Bittersüsse Versuchung: Anlageklasse Währungen

Bittersüsse Versuchung: Anlageklasse Währungen

von Serge Nussbaumer, Derivative Partners Media AG, www.payoff.ch

Wechselspiele der Devisenkurse sind für Schweizer Anleger ein entscheidender Renditefaktor geworden – im Guten wie im Schlechten. Wie und welche Währungen jetzt dank Strukturierter Produkte in süsse Renditen verwandelt werden können. 

Die Devisenmärkte rücken derzeit wieder verstärkt ins Zentrum der Anlegeraufmerksamkeit. «Bricht die Eurozone auseinander?» oder «US-Notenbank sorgt für neue Dollarschwemme» sind nur zwei aktuelle Schlagzeilen-Beispiele mit Währungsbezug. Das Wechselspiel der Währungen besitzt bekanntlich wertsteigerndes, aber auch wertminderndes Potenzial. So hat seit der Lancierung des physischen Euro am 1. Januar 2002 die europäische Gemeinschaftswährung gegenüber dem Schweizer Franken knapp 19% verloren, der US-Dollar im selben Zeitraum knapp 43% und das Britische Pfund rund 38%. Während viele institutionelle Kunden in diesem Zeitraum bereits aktiv die Fremdwährungen gehandelt oder abgesichert haben, hat in der Regel ein Privatinvestor – ob als Mandats- oder Beratungskunde bei einer Bank – diesen Verlust voll mitgetragen. Sollte nun ein Umdenken stattfinden und neben den klassischen Anlageklassen auch die Währungen als «neue» Anlageklasse geführt werden?

Hohes Währungsexposé bei Schweizer Anlegern
Gemäss der Statistik der Schweizerischen Nationalbank – Banken in der Schweiz 2011 – beträgt das Depotvolumen von inländischen Privatpersonen in der Schweiz CHF 479 Mrd., davon sind CHF 316 Mrd. (66%) in Schweizer Franken angelegt. Das bedeutet, dass 34% in Fremdwährungen gehalten werden. Eine sehr hohe Quote, vor allem vor dem Hintergrund, dass auch bei der Schweizer Franken-Quote noch Fremdwährungsrisiken verborgen sind. Beispielsweise bei Investments in international tätige Firmen. Die Quote hat sich in den vergangenen 14 Jahren zwischen 61% und 68% eingependelt.

Theorie einer Anlageklasse
Grundsätzlich gilt eine Anlage als eigene Klasse, wenn sie auf lange Sicht eine Risikoprämie abwirft. Dies ist zweifelsohne bei einer Aktie gegeben, ebenso bei einer Obligation, da trotz aller Wertschwankungen im Generellen ein Wertzuwachs feststellbar ist. Bei Währungen ist dieser Nachweis kaum zu erbringen, das heisst, auf lange Frist ist mit Währungen keine Risikoprämie zu generieren. Auf dieser Basis ist es somit nicht ratsam, Währungen als eigenständige Anlageklasse zu betrachten. Betrachtet man jedoch das Diversifikationspotenzial, sieht die Situation anders aus. Wie die Korrelationsgrafik zeigt, weisen die Währungen im Cross Asset und auch zueinander eine eher tiefe bis moderate Korrelation auf. Das bedeutet, dass mit dem Einsatz der Anlageklasse Währung eine Risikoreduktion im Portfoliokontext durchaus möglich ist. Dies jedoch eher auf der strategischen Ebene.

Zwei wichtige Aspekte
Dies bringt uns zu zwei Problempunkten: Wird auf eine Wechselkursverschiebung auf Basis fundamental-ökonomischer Überlegungen spekuliert, so ist zu beachten, dass ökonomische Unterschiede zwar langfristig Einfluss haben, doch Wechselkurse in der kurzen Frist durch ganz andere Faktoren getrieben sein können. Wie die Erfahrungen zeigen, sind Währungen wohl am schwierigsten zu prognostizieren. Und der zweite Punkt ist, dass Wechselkursanteile üblicherweise auf der Basis der Notierungswährung der entsprechenden Anlagen bestimmt werden. Dabei wird oft vergessen, dass auch viele in CHF gehandelte Investments ebenfalls Fremdwährungsrisiken beinhalten. Roche beispielsweise tätigt lediglich rund 5% seines Umsatzes in der Schweiz.

Carry Trade oder Absicherung?
Currency Carry Trades – also die Kreditaufnahme in einem Währungsraum mit tiefem Zinsniveau bei gleichzeitiger Geldanlage in einem anderen Währungsraum mit hohen Zinsen – kann hochrentabel sein. Doch dürfte eine solche Situation schnell durch Arbitrage relativiert werden. Die Spekulation auf eine Wechselkursveränderung und die gleichzeitige Absicherung via Devisentermingeschäft macht wenig bis keinen Sinn, da die Terminkurse über die Zinsparität in engen Bandbreiten liegen – zumindest bei vollkommener Kapitalmobilität.

Unerlässlich für Anlagestrategien
Ob Fremdwährungen berechtigterweise als «neue» Anlageklasse in der Literatur einen Platz finden oder nicht, ist ohne Relevanz. Entscheidender ist der Fakt, dass Währungen eine grosse Rolle spielen und somit auf strategischer Ebene eingesetzt werden. Somit muss auf dieser Ebene die Unterscheidung zwischen den Anlage- und den Währungsrisiken erfolgen. Dies setzt selbstverständlich voraus, dass eine kurz-, mittel- und langfristige Prognose für die entsprechenden Währungen aufgestellt wird. Hinzu kommt, dass sich unter der Betrachtung der Diversifikation das Rendite-Risiko-Verhältnis optimiert.

Währungsplay für den Vorsichtigen
Bei der konkreten Umsetzung bieten sich inzwischen viele Strukturierte Produkte, mit deren Hilfe individuell am Devisenmarkt eine Anlage- oder Tradingstrategie umgesetzt werden kann. Ein derzeit sehr vielversprechendes Beispiel ist der Australische Dollar. Die Rohwarenpreise haben ihre Konsolidierungsphase mehrheitlich abgeschlossen. Man darf davon ausgehen, dass die Preise wieder steigen und davon profitieren die sogenannten Rohstoffwährungen, allen voran der «Aussie». Aus diesem Grund eignet sich besonders für den vorsichtigen Anleger das Tracker-Zertifikat auf den australischen Monats-LIBOR – AUDZZ. Das Zertifikat ist in Schweizer Franken denominiert und zahlt jeweils den Monats-LIBOR minus einen Spread in Aussie-Dollar. Eine charmante Variante eines Money Market-Papiers und sicherlich eine defensive Variante, mit der Währung zu spielen.

Den Mutigeren gehört die Welt
Das Tracker-Zertifikat der EFG Financial Products mit konditionalem Coupon – EFINR – spielt sechs Rohstoffwährungen gegen den Schweizer Franken. Dabei handelt es sich um den Neuseeländischen Dollar, den Australischen Dollar, die Schwedische Krone, die Norwegische Krone, den Brasilianischen Real und den Südafrikanischen Rand. Alle Währungen gleichgewichtet, entscheidet bei der Rückzahlung die Basketperformance über Gewinn oder Verlust. Hinzu kommt eine Couponzahlung von 25%, sofern am Schlussfixierungstag – am 13.11.2015 – alle Währungen über dem ursprünglichen Fixing schliessen. Auch hier steht der Rohstoffplay im Mittelpunkt und ist in Anbetracht der momentanen Weltmarktsituation auch völlig nachvollziehbar. Pluspunkte sind die COSI-Struktur und die regionale Diversifikation.

Wie lange hält die 1.20?
Am 6. September 2011 hat die Schweizerische Nationalbank die Untergrenze zum Euro bei CHF 1.20 in Stein gemeisselt. Ohne dieser Untergrenze würde ein nicht fixierter Euro gegen den Schweizer Franken heute vermutlich bei CHF 0.85 oder noch tiefer handeln. Trotz Kursuntergrenze wurde diese bereits dreimal unterschritten. Besitzer von Knock-out Warrants werden sich schmerzhaft an diese Ereignisse erinnern. Im Umfeld der Hedge Funds ist zu hören, dass der wirkliche Test der Untergrenze erst noch bevorsteht. Wielange hält die SNB noch durch? Der Mini-Short der RBS spielt genau mit der Idee eines weiteren Bruchs dieser Untergrenze. Der Stop Loss-Level des EUCUB liegt aktuell bei 1.63 und der Hebel beträgt 2.82. Viel Aufwärtspotenzial hat der Euro derzeit nicht, das Risiko liegt höchstens darin, dass die SNB die Untergrenze erhöht. Doch ist bei einem weiteren Unterschreiten ein süsser Mehrertrag möglich.

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