IHAG-Kommentar: No news are good news

IHAG-Kommentar: No news are good news

Zürich – Die Börsen präsentierten sich motivationslos und träge. Nach einer schwachen Wocheneröffnung konnten sie ohne relevante News bei wenig Volumen nach oben klettern. Der S&P 500 gewann über die Woche 1.2% und knabbert an der 1900er-Marke. Der DAX gewann 1.4%, der Euro Stoxx 50 1.0% und der SMI nur 0.2%. Hier bremste Nestlé mit einem Wochenverlust von 2%.

Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen scheinen Boden gefunden zu haben, steigen aber lediglich wenige Basispunkte. Das FOMC-Meeting hatte kaum Auswirkungen. Aufgefallen ist, dass die Zinsdifferenzen innerhalb der Eurozone gewendet haben. Bei Italien sowie Spanien kam es zu einem Zinsanstieg und zu einer Spreadausweitung gegenüber Deutschland, nachdem die Zinsdifferenzen anfangs Mai auf ein Minimum zusammengeschmolzen waren. Somit werden die Investoren hier wieder risikobewusster.

Bei den Währungen gab es etwas mehr Bewegungen. Der EUR schwächte sich zum USD weiter auf 1.36 ab, wo sich die wichtige charttechnische 200er-Tageslinie befindet. Der EUR/CHF wurde bei 1.22 gehalten. Der USD/CHF klettert langsam aber stetig bis auf 0.895. Bei den Edelmetallen herrscht gähnende Langweile. Gold schloss im London Fixing bei USD 1293 die Unze über die Woche fast unverändert und auch Silber klebt bei USD 19.4 pro Unze. Der Ölpreis konnte ganz leicht zulegen und pro Barrel Brent knapp über USD 110 schliessen. Aus Libyen wurden Produktionsstopps gemeldet und Scharmützel in der Ukraine bewirkten eher steigende Preise.

Ermutigende Daten aus China
Beim FOMC Meeting kam wie erwartet nichts Neues heraus. No news are good news und so zogen die Börsenkurse an. Ein überraschend höherer HSBC Manufacturing PMI in China von 49.7 (erwartet wurde lediglich 48.3) nahm die Angst einer sich abschwächenden Wirtschaftsleistung und sorgte für zusätzliche Unterstützung ab Mitte der Woche. Damit erreichte dieser Index den höchsten Stand seit fünf Monaten.

In Europa konnten die meisten PMI zulegen, ausser in Frankreich, welches das Sorgenkind bleibt. Der Ifo-Index in Deutschland sank nach einem starken April von 111.2 auf 110.4 im Mai und lag leicht unter den Erwartungen. Die Unternehmen blicken etwas weniger optimistisch auf den weiteren Geschäftsverlauf, vermutlich verunsichert durch die Ukraine. Die deutsche Wirtschaft legt wohl nur eine Verschnaufspause ein. Die Wirtschaft in England wächst seit einigen Quartalen überaus kräftig, wobei der private Konsum der Haupttreiber dieser Entwicklung ist. Die britischen Detailhandelsumsätze sind im April deutlich kräftiger gewachsen als erwartet. Insgesamt erholt sich die globale Wirtschaft weiter und stützt die Börsen.

Ukraine: Poroschenkos Sieg dürfte den Börsen gefallen
Putin traf sich in China mit deren Regierung und unterzeichnete einen Gasliefervertrag, wobei der Preis geheim blieb. Damit kann sich Russland etwas von Europa abkoppeln und die Chinesen müssen weniger dreckige Kohle verbrennen, was der Umwelt zu gute kommt. Gespannt wartete man auf die Präsidentschaftswahlen in der Ukraine vom Wochenende. Im Vorfeld gab es ein paar Scharmützel mit Toten, was die Börsen aber, im Gegensatz zu vor wenigen Wochen, mit einem Schulterzucken quittierten. Der Sieg des pro EU gesinnten Oligarchen Poroschenko dürfte den Börsen gefallen. Auch der Volatilitätsindex VIX steht auf einem historisch tiefen Niveau und deutet auf wenig Bewegung und Angst hin.

Kritisch ist der Russell 2000 (Small Cap) Index in den USA, welcher kontinuierlich verliert und bis auf eine wichtige Unterstützungslinie nachgab. Davon konnte er sich aber diese Woche wieder lösen und am Freitag darüber schliessen. Der S&P 500 testet das Allzeithöchst um 1900 Punkte und der Dow Jones Transport Index hat die Höchstkurse der letzten Wochen übertroffen. Somit steigen die Börsen gegen die Skepsis weiter und dürften gerade deswegen noch etwas Momentum aufbauen.

Europäische Berichtsaison enttäuscht
Gemäss einer Analyse vom UBS Brokerage haben die Quartalsabschlüsse in Europa (200 Unternehmen) auf den ersten Blick enttäuscht und waren gegenüber dem Vorjahr lediglich unverändert. Der Ifo-Index in Deutschland und auch die Einkaufsmanager-Indices zeigen dagegen einen steigenden mittelfristigen Trend und es öffnet sich eine divergierende Schere. Wer hat recht? Wenn man den starken Euro (war handelsgewichtet 7% höher als im Vorjahresquartal) adjustiert, so ist doch ein Wachstum beim Volumen ersichtlich. Die angeschlagenen Währungen erholen sich (sogar der der Rubel) und somit ist diese Divergenz kein Warnzeichen, sondern die Vergleichsbasis könnte sich in den kommenden Quartalen vorteilhafter präsentieren.

Kaufempfehlung Adecco 
Auf Titelebene fällt auf, dass Nestlé (eine bisherige Stütze im SMI) korrigiert, dafür bisher schwache Zykliker, wie Adecco, sich wieder aufrappeln. Wir teilen die Meinung des Brokers UBS, welcher soeben den ganzen Zeitarbeitersektor auf Kaufen hochgestuft hatte. Bei Adecco zieht das Momentum an und der Gewinn liegt noch klar unter den historischen Rekordwerten, bei moderater Bewertung. Ein klarer Kauf. Die Banktitel haben in Europa korrigiert, teils weil sie zu stark gelaufen sind und diverse Kapitalerhöhungen anstehen, teils weil Bussen in den USA zu bezahlen sind. Bei CS sollte die nun zu bezahlende hohe Busse im Kurs mehr als eskomptiert sein. Ein Rebound aus einer überverkauften Situation scheint anzustehen und eröffnet eine Kaufgelegenheit. (IHAG/frp/mc/ps)

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