Bezahl-Apps und Visa mischen den Schweizer Debitkarten-Markt auf

Bezahl-Apps und Visa mischen den Schweizer Debitkarten-Markt auf
(Foto: PostFinance)

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Zürich – Das kontaktlose Bezahlen fristete bis jetzt in der Schweiz ein Mauerblümchendasein. Das könnte sich jedoch bald ändern. Nach Postfinance rüsten nämlich weitere grosse Banken die Debitkarten mit dieser Funktion aus. Sie reagieren damit auch auf neue Konkurrenz.

Die Möglichkeit mit einer Karte in Sekundenschnelle und ohne Eingabe eines PIN-Codes Beträge bis 40 CHF zu bezahlen, gibt es in der Schweiz bereits seit 2007. Die neue Bezahlfunktion blieb jedoch auf Kreditkarten beschränkt. Mit der Postfinance ist nun das erste grosse Schweizer Finanzinstitut daran, Debitkarten mit dieser Funktion auszuliefern. Und Postfinance bleibt damit nicht allein: Ab Mitte 2016 werden auch die Credit Suisse, Raiffeisen und die Zürcher Kantonalbank (ZKB) nachziehen, wie sie auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda bestätigen.

Das dürfte dem kontaktlosen Bezahlen in der Schweiz tüchtig Schub verleihen. Denn Debitkarten sind verbreiteter und vor allem auch häufiger in Gebrauch als Kreditkarten. Gemäss Statistik der Schweizerischen Nationalbank wurden 2014 mit den 10 Mio Schweizer Debitkarten dreimal mehr Zahlungen vorgenommen als mit den 6 Mio Kreditkarten in der Schweiz.

Alle grossen Banken ausser UBS ziehen mit
Dass trotz dieser Verbreitung und der damit einhergehenden Attraktivität die Banken bei den Debitkarten so lange zugewartet haben, wollten auf Anfrage weder Banken noch Kartenherausgeber erklären. Laut einem Experten gibt es dafür jedoch einen klaren Grund. Während nämlich die Banken bei einer Zahlung mit der Kreditkarte eine Transaktionsgebühr (Interchange Fee) einstreichen können, hat ihnen das die Wettbewerbskommission (Weko) 2006 bei den Debitkarten untersagt.

Die Banken hatten deshalb wenig Anreiz, in ihre Debitkarten zu investieren. Das kontaktlose Bezahlen blieb darum bisher auf die für die Banken lukrativeren Kreditkarten beschränkt. Das hat sich offensichtlich geändert. In einem Jahr werden mit Ausnahme der UBS alle grossen Schweizer Banken die Debitkarten mit der neuen Technik nachgerüstet haben. Auslöser dafür ist das Auftauchen neuer Konkurrenz.

Staatliche Wettbewerbsförderung
So haben zum Beispiel Apple, Postfinance aber auch die Swisscom und die Migros Bezahl-Apps für Smartphones lanciert, mit denen sich ebenfalls kontaktlos zahlen lässt. Mit Visa ist zudem im letzten Jahr ein neuer Wettbewerber am Schweizer Debitkarten-Markt aufgetreten, der mit seiner V-Pay Karte der Maestrokarte Konkurrenz macht. Das hat den Kampf um die Kunden im alltäglichen Zahlungsverkehr verstärkt.

Aber auch der Schweizer Staat hat den Debitkarten-Markt angeheizt. Die Weko hat nämlich für V-Pay von Visa eine Ausnahme gemacht. Um Visa den Markteintritt zu ermöglichen, dürfen Banken vorübergehend für Transaktionen mit V-Pay eine Interchange Fee erheben. Von einer gleichlautenden Ausnahme profitiert auch Mastercard. Auch der US-Konzern hat von der Weko für die Lancierung einer neuen Debitkarte in der Schweiz eine Ausnahmeregelung erhalten. (awp/mc/pg)

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