von mehr als 18.000 Punkten erreicht – früher als es das Gros der Börsenpropheten noch Ende 2023 vorausgesehen hat. Die umgekehrte Seite dieses spektakulären Trends: Die Fallhöhe beim deutschen Leitindex steigt und steigt. Es gehört kein Profi-Know-how dazu, um zu wissen: Das kann nicht ewig so weitergehen. Das gilt im Übrigen auch für die (zu Recht) gehypten KI-Aktien. Hier wird es Rückschläge und Enttäuschungen geben müssen – Rückschläge, die dann für mutige Anlegerinnen und Anleger, die etwas Pulver trocken gehalten haben, dann wieder neue günstige Kaufzeitpunkte ergeben.

Es ist ein Trauerspiel mit den deutschen Anlegerinnen und Anlegern: Sie lassen sich anders als etwa die Angelsachsen immer noch zu sehr von Emotionen leiten. Doch die haben an der Börse nichts verloren. Wenn die „BILD“ über den DAX berichtet, ist immer Vorsicht geboten – dann könnten die Kurse purzeln. Um die finanzielle Bildung der Deutschen ist es nicht zum Besten bestellt. In den Schulen spielt das Thema Finanzen im Unterricht kaum eine Rolle. Und auch vielen Erwachsenen fehlt der Zugang zum Thema. Herkömmliche Wege der Wissensvermittlung sind einfach selten spannend, selten verständlich und nicht auf der Höhe der multimedialen Zeit.


Zur Person
Dili Acar ist Startup-Unternehmer, Finanzcoach und Youtuber. Sein Geld-Wissen gibt er auf seinem Youtube-Kanal „Dili investiert“ weiter.

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