BNP Paribas nach Milliardenstrafe in den USA mit Rekordverlust

BNP Paribas nach Milliardenstrafe in den USA mit Rekordverlust
Jean-Laurent Bonnafé, CEO BNP Paribas.

Bankchef Jean-Laurent Bonnafé.

Paris – Die Rekordstrafe in den USA hat bei der französischen Grossbank BNP Paribas wie erwartet einen historischen Verlust verursacht. Im zweiten Quartal stand unter dem Strich ein Rekordminus von 4,32 Milliarden Euro, wie das Institut am Donnerstag in Paris mitteilte. Seit dem Zusammenschluss der beiden Konkurrenten Banque Nationale de Paris und der Paribas im Jahr 2000 war der Konzern zuvor nur in einem einzigen Quartal in den roten Zahlen: Ende 2008 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise stand unter dem Strich ein Fehlbetrag von 1,3 Milliarden Euro.

Die US-Justiz hatte BNP zu Monatsbeginn nach harten Vergleichsverhandlungen wegen langjähriger Verstösse gegen Handelssanktionen bei Geschäften mit sogenannten Schurkenstaaten wie Iran, Sudan und Kuba zu einer Strafe von 8,97 Milliarden Dollar (6,6 Mrd Euro) verdonnert. Davon musste Frankreichs grösstes Geldhaus noch knapp 5,8 Milliarden Euro als Belastung im zweiten Quartal verbuchen, weil die Busse bisherige Rückstellungen weit übertraf. Ohne den teuren Vergleich hätte BNP 1,92 Milliarden Euro verdient, ein Jahr zuvor waren es 1,77 Milliarden.

Verlust noch höher als befürchtet
Der nun angefallene Verlust übertraf die Erwartungen von Analysten noch etwas. Das lag daran, dass der Konzern noch einmal 200 Millionen Euro für eine Verbesserung seiner Kontrollen und Abläufe zurücklegte. «Die Gruppe hat ihre Lektion aus den Ereignissen gelernt», sagte Vorstandschef Jean-Laurent Bonnafe. Dazu gehört ein Umbau im Top-Management. So bekommt die Bank einen neuen Risikochef und einen neuen Compliance-Vorstand. Dieser soll die Strukturen der Bank zur Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien verbessern.

Die Einigung in den USA drückte auch auf die Kapitalpuffer der Bank. Die harte Kernkapitalquote sackte auf 10 Prozent ab. Ende des ersten Quartals lag sie noch bei 10,6 Prozent. Damit wirft der Vergleich den Konzern auch bei der laufenden Überprüfung der Bankenbranche durch die Europäische Zentralbank (EZB) zurück. Der Vorstand versicherte erneut, auf eine Kapitalerhöhung verzichten zu wollen. Allerdings werde es neue Wandelanleihen geben.

Eine weitere Belastung wartet im kommenden Jahr auf BNP – dann wird BNP als Teil der US-Strafe für zwölf Monaten von einigen Dollar-Geschäften ausgeschlossen. Die Kunden sollen davon nicht merken. Entsprechende Aufträge sollen Konkurrenten abwickeln. Für BNP bedeutet das höhere Kosten. Zudem besteht die Gefahr, dass die Kunden gleich ganz zu Konkurrenz wechseln.

Durchwachsenes Tagesgeschäft 
Das Tagesgeschäft der Bank lief im zweiten Quartal durchwachsen. Während der Gewinn im Investmentbanking um 31 Prozent zulegte, gab es im Privatkundengeschäft einen Rückgang von 13 Prozent. Das lag vor allem an sinkenden Gewinnen in Frankreich und vor allem in Italien, wo BNP die Vorsorge für faule Kredite deutlich erhöhen musste. Deutlich aufwärts ging es dagegen in Belgien. (awp/mc/upd/ps)

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