Allianz verdient noch mehr als gedacht – Jahresziel im Blick

München – Der Versicherer Allianz sieht sich nach einem überraschend guten Quartal mit geringeren Katastrophenschäden auf dem Weg zu ihrem Gewinnziel für 2025. Der operative Gewinn soll weiterhin 15 bis 17 Milliarden Euro erreichen. Nach den ersten sechs Monaten sind es gut 8,6 Milliarden Euro – ein Rekord, wie Vorstandschef Oliver Bäte erklärte. Rechnet man die Zahlen aufs Gesamtjahr hoch, steuert die Allianz mindestens auf das obere Ende ihrer Zielspanne zu.
An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an: Die Allianz-Aktie gewann am Donnerstagvormittag zuletzt fast vier Prozent auf 365,80 Euro und war damit klarer Spitzenreiter im Dax . Im Vergleich zum Jahreswechsel hat ihr Kurs um fast ein Viertel zugelegt. Im Mai war sie mit bis zu 378,50 Euro jedoch noch ein Stück teurer gehandelt worden.
In den drei Monaten bis Ende Juni steigerte die Allianz ihr Geschäftsvolumen um gut vier Prozent auf 44,5 Milliarden Euro, wie sie am Morgen in München mitteilte. Der operative Gewinn stieg um zwölf Prozent auf 4,4 Milliarden Euro und übertraf die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Unter dem Strich entfiel auf die Anteilseigner ein Gewinn von gut 2,8 Milliarden Euro, ein Anstieg um 13 Prozent. Auch hier hatten Branchenexperten mit weniger gerechnet.
Besser lief es vor allem im Schaden- und Unfallgeschäft: Die Sparte lieferte einen operativen Gewinn von rund 2,3 Milliarden Euro ab, 20 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. So baute die Allianz ihr Geschäftsvolumen weiter aus. In den vergangenen Jahren hatte der Versicherer von seinen Kunden teils deutlich höhere Prämien verlangt. Inzwischen setzt Bäte stärker darauf, die Versicherten beim Konzern zu halten und neue Kunden zu gewinnen.
Unterdessen schlugen Schäden durch Naturkatastrophen bei dem Versicherer mit 277 Millionen Euro nicht einmal halb so teuer zu Buche wie im Vorjahreszeitraum. Auch deshalb ging ein geringerer Anteil des Versicherungsumsatzes für Schäden, Verwaltung und Vertrieb drauf: Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich von 93,5 auf 91,2 Prozent.
In der Lebens- und Krankenversicherung stieg der operative Gewinn lediglich um knapp zwei Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Hier verzeichnete die Allianz allerdings einen deutlicheren Anstieg der Beiträge im Neugeschäft.
Besser lief es auch im Fondsgeschäft der Konzerntochter Pimco. Deren Fonds sammelten unter dem Strich 15 Milliarden Euro an frischem Geld von Kunden ein. Die zweite Fondstochter Allianz Global Investors (AGI) musste hingegen einen Nettoabfluss von einer Milliarde Euro hinnehmen, was sowohl an Aktienfonds als auch an Anleihefonds lag.
Drei Jahre nach dem Ende eines Milliardenskandals bei AGI kann die Allianz in den USA wieder frei wirtschaften. Die US-Finanzaufsicht hatte die Auflagen für den Münchner Konzern im Juli wieder aufgehoben – rund sieben Jahre früher als ursprünglich gedacht. Die US-Tochter von AGI wurde zwischenzeitlich aufgelöst, aber die Auflagen für Pimco und die US-Lebensversicherungstochter Allianz Life of America seien weg, hatte Allianz-Chef Bäte Mitte Juli erklärt.
Damit sind die Nachwirkungen der Affäre überwunden: Grosse US-Anleger hatten mit Fonds der Allianz-Tochtergesellschaft AGI fünf Milliarden Dollar verloren und 2020 Klage gegen die Allianz eingereicht. Verantwortlich waren drei Fondsmanager, die ihre Kunden nach Beurteilung der US-Finanzaufsicht SEC betrogen hatten. Die Allianz musste ihre Kunden entschädigen, eine hohe Geldstrafe bezahlen und überliess die Verwaltung der AGI-Fonds in den USA einem Partner. (awp/mc/ps)