Fed verliert zusehends Geduld mit schwacher Wirtschaft

Fed verliert zusehends Geduld mit schwacher Wirtschaft

Fed-Chairman Ben Bernanke.

Washington – Der amerikanischen Notenbank Fed scheint zusehends der Geduldsfaden zu reissen: Angesichts eines aus ihrer Sicht zu schwachen Wachstums könnten zusätzliche Stützungsmassnahmen näher rücken. Schon bei der jüngsten Zinssitzung Anfang August sprachen sich viele Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses FOMC für zusätzliche Massnahmen aus, sollten Konjunkturdaten nicht bald ein freundlicheres Bild von der Binnenwirtschaft zeichnen. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Sitzungsprotokoll (Minutes) hervor.

Damit könnte sich etwa eine Runde zusätzlicher Anleihekäufe abzeichnen, von der sich die Fed neben ihrer jahrelangen Nullzinspolitik eine Konjunkturstimulierung verspricht. Allerdings sollen erst die Auswirkungen jüngster Stützungsaktionen abgewartet werden, heisst es einschränkend in dem Protokoll. Damit gemeint ist die Verlängerung der sogenannten «Operation Twist», mit der die Fed die Restlaufzeiten der in ihrem Portfolio befindlichen Staatsanleihen restrukturiert. Auch hiervon erhofft sie sich eine Wachstumsstützung. Mit der Operation Twist tauscht die Fed kurz- gegen langlaufende Staatsanleihen. Sie wurde erst im Juni bis zum Jahresende verlängert.

Jüngste Daten besser
Trotz der Verschärfung des Tonfalls könnten jüngste Konjunkturdaten die Stimmung im FOMC etwas aufgehellt haben: Im August, also erst nach der letzten Zinssitzung, hatten mehrere Konjunkturzahlen positiv überrascht. So waren etwa Daten zu den Einzelhandelsumsätzen, zur Industrieproduktion oder vom Arbeitsmarkt besser ausgefallen als erwartet. Auch Zahlen vom krisengeschüttelten Immobilienmarkt – Ausgangspunkt der schweren Finanzkrise 2008 – zeichneten zuletzt ein etwas freundlicheres Bild.

Dennoch ist das Stimmungsbild im FOMC alles andere als gut: Jüngste Konjunkturdaten zeigten, dass sich die ökonomische Aktivität in den letzten Monaten abgeschwächt habe, heisst es in dem Protokoll. Die Stellenzuwächse am Arbeitsmarkt seien nach wie vor nur moderat, und die Arbeitslosenquote immer noch zu hoch. In den kommenden Quartalen dürfte das Wachstum moderat bleiben und sich danach nur geringfügig beschleunigen, erwarten die Notenbanker.

Marktreaktion
Darüber hinaus verweist die Fed auf eine anhaltend hohe Unsicherheit wegen der Schuldenkrise in Europa, Probleme im dortigen Bankensektor und dem Risiko einer signifikanten Abschwächung des globalen Wachstums. Sollte die US-Wirtschaft weiter nur moderat wachsen, verringere dies die Fähigkeit, externe Schocks ohne ein erneutes Abgleiten in die Rezession zu bestehen.

An den Finanzmärkten sorgte das Sitzungsprotokoll für deutliche Bewegung: Während der Dollar belastet wurde, stieg der Euro erstmals seit Anfang Juli über die Marke von 1,25 Dollar. Amerikanische Staatsanleihen erhielten Zulauf. Auch die Reaktion am US-Aktienmarkt fiel positiv aus. Dort wurden die Verluste spürbar eingedämmt  (awp/mc/upd/ps)

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