«Bahamas-Leck»: UBS und CS wichtige Player

«Bahamas-Leck»: UBS und CS wichtige Player

Zürich – Die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse haben auf den Bahamas im grossen Stil Gesellschaften für ihre Kunden gegründet. Das geht aus dem neusten «Datenleck» hervor, das die «Süddeutsche Zeitung» (SZ) am Donnerstag publik gemacht hat und über das auch der «Tages-Anzeiger» berichtet. Die SZ beruft sich auf interne Dokumente aus dem Unternehmensregister des Inselstaats, die ihr zugespielt worden seien. Diese offenbarten Details über 175’888 Briefkastenfirmen und Stiftungen, die zwischen 1990 und 2016 gegründet wurden.

UBS und CS hätten in den letzten 25 Jahren für ihre Kunden je gut 9500 Gesellschaften gegründet, schreibt der TA. Damit belegten sie unter mehreren Hundert Anbietern die Plätze zwei und drei. Besonders viele Gründungen habe es in den Jahren 2004 und 2005 gegeben, als das Zinsbesteuerungsabkommen mit der EU in Kraft trat. Es gebe aber nach wie vor neue Gründungen. Neben den beiden Grossbanken seien – auf viel tieferem Niveau – auch Julius Bär, Pictet oder Lombard Odier auf den Bahamas aktiv gewesen, heisst es weiter.

Briefkastenfirmen sind Unternehmen, die ihren Sitz häufig in Steueroasen haben und deren wahre Eigentümer nach aussen meist nicht bekannt sind. Ihr Betrieb ist nicht illegal; sie können aber zum Beispiel für Steuerflucht missbraucht werden.

Standardmässig für Trusts
Gegenüber dem TA begründete die UBS ihren Spitzenplatz damit, dass sie Bahamas-Firmen standardmässig für die weltweit von ihr verwalteten Trusts benutze. Die CS wollte sich gegenüber der Zeitung nicht zu konkreten Fragen äussern und betonte lediglich, man halte sich bei Firmengründungen an die geltenden Gesetze, Regeln und Vorschriften der Länder.

Die Bahamas-Enthüllungen sind in diesem Jahr das zweite Datenleck in der Welt der Steueroasen. Anfang April hatten Medien weltweit über Tausende von einer Kanzlei in Panama gegründete Briefkastenfirmen berichtet, in denen Politiker, Prominente und Sportler ihr Vermögen geparkt haben sollen.

Ex-Kommissarin spricht von «Versehen»
Auch in den Bahamas-Daten finden sich laut der SZ Namen hochrangiger Politiker. So war die frühere EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes gemäss den Informationen während ihrer Amtszeit Direktorin einer Briefkastenfirma auf den Bahamas. Die Holländerin habe damit gegen den Verhaltenskodex der EU-Kommission verstossen, weil Kommissionsmitgliedern jegliche Nebentätigkeit verboten sei, meldet die Zeitung.

Kroes habe auf Anfrage von einem «Versehen» gesprochen. Ihr Anwalt sagte der Zeitung, sie übernehme die «volle Verantwortung» und werde den Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker unterrichten. Die heute 75-Jährige sei von 2000 bis 2009 – und damit auch als EU-Kommissarin – Direktorin der Mint Holdings Limited auf den Bahamas gewesen. (awp/mc/pg)

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