Hildebrand spricht Schweizer Finanzplatz Mut zu

Hildebrand spricht Schweizer Finanzplatz Mut zu

Ex-Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand.

Interlaken – Ex-Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand glaubt an ein Comeback des Schweizer Finanzplatzes. Dieser blute zwar an gewissen Bereichen, doch gebe es auch positive Aspekte. Eine grosse Chance sei die Vermögensverwaltung.

Hildebrand warnte am Dienstag in seiner Rede am Internationalen Alpensymposium in Interlaken davor, kollektiv in eine Depression zu verfallen. Auch nach den Exzessen im Investmentbanking gebe es in der Schweiz viel Knowhow und Kompetenz im Schweizer Bankwesen. «Mein Ziel ist es, diesen Finanzplatz neu positioniert und steuerkonform wieder aufblühen zu sehen», sagte der Mann, der vor einem Jahr nach Vorwürfen wegen privater Devisengeschäfte als Nationalbankpräsident zurückgetreten war. Das Schweizer Bankwesen müsse aber auf steuerkonformes Asset Management setzen.

Ein spezieller Moment
Hildebrand sagte, für ihn sei es speziell, wieder in der Schweiz aufzutreten. Er verwies auf die Transaktion seines Arbeitgebers, des Vermögensverwalters Blackrock, der kürzlich der Credit Suisse das Geschäft mit börsengehandelten Fonds (Exchange Traded Funds, ETF) abgekauft hatte.

Blackrock setzt auf Schweizer Finanzplatz
«Für mich ist diese Transaktion ganz wichtig, weil sie symbolisiert, dass Blackrock den Schweizer Finanzplatz stärken will», sagte Hildebrand. Hildebrand ist als stellvertretender Vorsitzender die Nummer zwei beim weltgrössten Vermögensverwalter.

Europa muss wieder stabil werden
Hildebrand sprach in seiner Rede auch über die ökonomischen Turbulenzen in Europa. «Der Schweiz geht es gut, wenn der Euro stabil ist», stellte er fest. Egal, wo man politisch stehe: In der Schweiz hätten alle ein latentes Interesse, dass Europa zurück zur Stabilität finde. Die Eurozone müsse wieder wettbewerbsfähiger werden, wobei vor allem die Länder in der Peripherie gefordert seien, sagte Hildebrand. Ausserdem brauche es fiskalpolitische Anpasssungen.

Es bleibt noch viel zu tun
Auch wenn Fortschritte erzielt worden seien, bleibe noch viel zu tun. Das von Rezession und Arbeitslosigkeit geprägte Umfeld sei aber nicht ideal, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Dazu brauche es Zeit. In diesem Sinne habe die Europäische Zentralbank immerhin etwas Luft geschaffen, als sie ein Staatsanleihen-Kaufprogramm bekanntgegeben habe.

Die Eurozone brauche aber mindestens zwei starke Länder, welche die gemeinsame Haftung im Extremfall tragen könnten, führte Hildebrand aus. Deutschland könne nicht alleine die Last tragen. Frankreich müsse deshalb ein starker Partner Deutschlands bleiben. Ausserdem müssten Länder wie Deutschland auf die Disziplin der anderen Länder zählen können.

Schweizer Vorbild
Hildebrand stellte die Frage, wo Europa in 20 Jahren stehen werde. Für ihn sollte die Schweiz ein Vorbild für Europa sein. Wenn sich Europa erfolgreich weiter integriere, statt in Richtung einzelner Souveränstaaten zurückzugehen, werde das Gebilde vieles von der Schweiz aufweisen.

Es werde Regeln geben wie die Schuldenbremse, erklärte Hildebrand. Die gemeinsame Haftung werde anerkannt sein und könnte funktionieren, so wie wenn ein Schweizer Kanton von den anderen Kantonen unterstützt würde, falls er trotz Schuldenbremse in eine grosse Krise schlittern würde. (awp/mc/pg)

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