Fed hält sich wegen Arbeitsmarkt und Brexit-Sorgen zurück

Fed hält sich wegen Arbeitsmarkt und Brexit-Sorgen zurück
Gouverneure der US-Notenbank Fed mit Fed-Chefin Janet Yellen. (© US Government Work)

Gouverneure der US-Notenbank Fed mit Fed-Chefin Janet Yellen. (© US Government Work)

Washington – Die US-Notenbank hat sich im Juni wegen der Unsicherheit über die Entwicklung am amerikanischen Arbeitsmarkt und möglichen Folgen eines Brexit-Votums in Grossbritannien gegen eine Zinserhöhung entschieden. Es sei klug, das Ergebnis der Brexit-Referendums abzuwarten, hiess es in dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll (Minutes) zur Sitzung des geldpolitischen Ausschusses (FOMC) vom 14. bis 15. Juni. Ausserdem hätten jüngste Konjunkturdaten dazu geführt, dass die Lage auf dem Arbeitsmarkt durch die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses der Fed als unsicher eingeschätzt werde.

Ferner hätten einige Währungshüter Risiken für das Erreichen des angepeilten Inflationsziels von zwei Prozent ausgemacht, hiess es im Protokoll. Generell gehen die meisten stimmberechtigten Fed-Mitglieder nach wie vor davon aus, dass der Leitzins graduell angehoben wird, das heisst in einem vergleichsweise langsamen Tempo. Einige Mitglieder hätten angemerkt, dass sie für eine Zinsanhebung noch mehr Informationen brauchen.

Allerdings hätten auch einige Fed-Mitglieder ihre Bedenken über die Verschiebung der Zinserhöhung zum Ausdruck gebracht, hiess es weiter. Es sei auch angemahnt worden, mit der Fortsetzung der Zinswende in den USA nicht zu lange zu warten.

Zins im Juni nicht angehoben
Die Juni-Zinsentscheidung erfolgte wenige Tage vor dem Brexit-Referendum in Grossbritannien. Der letzte Arbeitsmarktbericht vor der Zinssitzung war überraschend schlecht ausgefallen. Auf ihrer Juni-Sitzung hatte die Fed ihren Leitzins unverändert in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,50 Prozent belassen. Seitdem der Leitzins im vergangenen Dezember erstmals seit der Finanzkrise angehoben worden war, hatten die US-Währungshüter nicht mehr an der Zinsschraube gedreht.

«Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung am Arbeitsmarkt ist ein wichtiger Faktor für den Zeitpunkt der nächsten Zinserhöhung», kommentierte Experte Harm Bandholz von der Grossbank Unicredit das Protokoll. Ausserdem stelle das Votum der Briten für den Austritt des Königreichs aus der Europäischen Union eine weitere Hürde auf dem Weg zu einer Normalisierung der Geldpolitik in den USA dar.

Unter Anlegern wird die Wahrscheinlichkeit für eine US-Zinserhöhung in diesem Jahr weiter als sehr gering eingeschätzt. An den Märkten gab es keine nennenswerten Reaktionen auf die Veröffentlichung des Fed-Protokolls. (awp/mc/ps)

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