Finma kritisiert zu lockere Kriterien bei Hypothekenvergabe

Finma kritisiert zu lockere Kriterien bei Hypothekenvergabe
(Adobe Stock)

Bern – Die Finanzmarktaufsicht Finma sieht bei vielen Finanzinstituten zu lockere Kriterien bei der Vergabe von Hypothekarkrediten. Laut der Behörde nutzen diverse Banken den in der Selbstregulierung gewährten Spielraum übermässig aus, was auf einen regulatorischen Verbesserungsbedarf hinweise.

So stelle die Finma in ihrer Tätigkeit fest, dass viele Banken tendenziell die Kreditfähigkeit der Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer überschätzten, wie es in einer am Donnerstag publizierten Aufsichtsmitteilung der Finma heisst. Häufig seien in den bankinternen Richtlinien lockere Tragbarkeitskriterien festgelegt, die zudem je nach Institut sehr unterschiedlich seien.

Zahlreiche Ausnahmen
Sorgen macht der Finma ausserdem ein hoher Anteil an Finanzierungen, bei denen die Banken Ausnahmen von den eigenen Vergabekriterien machen. Bei Anwendung der strengeren Finma-Kriterien machten die Quoten solcher sogenannter «Exception-to-Policy»-Geschäfte (EtP) bei den neu vergebenen Hypotheken in den vergangenen Jahren bis zu 40 Prozent bei Wohnhypotheken und bis zu 50 Prozent bei kommerziellen Krediten aus, wie der Mitteilung zu entnehmen ist.

Auch bei der Bewertung der belehnten Immobilie werde der Ermessensspielraum oft ausgereizt, so die Finma. So beobachte die Behörde die Anwendung von tiefen Kapitalisierungssätzen in den Bewertungsmodellen der Banken, die zu einer entsprechend hohen Bewertung des Grundpfands führe. Dabei seien eine vorsichtige Bewertung des Grundpfands und ein vorsichtiger Belehnungsgrad wichtige Faktoren, um Verlustrisiken zu vermindern, mahnt die Finma.

Erhöhte Risiken bei Renditeobjekten
Die in der Selbstregulierung enthaltenen Vorgaben zur Belehnung und Amortisation entsprächen dem aufsichtsrechtlichen Mindeststandard und die Finma erwarte, dass sie eingehalten würden, mahnt die Behörde. Die Institute sollten daneben aber auch segmentspezifische, den Risiken entsprechende interne Vorgaben festlegen.

Sie verweist dabei ausdrücklich auf die erhöhten Risiken bei Renditeobjekten einschliesslich der «Buy-to-Let»-Finanzierungen, bei denen Privatpersonen Wohneigentum zur Weitervermietung kaufen. Hier sollten die Banken die Belehnungsgrenzen tiefer und die Anforderungen an die Amortisation höher festlegen.

Reputationsrisiken
Schliesslich mahnt die Finma auch wichtige Reputationsrisiken im Kreditgeschäft an. Das sei etwa der Fall bei Bauprojekten von Unternehmen mit geringer eigener Risikofähigkeit aber auch, wenn die Gegenpartei etwa in einem Konzern sehr intransparente Strukturen aufweise. Die Banken müssten auch diese Risiken begrenzen und überwachen.

Die Aufsichtsbehörde stützt sich in ihrer Aufsichtsmitteilung auf eine Umfrage bei 27 Banken und 18 Versicherungsunternehmen zu den Kreditvergabekriterien im Jahr 2024 sowie auf sechs Vor-Ort-Kontrollen. Zudem habe sie bei 13 Banken Hypothekarstresstests durchgeführt. (awp/mc/ps)

Finma

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