Deutsche Bank unter Druck – Aktie stürzt ab

Deutsche Bank unter Druck – Aktie stürzt ab

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann.

Frankfurt am Main – Umstrittene Geschäfte der Vergangenheit und die aktuellen Börsen-Turbulenzen setzen die Deutsche Bank unter Druck. In den USA rollt eine Klagewelle auf den deutschen Branchenprimus zu, in Grossbritannien ist das Institut ins Visier der Behörden geraten. Vorstandschef Josef Ackermann schliesst Sparrunden wegen der Börsenturbulenzen nicht aus. «Wenn es ganz negativ weitergeht wie im August, werden wir solche Massnahmen ins Auge fassen müssen», sagte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann auf einer Tagung «Banken im Umbruch» in Frankfurt am Montag.

Den neuen Klagen in den USA und möglicherweise auch in Grossbritannien sieht er gelassen entgegen. «Die sollen uns beweisen, dass da Betrug im Spiel ist. Ich bin sicher, das ist nicht ganz einfach», sagte Deutschlands mächtigster Banker. Die jüngste Klage der US-Aufsichtsbehörde FHFA gegen die Deutsche Bank und eine Reihe weiterer Grossbanken bezeichnete er als eine Art «letzten Strohhalm», um die Folgen eigener Fehler in der Finanzkrise zu verringern. Ackermann rechnet nicht damit, dass sich die derzeit im Raum stehenden Milliardensummen nur annähernd so im eigenen Zahlenwerk wiederfinden werden. Die Auswirkungen der bisherigen Klagen und Vergleiche auf die Gewinn- und Verlustrechnung seien überschaubar gewesen.

Aktie sackt auf Niveau von 2008 ab
An der Börse wurden die neuen Klagen gegen die Deutsche Bank dagegen mit Schrecken aufgenommen. Die Aktie der Deutschen Bank stürzte am Montag phasenweise um fast zehn Prozent ab und fiel auf den tiefsten Stand seit dem Frühjahr 2009. Zuletzt stand sie mit einem Abschlag von 7,57 Prozent bei 24,05 Euro. Die Deutsche-Bank-Aktie lag damit Dax-Ende.

Weitere Klage aus USA
Am Wochenende war bekanntgeworden, dass sich die Deutsche Bank wegen missglückter Hypotheken-Geschäfte zu Zeiten der Finanzkrise in den USA verantworten muss. Die US-Aufsichtsbehörde FHFA verklagt das Frankfurter Institut auf milliardenschweren Schadenersatz. Die FHFA wirft der Deutschen Bank vor, falsche Angaben zu den verkauften Hypotheken-Papieren gemacht zu haben. Die Frankfurter weisen die Forderungen als haltlos zurück. Es ist nicht die erste Klage in den USA. Erst im Mai hatte die US-Regierung der Deutschen Bank und ihrer 2007 übernommenen Tochter Mortgage IT Betrug beim Geschäft mit Hypothekenfinanzierungen vorgeworfen.

Ackermann: Sparprogramm möglich

Am Montag folgte die nächste Hiobsbotschaft: Die britische Behörde zur Untersuchung von Betrug und Korruption untersucht Geschäfte der Deutsche Bank mit gebündelten Wertpapieren. Man hole derzeit Informationen darüber ein, ob Kunden beim Kauf der Papiere falsche Informationen bekommen hätten, sagte eine Sprecherin des Serious Fraud Office (SFO) in London. Es sei keine formale Untersuchung, diese könne aber möglicherweise im Anschluss eröffnet werden. Zwar sieht Ackermann derzeit keine Notwendigkeit für Kostensenkungen und Stellenabbau bei der Deutschen Bank. «Wir haben uns sehr gut vorbereitet auf schwierige Zeiten». Sollten sich schlechten Aussichten im Investmentbanking fortsetzen, werde auch die Deutsche Bank über Kostensenkungen nachdenken müssen. Das Institut erwarte aber eher ein Beruhigung der Finanzmärkte. Mehrere Grossbanken haben bereits den Abbau von tausenden Stellen angekündigt.

Ausbau des Privatkundengeschäfts
Ackermann bemüht sich seit der Finanzkrise, die grosse Abhängigkeit vom schwankungsanfälligen Investmentbanking zu reduzieren und baut deshalb das stabilere Privatkundengeschäft aus. Dazu hat er im vergangenen Jahr etwa die Mehrheit an der Postbank übernommen. Dadurch stieg die Mitarbeiterzahl der Deutschen Bank auf zuletzt etwas mehr als 100.000. (awp/mc/upd/ps)

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