Allianz wird dank geringer Schäden mutiger

Allianz wird dank geringer Schäden mutiger
Allianz-CEO Oliver Bäte. (Foto: Allianz)

Allianz-CEO Oliver Bäte. (Foto: Allianz)

München – Geringe Schäden und der Verkauf einer US-Tochter heben die Zuversicht bei Europas grösstem Versicherer Allianz. Im laufenden Jahr soll der operative Gewinn nun 10,8 Milliarden Euro erreichen, wie der neue Vorstandschef Oliver Bäte am Freitag in München ankündigte. Im zweiten Quartal musste der Dax-Konzern jedoch in der Lebensversicherung und bei der Vermögensverwaltung Einbussen hinnehmen. Ohne die Trennung von dem US-Ableger Fireman’s Fund wäre der operative Gewinn auch konzernweit gesunken.

Anleger waren von den Zahlen nicht begeistert: Zum Handelsstart an der Frankfurter Börse gab der Kurs am Morgen um 1,61 Prozent nach und war damit der schwächste Wert im Dax. «Die gemischt ausgefallenen Zahlen sind auf den ersten Blick nicht ganz eindeutig zu beurteilen», sagte ein Börsianer.

Oberes Ende der Zielspanne
Mit seiner Gewinnprognose für 2015 nimmt Bäte nun das obere Ende der bisher ausgegebenen Zielspanne von 10,0 bis 10,8 Milliarden Euro ins Visier. Analysten waren zuletzt im Schnitt von 10,6 Milliarden ausgegangen. Bäte hatte die Konzernführung im Mai von Michael Diekmann übernommen, der die Messlatte vor seinem Abschied nicht mehr hatte höher legen wollen.

Getrieben wird die neue Einschätzung von vergleichsweise geringen Schäden durch Naturkatastrophen. In den Monaten April bis Juni steigerte die Allianz ihren operativen Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,6 Prozent auf 2,84 Milliarden Euro und traf damit in etwa die Erwartungen der Analysten. Unter dem Strich wuchs der Überschuss überraschend stark um 15 Prozent auf 2,02 Milliarden Euro. Der Umsatz legte um 2,4 Prozent auf 30,2 Milliarden Euro zu.

Verkäufe treiben Gewinn
Der Verkauf des lange verlustreichen Privatkundengeschäfts von Fireman’s Fund trug rund 200 Millionen Euro zum operativen Gewinn der Allianz bei. Ausserdem profitierte der Konzern unter dem Strich vom lukrativen Verkauf von Aktien und Schuldpapieren.

Das Gewinnplus im operativen Geschäft ging dabei durchweg auf das Konto der grössten Konzernsparte, der Schaden- und Unfallversicherung. Deren operativer Gewinn legte dank des Verkaufs der US-Tochter um 30 Prozent auf 1,75 Milliarden Euro zu. Aber auch ohne diesen Sondereffekt wäre er deutlich gestiegen, nachdem die Schäden durch Naturkatastrophen die Allianz mit 122 Millionen Euro rund 29 Prozent weniger kosteten als ein Jahr zuvor. Vor allem Hagel und Stürme in Australien schlugen dabei teuer zu Buche.

Dadurch blieb auch von den Prämieneinnahmen mehr übrig. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich von 94,6 auf 93,5 Prozent. Bei 100 Prozent hätten die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb die Beiträge komplett aufgezehrt.

Lebensversicherung und Vermögensverwaltung leiden
Abwärts ging es hingegen in der Lebens- und Krankenversicherung. Die Beitragseinnahmen sanken, der operative Gewinn rutschte um 13 Prozent auf 853 Millionen Euro ab. Dabei drückten eine kleinere Gewinnspanne bei den Kapitalanlagen in Deutschland und eine Stärkung der Schadenreserven in Südkorea aufs Ergebnis. Derweil verkauften sich klassische Lebens- und Rentenversicherungen schlechter, während neuartige Verträge ohne den herkömmlichen Garantiezins in Deutschland und Frankreich stärker gefragt waren.

Auch für die Vermögensverwaltung ging es im zweiten Quartal weiter abwärts. Die Sparte, die zum Gutteil aus dem weltgrössten Anleiheninvestor Pimco besteht, musste beim operativen Gewinn einen Einbruch um ein Viertel auf 505 Millionen Euro verkraften. Vor allem seit dem Rauswurf von Pimco-Gründer Bill Gross im September vergangenen Jahres ziehen Anleger immer noch jeden Monat Milliardensummen aus dem Flaggschifffonds Pimco Total Return ab.

Allianz-Finanzchef Dieter Wemmer betonte, dass die Mittelabflüsse bei Pimco im zweiten Quartal nur noch halb so hoch gewesen seien wie im ersten Jahresviertel. Bei Allianz Global Investors, dem zweiten Teil der Vermögensverwaltung, hätten die Nettomittelzuflüsse zudem einen neuen Höchststand erreicht. (awp/mc/ps)

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