Dämpfer für Zinswende in den USA

Dämpfer für Zinswende in den USA

Washington – Die lang erwartete Zinswende in den USA hat einen deutlichen Dämpfer erlitten: Die Arbeitskosten, die für die Geldpolitik der Notenbank Fed eine grosse Rolle spielen, sind im zweiten Quartal viel schwächer gestiegen als erwartet. Der entsprechende Index sei nur um 0,2 Prozent zum Vorquartal geklettert, teilte das US-Arbeitsministerium am Freitag in Washington mit. Das ist der schwächste Anstieg seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1982.

Volkswirte hatten mit einem Zuwachs um 0,6 Prozent gerechnet. Im ersten Quartal waren die Arbeitskosten noch um 0,7 Prozent gestiegen. Im Vorjahresvergleich lag der Anstieg der Arbeitskosten im zweiten Quartal bei zwei Prozent, nach 2,6 Prozent im ersten Quartal.

Dollar gibt nach – Renditen fallen
Unmittelbar nach Bekanntgabe der Daten gab der US-Dollar deutlich nach. Der Euro knackte die Marke bei 1,10 und stieg auf ein Tageshoch von 1,1084 zum Dollar. Zudem sind die Renditen am US-Anleihemarkt stark gefallen. Grund für diese Marktreaktionen dürften revidierte Erwartungen hinsichtlich einer möglichen baldigen Zinswende in den USA sein.

Der Arbeitskostenindex gibt Auskunft über die Lohn- und Gehaltsentwicklung. Er wird als wichtiger Indikator für die geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank Fed gesehen. Nachdem die US-Währungshüter diese Woche die Leitzinsen unverändert gelassen haben, rechnen Experten derzeit mit einem Zinsanstieg entweder im September oder im Dezember dieses Jahres. Die meisten Analysten gingen zuletzt von September aus.

Lohnentwicklung bleibt schwach
Diese Erwartung dürfte nun durch die überraschend gering gestiegenen Arbeitskosten geschwächt worden sein. Eine schwache Lohnentwicklung spricht tendenziell gegen eine Zinsanhebung, weil sie auf eine schwache Inflation und eine schwächelnde Konjunkturentwicklung hinweist.

Michigan-Konsumklima stärker als erwartet eingetrübt
Das von der Universität Michigan erhobene US-Verbrauchervertrauen hat sich im Juli deutlich eingetrübt. Der Indikator sei von 96,1 Punkten im Vormonat auf 93,1 Punkte gesunken, teilte die Universität am Freitag mit. Eine erste Schätzung wurde um 0,2 Punkte weiter abgesenkt. Analysten hatten mit einem Wert von 94,0 Punkten gerechnet. Der Index der Universität Michigan gilt als Indikator für das Kaufverhalten der US-Verbraucher. Er basiert auf einer telefonischen Umfrage unter rund 500 Haushalten. Abgefragt werden die finanzielle und wirtschaftliche Lagebeurteilung sowie die entsprechenden Erwartungen.

Chicago-Einkaufsmangerindex steigt deutlich stärker als erwartet
Hingegen hat sich die Stimmung der Einkaufsmanager in der Region Chicago im Juli deutlich stärker als erwartet aufgehellt. Der Indikator sei von 49,4 Punkten im Vormonat auf 54,7 Punkte gestiegen, teilte die regionale Einkaufsmanagervereinigung am Freitag in Chicago mit. Dies ist der höchste Stand seit Januar. Volkswirte hatten lediglich mit einem Anstieg auf 50,8 Punkte gerechnet. Der Frühindikator ist somit merklich über die sogenannten Expansionsschwelle von 50 Punkten gestiegen. Damit signalisiert er für die Region Chicago ein wirtschaftliches Wachstum. Im Februar hatte der Indikator mit 45,8 Punkten noch den tiefsten Stand seit Juli 2009 erreicht. (awp/mc/pg)

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