IHAG Quartalsbericht: Trotz geopolitischer Risiken bleibt Aufwärtspotenzial intakt

IHAG Quartalsbericht: Trotz geopolitischer Risiken bleibt Aufwärtspotenzial intakt

Zürich – Obwohl die Handelsaktivität an den Finanzmärkten über den Sommer traditionell etwas erlahmt, hatte das dritte Quartal es in sich. Auf der einen Seite sorgten die altbekannten geopolitischen Spannungsherde für Unsicherheit. Auf der anderen Seite drückte die schleppende Wirtschaftsentwicklung in Europa auf die Börsenstimmung.

Von IHAG Privatbank

Diese hellte sich nur kurz auf, als sich die Situation in der Ukraine im August entspannte und Draghi weitere geldpolitische Massnahmen in seiner vielbeachteten Rede beim jährlichen Notenbanker-Powwow in Jackson Hole in Aussicht stellte. Die Wirkung der Zinssenkung Anfang September und die Ankündigung eines europäischen QE-Programms mit dem Ziel, die Kreditvergabe der Banken anzukurbeln, verpufften aber angesichts der europäischen Wirtschaftsmisere wirkungslos. Denn Italien vermeldete das Abrutschen in die Rezession. Gleichzeitig stottert Deutschlands exportgetriebener Konjunkturmotor wegen der Russland-Sanktionen, was den Dax zwischendurch über 8% einbrechen liess (Dax -3.7% im Quartal). Und Frankreich leidet an Reformstau.

Mit dem Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich ist immerhin ein Unsicherheitsfaktor vom Tisch. Positive Signale kamen aus den USA (S&P 500 +0.6%), wo die «Earnings Season» einmal mehr positiv ausgefallen ist und wo Konjunktur, Inflation und Arbeitsmarkt im grünen Bereich sind. Der japanische Aktienmarkt (Nikkei +6.7%) stellte aber alle in den Schatten, wobei sich der SMI (+3.3%) dank Pharmatiteln und Nestlé auch gut halten konnte, denn im Quartal wurden vor allem zyklische Werte zerzaust. Der Energiesektor, der unter dem dramatisch sinkenden Ölpreis (-15.7%) zu kämpfen hatte, wurde ebenfalls abgestraft.

Schere zwischen Europa und den USA weiter geöffnet
Nebst Pharma (+3.4%) behauptete sich der Tech-Sektor (+2.9%) dank Apples neuem iPhone und Alibabas Mega-Börsengang ganz ordentlich. In der Zinslandschaft hat sich die Schere zwischen Europa und den USA weiter geöffnet. Die Zinsen langjähriger Staatsanleihen in Europa sanken angesichts der Konjunkturlage (von 1.3% auf 1% in der Eurozone und von 0.7% auf 0.5% in der CH), während sie sich in den USA per Saldo kaum bewegten. Divergierende geld- und fiskalpolitische sowie konjunkturelle Entwicklungen manifestierten sich am deutlichsten an der – längst überfälligen – Aufwertung des Dollars (+8.2% vs. JPY, +8.4% vs. EUR, +7.7% vs. CHF).

Während Europa kränkelt, bleiben die USA zusammen mit China, dessen Wirtschaftswachstum indes rückläufig ist, die Zugpferde der globalen Wirtschaft. Das hohe Kreditwachstum, ein solider Privatkonsum und anziehende Investitionen dürften dem US-Aktienmarkt Auftrieb geben, selbst wenn mit dem Ende des QE-Programms des FED nun eine wichtige Stütze wegfällt. Wir rechnen zudem mit einer Fortsetzung des positiven Trends bei der Gewinnentwicklung in den USA. In Europa wird nun zentral sein, dass Draghis Programm zum Aufkauf von Kreditverbriefungen tatsächlich eine konjunkturfördernde Wirkung entfalten kann, was angesichts der Eigenheiten und Grösse dieses Marktes nicht sicher ist. Ferner hängt der Erfolg dieses Programmes nicht nur vom Willen der Banken zur Ausweitung des Kreditangebotes ab, sondern gleichermassen von der Kreditnachfrage, die derzeit schwach ist.

Positive Sicht auf Japan
Gegenüber dem japanischen Aktienmarkt behalten wir unsere positive Sicht bei. Vorläufig bleibt unsere Aktienquote insgesamt jedoch neutral. Denn die Risiken sind unübersehbar: Eine weitere Eskalation der Ukraine- Krise, eine mögliche Ausbreitung der Ebola-Epidemie, eine vielleicht enttäuschende europäische «Earnings Season» oder eine missglückte Normalisierung der USGeldpolitik könnten sich als Stolpersteine erweisen. Wir sehen aber viel Rebound- Potenzial bei einigen harsch abgestraften zyklischen Werten. Währungsseitig rechnen wir nach einer kurzen Konsolidierungsphase mit einer Fortsetzung der Dollarstärke, während die offenen geldpolitischen Schleusen mittelfristig zu einer weiteren Abwertung von EUR und JPY führen dürften. Hinzu kommt, dass in Europa für längere Zeit kaum mit höheren Leitzinsen zu rechnen ist, derweil in den USA eine Zinserhöhung zur Mitte 2015 hin immer wahrscheinlicher wird. Am langen Ende ist ein leichter Zinsanstieg in beiden Regionen denkbar. (IHAG/mc/hfu)

Den ausführlichen IHAG Quartalsbericht mit Grafiken finden Sie hier…

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