Finanzregulierer fordern von Grossbanken dickeren Risikopuffer

Finanzregulierer fordern von Grossbanken dickeren Risikopuffer

FSB-Chef Mark Carney.

Frankfurt – Die 30 weltgrössten Banken sollen sich nach den Vorstellungen der Finanzregulierer mit einem deutlich dickeren Risikopuffer gegen die Folgen eines Zusammenbruchs wappnen.

Der von den wichtigsten 20 Industrie- und Schwellenländern (G20) eingesetzte Finanzstabilitätsrat (FSB) schlug am Montag einen Puffer (Total Loss-Absorbing Capacity) von 16 bis 20% der Bilanzrisiken (RWA) vor – über das Eigenkapital hinaus, das die Institute nach den verschärften Regeln von Basel III ohnehin halten müssen.

Der Risikopuffer soll zudem mindestens 6% der gesamten Bilanzsumme abdecken, doppelt so viel wie nach Basel III als sogenannte Leverage Ratio für alle Banken vorgeschrieben. Er soll von 2019 an für die 30 als «global systemrelevant» eingestuften Banken gelten.

CS und UBS
Zu ihnen gehören die Branchengrössen Credit Suisse und UBS sowie die Deutsche Bank. Derartige Banken galten als so gross, dass ihre Pleite wegen der unabsehbaren Folgen für das Finanzsystem unbedingt zu vermeiden sei («too big to fail»). Das verschafft ihnen bis heute Preisvorteile bei der Refinanzierung, da Anleger bei ihnen kaum Ausfallrisiken zu befürchten haben.

Das wollen die Aufseher ändern. Der Chef des FSB und der Bank of England, Mark Carney, sprach von einem «Wendepunkt». «Wenn sie erst einmal eingeführt sind, werden diese Vereinbarungen eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, global systemrelevante Banken abzuwickeln, ohne auf staatliche Subventionen zurückzugreifen und ohne das Finanzsystem zu stören.»

Die Regulierer erhoffen sich auch, dass der Puffer das Wachstum der Bank-Riesen bremst. Denn wenn sie einen Teil ihrer zusätzlichen Kosten wie erwartet auf die Kunden überwälzten, dürften sich diese anderen Banken zuwenden, heisst es in dem FSB-Papier. Oder die Grossbanken senkten ihre Dividenden und Boni, um die steigenden Kosten wettzumachen.

Entscheid 2015
Bevor der Puffer in Kraft tritt, soll im Frühjahr in einer Auswirkungsstudie untersucht werden, ob er ausreicht oder aber die Banken überfordert. Bis Anfang Februar sind auch die Institute aufgerufen, sich zu dem Vorschlag zu äussern. Beim Gipfel Ende 2015 sollen die G20 dann die Höhe des Puffers genau festlegen.

Der Puffer braucht nicht nur aus Eigenkapital zu bestehen. Auch Pflichtwandelanleihen, die in einer Krise verfallen oder schnell in Eigenkapital umgewandelt werden, können Teil davon sein. Kritiker haben bereits eingewandt, dass die Nachfrage nach solchen Papieren nicht gross genug sein dürfte, um den Bedarf der Banken zu denken. Auch Kundeneinlagen, soweit sie über die von der Einlagensicherung geschützten Beträge hinausgehen, sollen als Puffer anerkannt werden.

Mindestens ein Drittel dürfte nach den Erwartungen der Regulierer aus Schuldpapieren bestehen, die eigentlich nicht als Kapitalpolster anerkannt werden. (awp/mc/ps)

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