IHAG-Kommentar: Bären ringen mit den Bullen

IHAG-Kommentar: Bären ringen mit den Bullen

Zürich – Nach drei verlustreichen Tagen haben sich die Börsen am Donnerstag in Europa stabilisiert. Der wieder bessere Arbeitsmarktbericht aus den USA verhalf zu einem versöhnlichen Wochenausklang. Der S&P 500 konnte über die Woche 1.3% zulegen und notierte zu Schlusskursen über dem letzten Höchst vom Juli 2015. In Europa verlor der Euro Stoxx 50 bis am Mittwoch 5%, konnte aber den Verlust bis Freitag auf noch 1.6% eingrenzen. Der DAX gab 1.5% nach, der SMI 0.6%. Volatil blieb es bei den Banken und Autowerten. Credit Suisse fiel am Mittwoch bis auf CHF 9.75. Danach gab es eine Gegenbewegung auf wieder über CHF 10.

Sicherheit blieb gefragt und die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sanken in den USA von 1.44% auf 1.36%. Auch in Deutschland geben die Renditen einige Basispunkte auf
-0.18% nach, ebenso in der Schweiz auf -0.60%.

Der USD/CHF fiel anfangs Woche kurz auf 97 Rappen. Danach setzte eine Aufwärtsbewegung ein, mit einem Hochschiessen am Freitag nach den guten Arbeitsmarktdaten und einem Schluss bei 98.30 Rappen. Der EUR blieb schwach und der EUR/USD sank einen Cent auf 1.1050. Der erstarkte USD nahm etwas Druck von der Aufwertung beim CHF. Der EUR/CHF wurde bei 1.08 gehalten, schwächte sich am Freitag leicht auf 1.086 ab.

Gold blieb gefragt, mit einem Wochenhöchst bei USD 1375 pro Unze am Mittwoch. Trotz sich erholender Börsen und starkem USD kam der Preis nur leicht zurück auf USD 1355, was einem Wochengewinn von rund 1% entspricht. Der Trend zeigt nach oben und angesichts der negativen Renditen auf Bonds lauern wohl viele Investoren auf einen Zukauf. Der Ölpreis gab deutlich nach, wohl auch, weil die US-Ölreserven weniger stark zurückgingen als gedacht, was wiederum Sorgen hinsichtlich eines Überangebotes in den USA aufkommen liess. Damit sank das Fass Brent unter den Support bei USD 47 und schloss bei USD 46.30 mit einem Wochenverlust von 6.7%.

Fed wartet weiter ab
Das Fed-Protokoll zeigte eine abwartende Haltung der Notenbank. Man wollte wohl zuerst mehr Klarheit über die Auswirkungen der Brexit-Abstimmung. Beruhigen konnte die wieder hohe Schaffung neuer Stellen in den USA, welche vor einem Monat Sorge über die Konjunktur in den USA aufkommen liess. Positive Signale kamen auch aus China, wo der PMI Services im Juni überraschend deutlich von 51.2 auf 52.7 Punkte anstieg. Schwach bleibt allerdings der Industriesektor, wo der PMI Manufacturing im Juni leicht auf 48.6 Punkte nachgab. Die gewollte Verlagerung Chinas weg von der Industrie ist im Gange.

Die schnelle Erholung nach dem Brexit-Votum war nicht nachhaltig und bis Mittwoch kam es wieder zu deutlichen Abgaben, v.a.bei Zyklikern und Finanzwerten. Es sah danach aus, als würden in Europa die Tiefstkurse nach dem ersten Brexit-Schock nochmals getestet. So weit kam es aber nicht, weil die Börsen in den USA stark blieben und mit dem guten Arbeitsmarktbericht auch Europa mit nach oben zogen. Die Börsentableaus sind in Europa zweigeteilt, mit sehr starken soliden nicht zyklischen Werten, wie Nestlé, Givaudan, Henkel, Essilor oder Compass, welche sich nach der Korrektur sofort V-förmig erholten. Vermutlich flossen mit den immer stärkeren negativen Zinsen Gelder aus Bonds in sichere Dividendenwerte. Umgekehrt kamen Finanzwerte und viele Zykliker (Adecco, Autowerte) in eine Abwärtsspirale, als ob sich die Rezession noch dieses Jahr manifestieren würde.

Der S&P 500 notiert trotz stagnierender Gewinnentwicklung beim Rekord, die europäischen sind rund 20% unter Vorjahr. Kann nun USA oben wegziehen und Europa ins Schlepptau nehmen? Weiter gibt es Divergenzen, denn Aktien, Bonds und Gold können nicht lange parallel steigen. Auf Titelebene lautet sodann bei uns die Gretchenfrage, ob die sicheren Nestlé’s nicht langsam pausieren sollten und die gebeutelten Werte aufholen könnten. Möglicherweise bleibt aber die Verunsicherung und die soliden Werte korrigieren, mit einem schmerzhaften Ausverkauf der bisherigen Verlierer. Die beginnende Berichtesaison könnte entscheidend sein.

Fokus auf solide Champions
Wir würden bei den soliden Champions dabei bleiben und bei zyklischen Werten mit gesunder Bilanz und guter Dividendenrendite, welche korrigiert haben, Zukäufe tätigen. Hier gefallen uns Deutsche Post sowie Kühne + Nagel. Letztere hat 2009 und 2012 einen Gewinnrückgang ausgewiesen, welcher aber im folgenden Jahr sofort aufgeholt werden konnte.

Risikobewusstere Investoren können HeidelbergCement kaufen, aber vor dem Tiefstkurs der letzten Woche einen Stop-Loss setzen. Das Rebound Potential ist hier gross, der Verlust sollte limitiert werden können. Allerdings muss man sich des Risikos in diesen volatilen Zeiten mit sogenannten „Opening-Gaps“ bewusst sein. (IHAG/frp/mc/ps)

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