Ernst Uhler, CEO Energie Zürichsee Linth AG, im Interview

Ernst Uhler, CEO Energie Zürichsee Linth AG, im Interview
Ernst Uhler, CEO Energie Zürichsee Linth AG. (Foto: zvg)

von Robert Jakob

Moneycab.com: Herr Uhler, kleinere Elektrizitätsgesellschaften haben schon seit ein paar Jahren Rückenwind, auch und gerade an der Börse. Was macht small hier so beautiful?

Ernst Uhler: Nach unserer Überzeugung sind Titel aus der Energieversorgung interessant, wenn die Unternehmensleistung lokal sprich regional erbracht wird. Wir sind ein wichtiger Leistungserbringer für die Region, verfügen über Nähe zum Bauherren, Wohneigentümer, zum Gewerbe wie auch zu den industriellen Betrieben. „Man“ kennt die Köpfe des Unternehmens.

Die Anlagestiftung Energie-Infrastruktur der Crédit Suisse ist nach der Stadt Rapperswil-Jona neue Ankeraktionärin der Energie Zürichsee Linth. Wie kam es dazu?

Im Rahmen des Öffnungsprozesses haben wir gemeinsam mit der Stadt Rapperswil-Jona nach der optimalsten Konstellation für eine nachhaltige Entwicklung unseres Unternehmens gesucht. Uns war es wichtig einen Finanzinvestor ins Boot zu nehmen, welcher unsere langfristige Optik teilt. Im Rahmen eines Wettbewerbs hatte sich die CSA gegen verschiedene Mitbewerber durchgesetzt.

Wieso musste denn die Stadt Rapperswil-Jona als ehemalige Hauptaktionärin für das Geschäftsjahr 2015/16 noch eine ausserordentliche Dividende in Höhe von einer halben Million Franken erhalten?

In Zukunft werden wir eine offensivere Ausschüttungspolitik betreiben. 40 – 60 Prozent des ausschüttbaren Gewinns gehen an die Aktionäre. Die ausserordentliche Dividende war eine Kompensation für das GJ 2014/15.

«Uns war es wichtig einen Finanzinvestor ins Boot zu nehmen, welcher unsere langfristige Optik teilt. Im Rahmen eines Wettbewerbs hatte sich die CSA gegen verschiedene Mitbewerber durchgesetzt.»
Ernst Uhler, CEO Energie Zürichsee Linth AG

Ihre beiden Töchter Lampert Heizungen AG und MZ Sanitär + Heizung AG bieten Wärme- und Heizungsleistungen sowie Sanitärarbeiten an. Wieviel Umsatzanteil generiert das?

Die beiden Unternehmen werden im laufenden Jahr rund ein Viertel des Gesamtumsatzes erarbeiten. Sie haben den Marktdruck des vergangenen Jahres erfolgreich gemeistert.

Ich nehme an, sie wollen in diesem sehr serviceorientierten Teilgeschäft stärker wachsen, weil es am margenstärksten ist, oder?

Die Hausinstallationen werden generell investitionsintensiver, in der Regel werden damit aber künftig Energiekosten eingespart. Die Komplexität nimmt ebenfalls häufig zu, damit verbunden sind Massnahmen für den Unterhalt der Anlagen. An dieser Entwicklung wollen wir mit den Tochterunternehmen partizipieren. Ebenfalls erlauben sie uns verstärkt in das Service- und Contracting-Geschäft einzutreten.

Den Anteil an Biogas an der gesamten verkauften Gasmenge will die EZL von heute 5 auf 20 Prozent steigern, wobei die Hälfte davon in eigenen, regionalen Anlagen produziert werden soll. Gehen Sie dabei Partnerschaften mit Bauernhöfen ein, oder wie muss man sich das vorstellen?

Kleinanlagen aus Landwirtschaften haben wir nicht im Fokus, können aber fallweise ebenfalls zur Lösung beitragen. ARAs und deren Klärgas stehen für uns Mittelpunkt. Im Absatzgebiet haben wir diverse Anlagen. Einen Vertrag konnten wir bereits abschliessen, mit einer zweiten ARA sind wir in intensivem Kontakt. Ebenfalls sind noch Grüngutanlagen im Gespräch. Im Weiteren sehen wir auch Möglichkeiten zur Errichtung von Power-to-Gas-Anlagen in unserer Region.

Sie betreiben auch regional Erdgastankstellen. Im Moment gibt es in Ihrem Gebiet deren neun. Ist damit die Flächenabdeckung Ihrer Meinung nach bereits ideal?

Obwohl die Gas/Benzin-Fahrzeuge eine grosse Unabhängigkeit betreffend Reichweite (900 – 1‘300 km) bieten, stellen wir fest, dass die Fahrzeughalter in der Regel auch mit Gas unterwegs sein wollen. Nur in Notfällen möchten sie Benzin verwenden. Deshalb wird im Frühling in Uznach noch eine Anlage dazukommen. Eine weitere im Kanton Schwyz ist noch in der Diskussion.

Das Versorgungsgebiet der Energie Zürichsee Linth ist der obere Zürichsee und erstreckt sich auf die Kantone St. Gallen Schwyz, und Glarus. Welcher Kanton tut am meisten bezüglich Förderung alternativer Energien?

Der Kanton St. Gallen unternimmt am meisten. Es ist spürbar, dass dieser Kanton eine gewisse Verwaltungsgrösse hat. Die kleineren Kantone wie Glarus und Schwyz gehen hingegen in vielen Fragestellungen pragmatischer vor. Sie binden die Energieversorger auch besser in ihre Überlegungen ein.

«Wir sind sehr offen für Zusammenarbeit mit den anderen E-Werken.»

Planen Sie, auch in den Kanton Zürich zu expandieren?

Bei den neuen Themen sind wir nicht an unser Leitungsnetz gebunden. Diverse Kontakte mit uns nahestehenden Planern zeigen, dass sie sich fallweise Tätigkeiten mit uns im Raum Zürichsee vorstellen können. Durch den vielfach hohen finanziellen und terminlichen Druck bei der Erstellung der Bauwerke suchen sie sich vertrauensvolle Partner. Gerne unterstützen wir diese deshalb künftig auch ausserhalb unseres heutigen Tätigkeitsgebiets.

Die Region Zürichsee/Linth bekennt sich ja zu einer gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit in der Energiepolitik. Wo arbeitet die Energie Zürichsee Linth da mit?

Einerseits sind wir sehr offen in der Zusammenarbeit mit den anderen Werken, dabei konnten wir schon verschiedene Lösung für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit finden. Andererseits wollen wir mit der Hochschule Rapperswil als Technologiepartner unsere Offenheit auch für neue Themen zur Verfügung stellen. Dies im Rahmen von technischem, finanziellem und ideologischem Engagement.

Die Aktien der Energie Zürichsee Linth werden leider nicht sehr rege gehandelt. Was liesse sich da tun?

Der Handel an der Nebenbörse ist eher defensiv. Wir werden uns bemühen über unser Engagement in den neuen Themen „erfolgreiche Geschichten“ zu schreiben. Nur so werden weitere Aktionäre auf unsere Papiere aufmerksam und werden an unserer Entwicklung teilhaben wollen.

Zur Person:
Ernst Uhler, geb. 1962, wohnt in Rapperswil-Jona und ist kaufmännischer Angestellter, Führungsfachmann, HSG für KMU. Er war früher bei der Migros Zürich, Credit Suisse, bei Gewerbeverbände von Stadt- und Kanton Zürich, bei der Testina AG, der Gemeinde Männedorf, Stadt Rapperswil und der Erdgas Obersee AG tätig, ehe er CEO Energie Zürichsee Linth AG wurde. Ernst Uhler ist zur Zeit auch Verwaltungsratspräsident der Erdgas Regio AG, Lampert Heizungen AG und MZ Sanitär + Heizung AG und sitzt im VR von Erdgas Ostschweiz AG, Erdgas Zürich Transport AG, Erdgas Linth, SwissFarmerPower und Nordur AG.

Zum Unternehmen:
Das vormals unter dem Namen Erdgas Obersee AG firmierende und 60 Mitarbeiter zählende Unternehmen gehörte bis zum gerade erfolgten Going Public zu 95% der Stadt Rapperswil-Jona. Entstanden ist der regionale Energiedienstleister 1999 aus der 1903 gegründeten Gasversorgung der Stadt Rapperswil. Über ein 350 Kilometer langes Netz an eigenen Leitungen versorgt das Unternehmen heute 5’500 Objekte mit Erd- und Biogas, darunter 20 000 Wohnungen.

 


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