BlackRock Schweiz: Value-Aktien weiterhin leicht übergewichtet

BlackRock Schweiz: Value-Aktien weiterhin leicht übergewichtet
Ed Gordon, Leiter iShares und Wealth bei BlackRock Schweiz

Zürich – Faktoren bilden gewissermassen die Grundlage von Anlageportfolios. Es sind breite, dauerhafte Kräfte, welche die Renditen von Aktien, Obligationen und anderen Vermögenswerten bestimmen. Faktorbasierte Anlagestrategien nutzen die Fortschritte der Datenverarbeitung und moderne Technologie, um diese historisch nachweisbaren Renditetreiber gezielt in Portfolios einzusetzen. Investoren, die die Funktionsweise von Faktoren verstehen, können damit Überrenditen erzielen und Risiken reduzieren.

Als Renditetreiber lassen sich zwei Haupttypen von Faktoren unterscheiden: zum einen makroökonomische Faktoren, die über Anlageklassen hinweg funktionieren. Zum anderen Stil-Faktoren, die Renditen und Risiken innerhalb von Anlageklassen erklären können. Die akademische Forschung zeigt, dass in Bezug auf Aktien fünf Stil-Faktoren im Vergleich zum breiten Markt langfristige Mehrrenditen erzielen können: geringere Unternehmensgrösse (Size) und hohe Unternehmensqualität (Quality) sowie niedrige Bewertung (Value), geringe Schwankungsbreite (Minimum Volatility) und positive Kursdynamik (Momentum) von Aktien. Diese Faktoren wirken abhängig vom Marktzyklus nicht immer in gleichem Masse. Insofern ist die optimale Gewichtung auf Basis regelmässiger, umfassender Analysen für den Anlageerfolg entscheidend.

Stil-Faktoren leisten nach Ansicht des Vermögensverwalters BlackRock einen entscheidenden Mehrwert zur Diversifizierung von Portfolios. Daher unterstützt BlackRock Investoren dabei, aktuelle Chancen und Risiken der einzelnen Stil-Faktoren noch besser einzuschätzen, um sie dementsprechend optimal im Portfolio zu berücksichtigen. Im Rahmen dessen kommentiert Ed Gordon, Leiter iShares und Wealth bei BlackRock Schweiz, monatlich die aktuelle Faktor-Sicht von BlackRock. Dabei stehen folgende drei Signale im Vordergrund:

  • Konjunkturumfeld (Economic Regime Signal), verbunden mit der Frage: Hat der entsprechende Faktor in einem solchen Umfeld historisch betrachtet gute Renditen geliefert?
  • Bewertung (Valuation Signal): Ist der Faktor im historischen Vergleich günstig oder hoch bewertet?
  • Relative Stärke (Relative Strength Signal): Gibt es einen Trend, der die positive Entwicklung des Faktors unterstützt?

Je mehr dieser Signale in die Allokationsentscheidung einfliessen, umso robuster fallen die Ergebnisse aus.

Ed Gordon, Leiter iShares und Wealth bei BlackRock Schweiz:
«Bei Value-Aktien, das heisst zum Beispiel Titeln mit niedrigen Kurs-Gewinn- oder Kurs-Buchwert-Verhältnissen, behalten wir unser leichtes Übergewicht bei. Zwar bleibt die relative Stärke schwach und hat sogar weiter nachgelassen. Gleichzeitig ist die ohnehin günstige Bewertung aber erneut zurückgegangen. Darüber hinaus entwickelt sich dieser Faktor am besten bei anziehendem Wirtschaftswachstum, wie wir es derzeit vorfinden.

Leicht untergewichtet bleiben wir hingegen bei Minimum-Volatility-Aktien, also Werten mit relativ geringen Schwankungsbreiten. Denn bei anziehendem Wirtschaftswachstum entwickeln sich Minimum-Volatility-Aktien in der Regel unterdurchschnittlich. Dass die Bewertung, die schon vorher attraktiv war, nochmals zurückgegangen ist, kann dies nicht aufwiegen.

Bei Quality-Aktien, sprich Papieren qualitativ hochwertiger Unternehmen mit besonders gesunden Bilanzen, halten wir an unserer neutralen Positionierung fest. Denn während sich die relative Stärke verbessert hat, verlor die Bewertung an Attraktivität. Zudem besitzen Qualitätsaktien eher defensive Eigenschaften, was im aktuellen expansiven Umfeld nicht allzu vorteilhaft ist.

Unsere neutrale Positionierung bleibt auch bei Momentum-Aktien bestehen, also bei Werten im Aufwärtstrend. Die relative Stärke legte zu, die Bewertung zog an. Zudem entwickelt sich der Momentum-Faktor erfahrungsgemäss besonders gut, wenn das Wirtschaftswachstum stark ist.

Beim Faktor Size, also Aktien kleinerer Unternehmen, bleiben wir ebenfalls neutral gewichtet. Zwar hat die relative Stärke leicht nachgelassen, aber gleichzeitig ist die Bewertung attraktiver geworden. Das Umfeld wirtschaftlicher Expansion werten wir im Hinblick auf Aktien kleinerer Unternehmen positiv.»

Die aktuelle Einschätzung zu den einzelnen Stil-Faktoren auf globaler Ebene im Überblick:

Weitere Informationen
Stil-Faktoren lassen sich wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge auf drei Ursachen zurückführen: Einige kompensieren Investoren für höhere Risiken. Andere beruhen auf strukturellen Ursachen, etwa Marktregeln oder Anlagebeschränkungen von Investoren. Aus der damit verbundenen Unzugänglichkeit gewisser Marktsegmente für bestimmte Gruppen ergeben sich Chancen für Investoren mit grösseren Anlagefreiheiten. Und schliesslich gibt es Stil-Faktoren, die auf dem Anlegerverhalten beruhen – zum Beispiel Herdentrieben oder Panikverkäufen. Dies schafft Opportunitäten für Investoren mit Sichtweisen abseits des Mainstreams.

Wie sich Stil-Faktoren idealerweise kombinieren lassen, wird in der akademischen Forschung lebhaft diskutiert. An den beiden äusseren Enden des Meinungsspektrums kristallisieren sich zwei Ansätze heraus: zum einen die statische Aufteilung des Vermögens, so dass jeder Faktor unabhängig vom Marktumfeld stets das gleiche Gewicht im Portfolio hat. Zum anderen der Versuch, Faktoren zu timen, also: dem Marktumfeld entsprechend den jeweils richtigen Zeitpunkt zum Ein- bzw. Ausstieg zu erwischen und so im Rahmen einer Faktor-Rotationsstrategie zu einer dynamischen Allokation zu gelangen.

BlackRock zufolge lässt sich die Effizienz dieser beiden Ansätze weiter optimieren, gewissermassen durch einen Mittelweg. Dieser besteht aus einer strategischen Gleichgewichtung der einzelnen Faktoren und wird entsprechend der Marktsignale um taktische Schwerpunkte ergänzt, wobei zu jeder Zeit in alle Faktoren investiert wird. Solche Rotationsstrategien bieten zwei potenzielle Ertragsquellen: erstens langfristige statische Faktorprämien im Rahmen eines breit aufgestellten Portfolios und zweitens Erträge, die sich aus den taktischen Schwerpunkten ergeben. Aufgrund dieses Potenzials sind Faktor-Rotationsstrategien bei Investoren zunehmend gefragt. (BlackRock/mc)

BlackRock Schweiz

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