GAM muss Manager-Suspendierung verdauen

GAM muss Manager-Suspendierung verdauen
Alexander Friedman, ehemaliger GAM-CEO.

Zürich – Dem Vermögensverwalter GAM setzt der Zwischenfall mit dem suspendierten Investmentmanager Tim Haywood ordentlich zu. In Sachen Sparmassnahmen, um den Ertragsausfall aufzufangen, vertröstet das Management auf später. In der Folge fällt der Aktienkurs auf unter 6 Franken.

Weil sich Haywood im Risikomanagement und bei der Dokumentierung nicht korrekt verhalten habe, wurde er Ende Juli suspendiert. Der Manager habe es etwa versäumt, eine ausreichende «Due Diligence» bei einigen Investitionen vorzunehmen. Zudem habe er möglicherweise gegen die «Unterschriftenrichtlinie» verstossen und die «Richtlinie für Geschenke» verletzt. Ein Disziplinarverfahren läuft.

Haywood war für die Absolute-Return-Bond-Strategie mit uneingeschränktem Anlageansatz (ARBF) zuständig. Die betroffenen Fonds wurden zwei Tage nach seiner Suspendierung vom Handel ausgesetzt. Daraufhin zogen viele Anleger ihre Gelder ab, weshalb die Liquidierung beschlossen wurde. In der Folge reduzierten sich die verwalteten Vermögen im dritten Quartal um elf Prozent auf 146,1 Milliarden Franken und damit sogar noch stärker als von Analysten im Vorfeld erwartet.

Abfluss von 16,2 Milliarden im Investment Management
Vom Rückgang sind der ausgesetzten Strategie 10,9 Milliarden zuzuordnen, wie GAM am Dienstag mitteilte. Dabei wurden auch bereits die Vermögen berücksichtigt, die erst nach dem Stichtag liquidiert wurden oder in den kommenden Monaten noch liquidiert werden sollen – und zwar 1,9 Milliarden in Fonds und 0,4 Milliarden in Mandaten. Vermögen in Fonds von 5,4 Milliarden wurden bereits bis Ende September liquidiert.

Die Nettoneugeld-Abflüsse im Investment Management weist GAM für das Quartal mit 8,5 Milliarden Franken aus. Mit den 7,7 Milliarden im ARBF-Portfolio, die wie schon erwähnt bereits liquidiert wurden oder noch liquidiert werden, ergeben sich damit 16,2 Milliarden.

Neben den grossen negativen Auswirkungen aus der ARBF-Strategie belasteten GAM aber auch milliardenhohe Abflüsse aus anderen Strategien sowie negative Wechselkurs- und Marktbewegungen. Von nach wie vor risikoaversen Kunden ist die Rede.

Strategie-Update angekündigt
Im laufenden Quartal macht GAM jedoch eine Entspannung aus: Die Nettoabflüsse hätten im Oktober bis dato nachgelassen, so die Aussage. Schadensbegrenzung ist angesagt: Alle Teams bei GAM konzentrierten sich auf die Zusammenarbeit mit ihren Kunden.

Die Folgen der Suspendierung von Haywood bezeichnete CEO Alexander Friedman als klaren Rückschlag für GAM. Und man sei dran, «unmittelbare und zeitnahe Massnahmen umzusetzen, um die Profitabilität zu unterstützen». GAM habe Massnahmen identifiziert, um «flexibler» zu werden. Dabei geht es um Kosten, Höhe und Timing von Investitionen und Effizienzsteigerung.

Anders als von Marktexperten erwartet, ist das Unternehmen aber nicht konkret geworden. Doch spätestens bis zur Veröffentlichung des Jahresergebnisses am 21. Februar 2019 soll es ein Strategie-Update geben.

Keine Konsequenzen in der Geschäftsleitung
Ausserdem wiederholte Präsident Hugh Scott-Barret Aussagen vom August: Es würden «weiterhin alle Optionen überprüft, um den Shareholder Value zu optimieren». Nicht zuletzt deshalb wird am Markt auch über eine mögliche Übernahme spekuliert.

Die Investoren geben sich am Dienstag enttäuscht, und an der Börse brach die Aktie ein. Bis Börsenschluss verlor sie 17% auf 6,10 Franken. Ein neues Allzeittief wurde bei 5,70 Franken markiert. Auf Jahressicht sind die Titel aktuell nur noch gut ein Drittel wert.

Die Ereignisse um die ARBF-Strategie hätten den erwarteten Tribut gefordert, und auch andere Strategien hätten gelitten, kommentierte ZKB den Zwischenbericht. Dennoch sei von Konsequenzen auf der Kommandobrücke noch nicht einmal zwischen den Zeilen etwas zu erahnen. Gegen «aggressives Shorten» über den (heutigen) Handelstag hinaus würden jedoch das tiefe Kursniveau sprechen und die immer wieder einmal aufflackernden Übernahmegerüchte. (awp/mc/ps)

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