Credit Suisse stärkt Kapitalbasis und senkt die Kosten

Credit Suisse stärkt Kapitalbasis und senkt die Kosten
Blooberg & Bernhard Bauhofer Credit Suisse

Credit Suisse-CEO Brady Dougan. (Foto: CS)

Zürich – Die jüngste Kritik der SNB an der Kapitalausstattung der Credit Suisse hat offenbar Wirkung gezeigt. Die Grossbank hat am Mittwoch Massnahmen bekannt gegeben, mit denen sie ihr Kapital um gut 15 Mrd CHF stärken will. Gleichzeitig lancierte das Institut ein zusätzliches Kostensenkungsprogramm im Umfang von 1 Mrd bis Ende 2013 und veröffentlichte früher als geplant ihr Zweitquartalsergebnis.

«Mit der Bekanntgabe dieser Massnahmen zum gegenwärtigen Zeitpunkt wollen wir jegliche Zweifel bezüglich unserer Stärke der Kapitalausstattung beseitigen», sagte CEO Brady Dougan anlässlich einer Telefonkonferenz dazu. Ziel dieser Massnahmen sei es, das Kapital der Bank bis Ende 2012 um insgesamt 15,3 Mrd CHF zu erhöhen. Durch eine Reihe sofortiger Massnahmen soll das Kapital sofort um insgesamt 8,7 Mrd CHF erhöht werden, die anderen Massnahmen in der Grössenordnung von 6,6 Mrd CHF sollen bis Ende 2012 umgesetzt werden.

Diverse Sofortmassnahmen bringen 8,7 Mrd Franken
Zu den Sofortmassnahmen gehört etwa die Emission einer Pflichtwandelanleihe im Umfang von 3,8 Mrd CHF, an der sich bestehende strategische Investoren wie Qatar Holding, die Olayan Group und der norwegische Staatsfonds NBIM beteiligen werden. Zudem habe die CS neue Grossinvestoren wie den Temasek-Staatsfonds aus Singapur gewonnen. Weitere sofort umzusetzende Kapitalmassnahmen umfassen den Austausch von Hybridkapital in der Höhe von 1,7 Mrd CHF. Der beschleunigte Austausch der sogenannten «CoCos» mit hohem Trigger war ursprünglich im Oktober 2013 vorgesehen. Die Anrechnung bestehender Tier-1-Genussscheine bringe 2,3 Mrd und der Verkauf der Beteiligung an Aberdeen Asset Management 0,2 Mrd. Weitere 0,7 Mrd werden frei, weil geringere regulatorische Abzüge erforderlich seien.

Bis Ende 2012 umgesetzt werden unter anderem der Abschluss eines bestehenden Immobilienverkaufsprogramms. Der Verkauf von Immobilien soll der Bank 0,5 Mrd CHF in die Kasse spülen. «Ausgewählte Devestitionen» sollen weitere 1,1 Mrd bringen. Ferner richtet die Credit Suisse ein Angebot an ihre Mitarbeiter: Deren Boniansprüche sollen in Aktien beglichen werden. Werden 58% der Ansprüche getauscht, würde das Kapital der Bank um weitere 0,75 Mrd CHF gestärkt. «Veränderungen im Aktienkapital» schliesslich würden das Kapital um 1,95 Mrd und geringere regulatorische Abzüge und die Reduktion von latenten Steuerguthaben um 2,3 Mrd steigern.

Höhere Kapitalquote und neue Kostensenkungen
Dank diesen Massnahme dürfte laut Bank die «Look-through Total Capital Ratio» per Ende Jahr bei 10,8% zu stehen kommen. Damit werde die CS den von der SNB in ihrem Stabilitätsbericht per Ende März gemessenen Wert von 5,9% nahezu verdoppeln. Die für die Schweizer Too-big-to-fail-Regelung massgebende Kapitalquote (Look-through Swiss Core Capital Ratio), die bis Ende 2018 bei 10% stehen muss, wird Ende Jahr bei 9,4% stehen.

«Disziplin bei der Verwendung unseres Kapitals sowie Kostenreduktion sind die Schlüssel zu einer erfolgreichen Zukunft der CS», führte Konzernchef Dougan weiter aus. Die Bank lanciert denn auch ein weiteres Kostensenkungsprogramm. Sie erhöht ihr für Ende 2013 gesetztes Ziel zur Kostenreduktion auf neu insgesamt 3,0 Mrd CHF (von 2 Mrd). Das ursprüngliche Ziel von 2 Mrd sei nun 18 Monate früher erreicht worden. Wie viele Stellen den neuen Kostensenkungsmassnahmen zum Opfer fallen werden, wollte Dougan nicht beziffern.

Positive Spuren der Kostensenkungen im Ergebnis
Im Ergebnis des zweiten Quartals haben die bisherigen Kostensenkungsmassnahmen positive Spuren hinterlassen. Alle drei Divisionen konnten ihren Geschäftsaufwand gegenüber dem Vorjahr als auch dem Vorquartal verringern und arbeiteten profitabel. Allerdings gingen ausser im Private Banking die Erträge zurück. Auf Konzernstufe belief sich der Gewinn vor Steuern auf 1,1 Mrd CHF nach 40 Mio CHF beziehungsweise bereinigt 1,5 Mrd CHF im ersten Quartal. Die Reingewinn erhöhte sich auf 0,8 Mrd CHF nach 44 Mio CHF im Vorquartal.

Das Private Banking steigerte den Vorsteuergewinn gegenüber dem Vorquartal um 28% auf 775 Mio CHF, dies bei um 4% gestiegenen Nettoerträgen von 2,70 Mrd. Die Division profitierte vor allem von einem höheren Zinserfolg und höheren Kommissions- und Gebührenerträgen. Der Neugeldzufluss im Private Banking belief sich auf 3,4 Mrd CHF. Im Investment Banking nahmen die Erträge um 30% auf 2,91 Mrd ab und der Vorsteuersteuergewinn verminderte sich um 62% auf 383 Mio. Fortschritte in der Umsetzung der Strategie hätten zu anhaltenden Marktanteilsgewinnen geführt, heisst es weiter. Das Asset Management verzeichnete einen Ertragsrückgang um 195 auf 550 Mio CHF. Vor Steuern verdiente die Division 133 Mio CHF und damit 48% weniger als im ersten Quartal.

4,4 Mrd Franken Neugelder
Erfreulich entwickelte sich laut Bank im Berichtsquartal der Neugeldzufluss. Dabei strömten dem Private Banking neue Kundengelder im Umfang von netto 3,4 Mrd CHF zu, davon entfielen 8,9 Mrd CHF auf den Bereich Wealth Management Clients, ohne Berücksichtigung der Abflüsse von 3,4 Mrd CHF im Zusammenhang mit der Integration von Clariden Leu. Das Asset Management akquirierte neue Kundengelder im Umfang von 0,4 Mrd CHF. Insgesamt belief sich der Nettoneugeldzufluss auf 4,4 Mrd CHF.

Keine Angaben zu den weiteren Aussichten
Zum bisherigen Verlauf des dritten Quartals und zu den Aussichten machte die CS keine Angaben. Er sei überzeugt, dass das Geschäftsmodell der CS über den Zyklus Kapitalrenditen von über 15% erwirtschaften könne, ergänzte Dougan lediglich. Die Analysten nahmen die angekündigten Kapitalmassnahmen positiv zur Kenntnis. Die Bank sei damit auf dem richtigen Weg, sagte ein Händler. Mit Kursaufschlägen reagierten die Aktien. Bis gegen 10.10 Uhr steigen sie um 6,2% auf 18,20 CHF. (awp/mc/pg)

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