Alitalia-Sturzflug macht Generali zu schaffen

Alitalia-Sturzflug macht Generali zu schaffen
Generali-CEO Philippe Donnet. (Foto: Generali)

Triest – Die Schieflage der Fluglinie Alitalia hat den italienischen Versicherer Generali im ersten Quartal schmerzlich erwischt. Während das Versicherungsgeschäft insgesamt besser lief, will der Allianz-Rivale nun seine Vermögensverwaltung ausbauen. Dazu schaut sich der Versicherer auch nach Zukäufen um, wie er am Donnerstag in Triest mitteilte. Bis Ende des Jahrzehnts soll der Überschuss des Konzerns dadurch um 150 Millionen Euro wachsen.

An der Börse kam das Abschneiden zu Jahresbeginn nicht gut an. In Mailand verlor die Generali-Aktie bis zum frühen Donnerstagnachmittag zweieinhalb Prozent an Wert. Analysten hatten im Schnitt mit mehr als 600 Millionen Euro Gewinn gerechnet.

Durch den Ausbau der Vermögensverwaltung soll der Umfang der verwalteten Gelder bis zum Jahr 2020 auf rund 500 Milliarden Euro steigen. Bisher seien es in Europa 450 Milliarden, sagte der Chef der Sparte, Rim Ryan. Generalis französischer Konkurrent Axa geht genau den entgegengesetzten Weg: Axa hatte am Vortag bekanntgegeben, seine Vermögensverwaltungstochter AllianceBernstein zusammen mit seinem US-Lebensversicherungsgeschäft an die Börse zu bringen.

Generali holt derweil eine Fehlinvestition in der Heimat ein: Nachdem der Versicherer der strauchelnden Fluggesellschaft Alitalia 2015 über eine Anleihe 300 Millionen Euro geliehen hatte, musste er nun 42 Millionen Euro abschreiben. Gestiegene Katastrophenschäden verkraftete Generali hingegen vergleichsweise gut. Dennoch fiel der Quartalsgewinn mit 535 Millionen Euro rund neun Prozent geringer aus als ein Jahr zuvor.

Mit Kerngeschäft zufrieden
Finanzchef Luigi Lubelli zeigte sich mit Blick auf das eigentliche Geschäft des Versicherers dennoch zufrieden. Generali habe sich in einem Umfeld schwankender Finanzmärkte und niedriger Zinsen gut geschlagen. Während die Prämieneinnahmen im Jahresvergleich um 2,5 Prozent auf 19,2 Milliarden Euro sanken, legte der operative Gewinn um gut 4 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zu.

Angesichts der gestiegenen Katastrophenschäden im ersten Quartal müsse man bedenken, dass der Versicherer ein Jahr zuvor keine solchen Schäden habe tragen müssen, merkte Lubelli an.

Von den Prämieneinnahmen in Generalis Schaden- und Unfallgeschäft blieb nach Abzug der Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb diesmal zwar weniger übrig als Anfang 2016. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote stieg jedoch nur um 1,1 Prozentpunkte auf 93,1 Prozent und blieb damit klar unter der kritischen Marke von 100 Prozent. Der Anstieg lag laut Generali ausschliesslich an den Katastrophenschäden, die das Quartalsergebnis mit 55 Millionen Euro belasteten.

Die Alitalia-Krise dürfte Generali noch länger beschäftigen. Der Bieterprozess für die hochverschuldete Fluglinie soll nächste Woche beginnen. Potenzielle Käufer sollen bis Ende Juli unverbindliche und bis Oktober verbindliche Angebote abgeben. Wenn sich kein Käufer findet, könnte das Unternehmen aufgelöst werden. Italiens Regierung hat eine Verstaatlichung der Fluggesellschaft als Lösung der Krise mehrmals ausgeschlossen. Nachdem die Alitalia-Belegschaft gegen einen Sanierungsplan mit drastischen Sparmassnahmen gestimmt hatte, hatte das Unternehmen einen Antrag auf Sonderverwaltung gestellt. (awp/mc/ps)

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