IHAG Kommentar: Schwache EU-Wirtschaft
Zürich – Die Aktienmärkte zeigten in der letzten Woche einen leichten Rebound. Nach drei Wochen mit Verlusten in Folge und einem Minus von 7.6% seit Ende April gewann der S&P500 1.7%. Der Nasdaq kletterte um 2.1% in die Höhe. Im Mittelpunkt des Interesses standen die Aktien von Facebook. Die beim IPO zu teuer gepricten Titel brachen innert Wochenfrist um 16.5% ein und wir denken, dass weitere Kursverluste drohen.
In Europa stiegen der Dax und der SMI jeweils rund 1.1%. Bei den Währungen verlor der EUR/USD 2.1%, nachdem sich die Gerüchte um einen Austritt Griechenlands aus dem Euro verdichteten. Die SNB hielt dem Druck weiter Stand und das Niveau von 1.20 beim EUR/CHF konnte verteidigt werden. Entsprechend setzte sich die Aufwertung des USD fort. Die US-Valuta beendete die Woche bei 0.96. Die schlechte wirtschaftliche Stimmung und die Turbulenzen in der Eurozone drückten auf die Rohstoffpreise, wobei vor allem die Basismetalle betroffen waren. Der Ölpreis ist weiterhin tief um USD 107/bbl, obwohl sich die Fundamentaldaten aus dem US-Markt verbesserten. Ebenso sind die geopolitischen Risiken noch nicht vom Tisch. Wir denken deshalb, dass der Ölpreis sein Korrekturpotential weitgehend ausgeschöpft haben dürfte. Gold leidet immer noch unter dem stärkeren USD und einer möglichen Nachfrageabschwächung aus dem asiatischen Raum. Preisstützend wirken die Käufe der Notenbanken und Investoren.
Probleme der Südländer betreffen auch di Euro-Kernzone
In der letzten Woche gesellten sich in der Eurozone zu den Stabilitätsproblemen schwächere Wirtschaftszahlen. Der Einkaufsmanager-Index der Industrie (ISM) fiel im Mai von 45.9 auf 45.0. Selbst in Deutschland steht der ISM nur noch auf 45.0. Die Abschwächung wird durch einen kräftigen Rückgang beim jüngsten Ifo-Index von 109.9 auf 106.9 bestätigt. Damit scheinen die wirtschaftlichen Probleme in den Südländern auf die bis anhin gesunde Kernzone überzuschwappen. Insgesamt erlebt Europa derzeit die stärkste wirtschaftliche Abkühlung seit der Finanzkrise. Politiker und die EZB stehen vor grossen Herausforderungen. Wir denken, dass die EZB angesichts der wirtschaftlichen Schwäche an ihrer nächsten Sitzung vom 6. Juni eine Zinssenkung ins Auge fassen könnte. Aber auch in China sieht es nicht viel besser aus. Der HSBC-Einkaufsmanager-Index fällt weiter zurück und die Rohstoffimporte verlangsamen sich. Damit häufen sich die Fragezeichen, ob das Soft Landing der chinesischen Wirtschaft gelingen kann und im zweiten Halbjahr wieder eine Beschleunigung einsetzt.
Weiterhin auf der vorsichtigen Seite agieren
Wir bleiben in diesem unsicheren Umfeld klar auf der vorsichtigen Seite. Kurzfristig ist der nächste Fixpunkt für die Märkte die Wahlen in Griechenland. Verlieren die für den Euro votierenden Mitteparteien, droht Griechenland der Austritt aus dem Euro. Wir würden Cash-Reserven bereithalten und Stopp-Loss-Marken beachten. Bei Neukäufen würden wir auf Aktien setzen, die bereits eine Korrektur hinter sich haben. Interessant erscheinen die Papiere von Qualcomm. Das Technologie-Unternehmen hat eine starke Stellung in der Lizenzierung von Patenten für Smartphones und wird von der Lancierung des iPhone 5 im Herbst profitieren. Darüber hinaus hat die Firma einen Netto Cash-Bestand von hohen USD 25.6 Mrd. Investoren können daneben einen Blick auf Goldaktien richten, die sich lange Zeit schlechter als der Gesamtmarkt entwickelt haben. Wir empfehlen Newmont Mining, die seit dem November ein Drittel an Wert verloren hat. Die Aktie ist mit einem P/E 2012 von 10x günstig bewertet und gewinnt seit einigen Tagen an relativer Stärke. (IHAG/mc/hfu)