Berner Kantonalbank trotz Konjunktursorgen und Zinsflaute auf Kurs

Bern – Tiefe Zinsen und wachsende Konjunktursorgen umtreiben die Banken, auch die Berner Kantonalbank (BEKB). Diese sieht sich aber für rauere Marktbedingungen gut aufgestellt, wie CEO Armin Brun im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP am Mittwoch sagte.
Wie die Konkurrenz aus anderen Kantonen ist auch die BEKB schwergewichtig im Kreditgeschäft tätig und da bestimmen die Zinsen den Erfolg mit. Im Juni hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins auf null gesenkt und nun droht gar die Rückkehr zu Negativzinsen.
Bereits Nullzinsen seien für eine Bank wie die BEKB eine grosse Herausforderung, betonte Brun. «In diesem Fall sind unsere Gelder bei der Nationalbank zu null Prozent verzinst, wir können kaum Sparzinsen bezahlen und verdienen im Zinsdifferenzgeschäft weniger Geld, da die Zinsen auch im Hypothekargeschäft sinken.»
Die Zinsmarge stehe auch unter Druck, da die Preise in der Kreditvergabe im starken Wettbewerb nicht ohne weiteres erhöht werden könnten, so Brun. Grundsätzlich belaste eine Senkung der Leitzinsen um einen Viertel Prozentpunkt die BEKB-Rechnung mit einem zweistelligen Millionenbetrag.
Erfolge im Anlagegeschäft
Um weniger stark von der Zinsentwicklung abhängig zu sein, hat die BEKB vor knapp fünf Jahren damit begonnen, das Anlagegeschäft zu forcieren. Die Bank habe dazu neue Mitarbeitende angeworben und neue Produkte lanciert.
Sie erntet seit rund zwei Jahren Erfolge aus diesen Bemühungen, wie auch die Erfolgsrechnung des ersten Halbjahres 2025 zeigt: Während der Nettoerfolg aus dem Zinsgeschäft um 1,4 Prozent auf 191,4 Millionen Franken leicht zugenommen hat, kletterte der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft um 11 Prozent auf 62,6 Millionen.
Das Potenzial im Anlagegeschäft sei für die BEKB nach wie vor gross, gibt sich Brun überzeugt. «Unsere Marktdurchdringung ist im Vergleich zu anderen Kantonalbanken tief. Während diese in ihren Regionen im Anlagegeschäft Marktanteile von 50 bis 60 Prozent erreichen, liegen sie bei uns nur bei 25 bis 30 Prozent.»
US-Zollrisiko hält sich in Grenzen
Die von US-Präsident Donald Trump gegen die Schweiz verhängten Importzölle von 39 Prozent stellen für Bern als wichtigen Industriekanton eine Herausforderung dar. Vor allem die Maschinen- und die Uhrenindustrie dürften stark darunter leiden, so Brun. Dagegen seien der Tourismus, der Gesundheitssektor oder der Bau kaum davon betroffen.
Auch die BEKB sei breit diversifiziert aufgestellt, um konjunkturelle Folgen der US-Zollpolitik auffangen zu können. «Wir haben mit Blick auf die Kreditvergabe für die verschiedenen Branchen Limiten definiert, so dass keine zu dominant ist.» Man habe entsprechend auch keine Wertberichtigungen vornehmen müssen.
Trotzdem zeigt sich die Bank mit Bezug auf Aussagen zum Ergebnis im Gesamtjahr zurückhaltend: Das Marktumfeld bleibe mit Blick auf die Zins- und Konjunkturrisiken zu unsicher, um eine konkrete Ergebnisprognose abzugeben. «Wir setzen aber alles daran, damit wir mit unserem Ergebnis in Richtung der Leistung aus dem Vorjahr kommen», sagte Brun. (awp/mc/pg)