IHAG-Kommentar: 2015 dürfte sich erneut volatil entwickeln

IHAG-Kommentar: 2015 dürfte sich erneut volatil entwickeln

Zürich – 2014 kletterte der S&P 500 um 11,4%, wegen dem erstarkten USD in CHF sogar 24.5%. Der SMI verbuchte einen Anstieg von 9.5% und 12.9% inklusive Dividende. Der EuroStoxx50 entwickelte sich inklusive Dividende mit 4.9% im mittleren einstelligen Bereich. Der DAX (Dividende inklusive) konnte sich mit 2.7% knapp ins Plus retten. Hier belastete die Krise in der Ukraine.

Die Börsen begannen das Jahr 2014 in den ersten beiden Monaten mit einem leichten Aufwärtstrend. Nachdem die olympischen Winterspiele in Sotschi beendet waren, begann Russland allerdings aktiv mit der Destabilisierung in der Ukraine sowie mit einem Säbelrasseln in der Krim. Überall tauchten bewaffnete „grüne Männer“ ohne Kennzeichnung auf, von denen Russland behauptete, es seien ukrainische Patrioten. In einem schnellen Coup „stimmte“ die Halbinsel Krim ab, neu die russische Staatsangehörigkeit anzunehmen.

Putin: Vom global integrierten Partner zum Aggressor
Es blieb unklar, wie weit Putin gehen würde und ob sogar ein Einmarsch in die Ukraine erfolgen könnte. Russland war plötzlich nicht mehr der global integrierte Partner, sondern ein unberechenbarer Aggressor, dem der Westen militärisch nur wenig drohen konnte. Diese Unsicherheit über eine mögliche Eskalation trieb die Volatilität an den europäischen Börsen in die Höhe, mit einem möglichen weiteren Kurssturz. Die Lage beruhigte sich wieder und die Hoffnung, dass Putin unter wirtschaftlichem Druck doch etwas einlenken könnte, bewirkte eine Erholung bis anfangs Juli. Russland betrieb ein schmutziges Spiel, indem es die Rebellen mit Personal, Waffen und Nachschub versorgte und den Osten der Ukraine destabilisierte. Die USA und Europa reagierten darauf mit einer Verschärfung der Sanktionen gegen Russland. Mit dem Abschuss eines zivilen Passagierflugzeugs über dem von den Aufständischen kontrollierten Gebiet im Osten der Ukraine kam es im Juli zu einer weiteren Eskalation.

Die USA als globale Wachstumslokomotive
Gleichzeitig deuteten in Europa diverse negative Indikatoren ab Sommer auf eine stockende Wirtschaftsentwicklung hin: In Deutschland sank der Ifo-Index in Reihe, in Portugal musste der Staat rettend eingreifen und die guten Teile der Banco Espirito Santo herauslösen und Frankreich kämpfte mit einem sinkenden Wirtschaftstrend. Dagegen kristallisierte sich die USA zunehmend als die globale Wachstumslokomotive heraus, v.a. als klar wurde, dass die Aufholjagd nach dem überaus kalten Winter volle Fahrt aufnahm. Ängste um einen Wirtschaftsabschwung in Europa und Asien bewirkten im Oktober eine markante Korrektur an den Börsen mit Kursrückgängen von über 10% in wenigen Tagen und einer drohenden Abwärtsspirale. Aus einer überverkauften Situation erfolgt eine scharfe Gegenbewegung. Unterstützung kam von den Notenbanken. Die Bank of Japan erhöhte in einem weiteren Schritt das Quantitative Easing (QE) und löste damit die USA ab, welche das Auslaufen ihres Programmes mit beruhigenden Worten begleitete und einen Zinsanstieg immer weiter ins 2015 rücken liess. In Europa konnte die EZB dank Mario Draghis diverser Reden und angedeuteter künftiger Expansion mittels QE ebenfalls die Börsen stützen und beflügeln.

Fallende Zinsen
Die Zinsen sanken in den industrialisierten Nationen entgegen den Prognosen weiter, nämlich von 3% für zehnjährige -Staatsanleihen in den USA auf 2.1% und von 1.9% in Deutschland auf noch 0.5%. Deutsche Staatsanleihen von kurzer Laufzeit sanken sogar in den negativen Renditebereich. Die SNB führte im Dezember offiziell negative Zinsen ein, um der Flucht in den sicheren Franken entgegenzutreten. Bei den Währungen kam es bereits im ersten Quartal zum Kurszerfall diverser Notierungen von Schwellenländern. Mit dem guten Wachstum und dem im Herbst endenden QE klettere der USD ab Mitte Jahr handelsgewichtet rund 13%. Gegen den CHF erstarkte der USD 12% auf 0.99. Spiegelbildlich schwächte sich der EUR zum USD auf 1.21 ab. Sichere Häfen waren gesucht und die SNB musste die Untergrenze zum EUR bei 1.20 mit grösseren Interventionen verteidigen.

Zerfallende Ölpreise
2014 war bei fast allen Rohstoffen gezeichnet von einem Angebotsüberhang, teils begründet in einer erhöhten Produktivität, welcher eine nur leicht steigende Nachfrage gegenüberstand. So sanken nicht nur die Edelmetalle Gold und Silber, sondern auch Eisenerz und Kupfer. Gute Ernten liessen auch die Preise der meisten Agrarprodukte zurückkommen. Am markantesten und in diesem Ausmasse unerwartet war der Zerfall des Ölpreises. Nachdem das Barrel Brent lange stabil bei USD 110 lag, kam es ab August zu einem regelrechten Abwärtsspirale bis auf USD 57. Dem erhöhten Angebot wollte die OPEC nicht mit einer Drosselung begegnen. Es wird spekuliert, dass damit einige neuen Konkurrenten im Bereich Schieferölgewinnung in den USA (mittels Fraking) in den Konkurs getrieben werden sollen. Allerdings trifft es auch viele ölexportierende Länder wie Russland, aber auch Venezuela. Für andere Staaten wie China oder Indien und die Konsumenten global ist der tiefe Ölpreis positiv und wirkt sich stimulierend auf das Wirtschaftswachstum aus.

Ausblick 2015
Damit kommen wir zum Ausblick: Europa dürfte sich 2015 nur zögerlich erholen und braucht Unterstützung durch die EZB. Positiv ist der Anschub durch den Ölpreisrutsch und die gleichzeitige Abschwächung des Euros für die Exporte. Dies wirkt wie ein Konjunkturprogramm und hilft den einstigen Krisenländern Spanien, Portugal und Irland. Deutschland bleibt die starke Stütze. Unklar ist, wie sich Russland und Putin verhalten werden, zumal Russland unter dem Rubelzerfall und der Isolation leidet. Zusätzliche Unsicherheit ergibt sich nun um die Neuwahlen in Griechenland, aber dies dürfte nur ein Nebenschauplatz sein. Die USA bleibt die Wachstumslokomotive. China dürfte das Wachstum knapp unter 7% nivellieren können. Somit sollte die Wirtschaft global weiter zulegen. Die Bewertung der Aktien ist der Gewinnentwicklung vorausgeeilt, was bei Enttäuschungen oder aufflackernden Krisen Rückschlagspotential birgt. Dennoch, das Umfeld bleibt für die meisten Unternehmen dank tiefen Finanzkosten, sinkenden Rohstoffpreisen und schlanken Strukturen positiv. In einem Umfeld von tiefen oder gar negativen Zinsen bleiben Aktien gesucht, zumal die Dividendenrendite attraktiv ist. Insgesamt sehen wir für 2015 weiteres Kurspotential bei Aktien, aber ähnliche Schwankungen wie im 2014, welche starke Nerven brauchen. (IHAG/mc)

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