IHAG Kommentar: Zwischen Bangen und Hoffen

IHAG Kommentar: Zwischen Bangen und Hoffen

Zürich – Am Donnerstag kam der drei Tage dauernde Kursrückgang an den Börsen zu einem Ende. Gute Daten zur US-Konjunktur und eine überzeichnete spanische Bondauktion drehten die Stimmung.

Am Freitag, dem grossen Verfall der Derivate, gaben die Kurse etwas nach. Der S&P 500 sank im Wochenvergleich 2.8%, der SMI dank den starken Pharmawerten Roche und Novartis nur 1.0% und der STOXX 50 2.3%. Der Euro STOXX 50 verlor allerdings mit den schwergewichteten Banken fast 6%. Die Flucht in Sicherheit hielt an und die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen gaben in der Schweiz weitere 5 Basispunkte nach auf 0.70%, was ein Rekordtief bedeutet. In den USA betrug der Rückgang fast 20 Basispunkte auf 1.86%. Dagegen fiel der EUR/USD kurz unter die 1.30-er Marke und verlor über die Woche 2.4%. Im Gegenzug stieg der der USD/CHF-Kurs 1.3% auf 0.94.

SNB will an lockerer Geldpolitik festhalten
Mit Spannung wurde die Pressekonferenz der SNB vom Donnerstag erwartet. Im Vorfeld kursierten Gerüchte über ein Anheben der Wechselkursuntergrenze und der EUR/CHF Kurs kletterte gegen 1.24. Als Philipp Hildebrand aber die alte Limite von 1.20 bekräftigte, fiel der Kurs auf 1.22 zurück. Im Rahmen der „makroprudentiellen“ Politik (vielumfassender Begriff!) will die SNB an der lockeren Geldpolitik festhalten. Das internationale Umfeld sei nach wie vor von enorm hoher Unsicherheit geprägt und eine weitere Eskalation der europäischen Staatsschuldenkrise nicht auszuschliessen. Auch die Wirtschaftsaussichten für die Schweiz seien aufgrund der engen Beziehungen zur Eurozone in hohem Masse vom Verlauf der Krise abhängig. Daher erwartet die SNB für 2012 eine Deflation von 0.3%, einen sich abschwächenden CHF und einen Dreimonats-Libor von 0%. Die Zinsen dürften somit noch einige Zeit tief bleiben.

Edelmetalle brachen ein
Die Edelmetalle brachen vergangene Woche regelrecht ein. Gold verlor 7% und die Unze konnte sich am Freitag erst bei USD 1593 stabilisieren. Silber, Palladium und auch Kupfer kamen ähnlich unter die Räder. Die Ölminister hätten sich bei ihrem Treffen darauf geeinigt, die derzeit von den zwölf Mitgliedern des Kartells produzierte Menge beizubehalten. Weil Libyen aber die Erdölproduktion wieder hochfährt, wollen die Erdöl exportierenden Länder ihre jetzige Erdölförderung reduzieren, um eine Überproduktion zu verhindern. Der Ölpreis sank darauf um 3% auf USD 105.8 pro Barrel Brent.

Fragile Lage an den Aktienmärkten
Für die Ratingagentur Moody’s waren die Beschlüsse des EU-Gipfels zu wenig weitreichend und die Ratings aller EU-Staaten sollen nochmals überprüft werden, auch das AAA von Deutschland. Eine Lösung der grundlegenden Probleme der Schuldenkrise sieht man nicht. Es ist nun das dritte Mal dieses Jahr, dass die Aktienkurse hoffnungsvoll vor EU-Gipfeltreffen anzogen, um danach ernüchtert wieder zu sinken. Der Sparkurs via Schuldenbremse ist langfristig zu begrüssen, aber es fehlen Schritte zu einer strukturellen Verbesserung der Schuldenkrise oder zu Konjunkturimpulsen. Die gute Nachricht: Der Euro wird gerettet, wenn auch noch weitere Gipfeltreffen erforderlich sein werden. Die kurzfristige Richtung der Märkte vorherzusagen ist schwierig. Soll man vor den Feiertagen noch raus, weil sich die Prognosen verdüstern oder soll man jetzt rein in die Märkte weil 2012 neue Hoffnung auf neues Glück bringt. In einer solch fragilen Gemütsverfassung zwischen Bangen und Hoffen kann jede Meldung oder Wirtschaftszahl Schwankungen auslösen. Die Politiker dürften nun in die Weihnachtsferien gehen. Bezüglich Europas Wirtschaftszahlen wird der ifo-Index für Deutschland am Mittwoch veröffentlicht. Im letzten Monat konnte der Fall gestoppt werden und die Schätzungen gehen von einer gehaltenen Zahl aus. Grössere Abweichungen werden den DAX und auch STOXX bewegen.

Dividendenwerte oben auf der Liste
Am Dienstag werden die Uhrenexporte im November für Swatch und Richemont wichtig sein, weil man aus der Entwicklung Rückschlüsse auf das weitere Wachstum in China und Hong Kong ziehen wird. Bei anhaltend gutem Momentum könnten die nun überverkauften Swatch Inhaber wieder gegen CHF 360 laufen. Falls andererseits der Support bei CHF 320 nicht hält dürften wohl die Tiefstkurse vom Oktober bei CHF 290 getestet werden. Swatch hat seit dem Höchst im Juli 25% korrigiert, hält 10% der Börsenkapitalisierung in Cash und notiert noch bei einem P/E von 14.1x. Eine interessante Zukaufsmöglichkeit für risikofähige Investoren, weil wir nicht davon ausgehen, dass die Uhrenverkäufe in China einbrechen. Wir würden aber erst nach den Zahlen zukaufen, entweder sofort bei positiven Zahlen oder sonst nach einem erneuten allfälligen Rückgang. Dividendenwerte stehen zuoberst auf der Liste der Aktienstrategen für 2012. Dem würden wir uns vorerst auch anschliessen. Hier gefällt uns Zurich FS, welche über der CHF 200-er Linie konsolidiert und bei positivem Umfeld gegen CHF 220 steigen könnte. Als sicherer Wert für 2012 gilt auch Barry Callebaut, welche zum wiederholten Mal die Resistance bei CHF 860 zu knacken versuchen. (IHAG/mc/hfu)

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Fragile Lage an den Aktienmärkten.

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