CS-CEO Dougan wird durch Prudential-Chef Thiam ersetzt

CS-CEO Dougan wird durch Prudential-Chef Thiam ersetzt
CS-CEO Tidjane Thiam. (Foto: Credit Suisse)

Der neue Mann an der Spitze der Credit Suisse: Tidjane Thiam. (Foto: CS)

Zürich – Der langjährige CEO der Credit Suisse Brady Dougan verlässt Ende Juni den Konzern. Ihn ersetzt überraschend ein externer Manager aus der Versicherungsbranche. Der sehr erfolgreiche derzeitige Prudential-CEO Tidjane Thiam flog am Dienstagnachmittag extra ein, um sich den hiesigen Medien vorzustellen. Am Morgen hatte er noch in London für den britischen Versicherer gute Jahreszahlen für das zurückliegende Geschäftsjahr präsentiert. Die Aktionäre begrüssen den Wechsel, die CS-Titel legten am Dienstag deutlich zu.

Der Abgang Dougans kam nicht aus dem Nichts, hatte es in den vergangenen Monaten doch immer wieder entsprechende Spekulationen gegeben. Insbesondere nach der Einigung im US-Steuerstreit im Mai 2014, was eine Milliardenbusse im Steuerstreit mit den USA nach sich zog, waren Forderungen nach einem Rücktritt laut geworden.

Der richtige Zeitpunkt
Den Zeitpunkt, für den nun Realität gewordenen Wechsel an der Spitze, erachtet die Grossbank als den richtigen. «Wir haben uns natürlich Gedanken gemacht, ob unsere Bank richtig aufgestellt ist», sagte Verwaltungsratspräsident Urs Rohner am Dienstag vor Journalisten. Der scheidende CEO Dougan wollte den Aussagen an der Medienkonferenz zufolge offenbar eine Veränderung nach 25 Jahren Credit Suisse und acht Jahren als CEO.

Thiam sei der richtige Mann, das Unternehmen in die «nächste Phase» zu führen, so Rohner. Dieser habe ihn mit allem überzeugt – mit seiner Erfahrung, seinem Know-how und seiner Persönlichkeit.

Dougan immer wieder in der Kritik
Der US-Amerikaner Dougan steht seit 2007 an der Spitze der Schweizer Grossbank. Unter ihm war die CS besser als andere Institute durch die Finanzkrise gekommen – so musste die Bank im Gegensatz zur Konkurrentin UBS keine Staatshilfe in Anspruch nehmen. Dougan stand allerdings auch immer wieder wegen exorbitanten Lohnbezügen in der Kritik – so hatte er 2010 zusätzlich zu seinem branchenüblichen Gehalt auf einem Schlag einen Bonus von 71 Mio CHF erhalten. In den letzten Jahren war dem Investmentbanker Dougan zudem vermehrt vorgeworfen worden, dass die CS ihr Geschäftsmodell weniger stark umstellte als etwa die UBS und stärker am Investment-Banking festhielt.

Kritik und gar eine Rüge der Nationalbank erhielt die CS nicht zuletzt wegen einem deutlich langsameren Aufbau der Eigenkapitaldecke als andere Institute. Insgesamt hatte sich auch der CS-Aktienkurs schwächer entwickelt als derjenige der Konkurrenten. Im vergangenen Jahr verloren die Titel 8%, während etwa UBS 1% zulegten.

Was er nach seinem Abgang machen werde, darüber habe er sich noch keine Gedanken gemacht, sagte Dougan am Dienstag. Es sei auch nicht diskutiert, ob er einer Konkurrenzsperre unterliegen wird.

Erfolgsversprechender Nachfolger
Der 1962 geborene Thiam führt seit 2009 Prudential. Der in der Elfenbeinküste geborene Doppelbürger von Frankreich und der Elfenbeinküste studierte in Frankreich Mathematik und Physik. Nach einer Tätigkeit beim Unternehmensberater McKinsey arbeitete er von 1994 bis 1999 für die Regierung der Elfenbeinküste. Im Anschluss arbeitete Thiam zunächst in Frankreich bei McKinsey und darauf beim britischen Versicherer Aviva, bevor er zu Prudential wechselte.

Bei Prudential gilt Thiam als sehr erfolgreicher CEO, nicht zuletzt dank dem Ausbau des Asien-Geschäfts. Seit seinem Amtsantritt stieg der Aktienkurs des Versicherers um rund 180%.

In Zürich bedankte sich Thiam für die neue Aufgabe und stellte sich den Journalisten nacheinander auf Deutsch, Französisch und Englisch vor. «Ich will dem Vertrauensvorschuss gerecht werden», sagte er. Die Credit Suisse sei ein «grossartiges Institut». Zu gegebener Zeit will Thiam seinen festen Wohnort in die Schweiz verlegen.

Keine fundamentale Strategieänderung
Rohner unterstrich lobend Thiams Erfahrungen im Asset- und Wealth Management und den Erfahrungen besonders im asiatischen Markt. «Das ist wichtig für unser Wealth Management, wo wir besonderen Fokus drauf legen», sagte der CS-VRP. Aber auch der Bereich Investmentbanking schrecke ihn nicht ab, liess Thiam selbst durchblicken.

Die Umbesetzung an der Unternehmensspitze soll bei der CS derweil zu keinem fundamentalen Strategiewechsel führen. Marktbeobachter hoffen aber, dass sich mit der Neubesetzung die Verschiebung der strategischen Ausrichtung mehr hin zum Wealth-Management beschleunigen könnte. Der neue CEO war am Markt zuvor kaum auf dem Schirm gewesen. Viele Marktteilnehmer hatten sich einen Schweizer an der operativen Spitze der Grossbank gewünscht.

«Vernünftige Besetzung»
Ob Thiam den hohen Erwartungen entsprechen kann, muss sich noch zeigen: Die Ernennung von Thiam als Nachfolger von Dougan sei eine «vernünftige Besetzung», auch wenn noch nicht klar sei, ob der Versicherungsfachmann auch tatsächlich alle nötigen Fähigkeiten für die Leitung einer Grossbank mitbringe, kommentierte etwa ein Analyst bei Julius Bär. Der Wechsel an der CS-Spitze sei aber überfällig gewesen.

Aktie legt fast 8 % zu
An der Börse legte die CS-Aktie zunächst über dem Markt deutlich zu: Sie schloss am Dienstag in einem leicht schwächeren Gesamtmarkt 7,8% im Plus bei 25,00 CHF. Gleichzeitig verlor Prudential an der London Stock Exchange gut 3%. (awp/mc/pg)

Credit Suisse

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