Daseinsberechtigung von firmeneigenen Pesnionskassen

Eine firmeneigene Pensionskasse ist weit mehr als nur ein Mittel zur Altersvorsorge. Sie kann für Unternehmen ein strategisches Instrument sein, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu fördern. Viele Firmen setzen auf Sammel- oder Gemeinschaftsstiftungen. Dabei verschenken sie oft die Möglichkeit, gezielt auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden und die spezifischen Herausforderungen ihrer Branche einzugehen und gleichzeitig tiefere Kosten für die Versicherten zu erreichen.
Von Simon Spiess, Assurinvest AG, Vorsitzender der Geschäftsleitung
Individuelle Gestaltung für branchenspezifische Anforderungen
Jede Branche hat ihre Besonderheiten. Ob es sich um hohe Fluktuation, saisonale Schwankungen oder eine Alterung der Belegschaft handelt – eine firmeneigene Pensionskasse ermöglicht es, Vorsorgemodelle zu schaffen, die exakt auf diese Anforderungen zugeschnitten sind. Der Stiftungsrat hat dabei die Freiheit, technische Parameter wie den Umwandlungssatz oder die Beitragsstruktur individuell festzulegen. So können beispielsweise Mitarbeitende in Berufen mit körperlich belastender Arbeit von einer früheren Pensionierung oder von Überbrückungsrenten profitieren, ohne dass der finanzielle Druck auf die Pensionskasse unverhältnismässig steigt.
Ein weiterer Vorteil liegt in der Unabhängigkeit. Firmeneigene Pensionskassen sind nicht dem Wettbewerb ausgesetzt, der bei Sammelgefässen häufig zu Kompromissen führt. Entscheidungen werden ausschliesslich im Interesse der eigenen Versicherten getroffen, ohne Wachstumsdruck oder externe Einflussnahme. Gerade in Krisenzeiten bewährt sich diese Eigenständigkeit: Die Pensionskasse kann flexibel auf wirtschaftliche Schwankungen reagieren, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer angeschlossener Unternehmen nehmen zu müssen.
Effizienz und Kostentransparenz
Ein häufig genanntes Argument gegen firmeneigene Pensionskassen sind vermeintlich höhere Verwaltungskosten. Doch ein genauer Blick zeigt, dass diese Annahme in den meisten Fällen nicht der Realität entspricht. Durch den Verzicht auf Marketing- und Vertriebskosten sowie die Möglichkeit, langfristige Partnerschaften mit bewährten Dienstleistern einzugehen, lassen sich die Gesamtkosten häufig auf einem äusserst konkurrenzfähigen Niveau halten. Der Verwässerungseffekt im Deckungsgrad durch Neuanschlüsse fällt bei firmeneigenen Kassen ebenfalls weg. Darüber hinaus haben die Versicherten jederzeit volle Transparenz über alle anfallenden Ausgaben – ein Vorteil, den Sammelstiftungen in der Regel nicht bieten können oder wollen.
Attraktivität durch massgeschneiderte Leistungen
Ein besonders wertvoller Aspekt firmeneigener Pensionskassen ist die Möglichkeit, die Firmenkultur in die Vorsorgelösung zu integrieren. Loyalität und langjährige Betriebszugehörigkeit können beispielsweise gezielt honoriert werden, durch höhere Leistungen oder attraktive Überbrückungsmodelle für ältere Mitarbeitende. Weil die Gesamtverantwortung beim Stiftungsrat liegt, welcher je hälftig durch die Arbeitgeberin und die Arbeitnehmenden gestellt wird, wird der Unternehmensgeist direkt von der eigenen Belegschaft in die Pensionskasse übertragen. Dies schafft nicht nur Vertrauen, sondern fördert auch die Loyalität gegenüber dem Unternehmen.
Firmeneigene Stiftung – Vorteile im Überblick

Fazit: Ein Gewinn für Unternehmen und Mitarbeitende
Die firmeneigene Pensionskasse bietet weit mehr als finanzielle Sicherheit – sie schafft Unabhängigkeit, Flexibilität und die Möglichkeit, die Unternehmenswerte auch in der Vorsorge zu leben. Für Unternehmen, die langfristig denken und ihre Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellen, ist sie ein unverzichtbares Instrument, das nicht nur wirtschaftliche Vorteile bietet, sondern auch ein klares Bekenntnis zur Verantwortung gegenüber der Belegschaft darstellt.