Spanien zahlt höhere Zinsen

Spanien zahlt höhere Zinsen

Madrid – Die Hängepartie um weitere Finanzhilfen für Spanien entwickelt sich zur Hypothek bei der Geldaufnahme: Erstmals seit die Europäische Zentralbank (EZB) unbegrenzte Anleihekäufe in Aussicht gestellt hat, war Madrid am Dienstag wieder mit steigenden Zinsen bei kurzlaufenden Geldmarktpapieren konfrontiert, wie aus Zahlen der nationalen Schuldenagentur in Madrid hervorgeht. Italien konnte sich dagegen laut einer Mitteilung der Notenbank in Rom zu deutlich geringeren Konditionen als zuletzt frische Milliarden besorgen.

Das krisengeschwächte Euroland Spanien musste am Dienstag für kurzfristige Schulden wieder höhere Zinsen zahlen. Bei einer Auktion drei- und sechsmonatiger Geldmarktpapiere legten die Renditen auf Monatssicht zu. Zudem war die Nachfrage schwächer als bei einer ähnlichen Versteigerung vor rund einem Monat. Insgesamt nahm der Staat knapp vier Milliarden Euro ein. Die spanische Regierung hält sich seit Wochen bedeckt in der Frage, ob sie vollständig unter die Rettungsschirme EFSF/ESM schlüpfen will.

Spanien zahlt mehr…
Für dreimonatige Schulden musste der spanische Staat im Durchschnitt 1,20 Prozent an Zinsen bieten. Das ist deutlich mehr als Ende August. Damals lagen die Zinsen bei 0,95 Prozent. Bei einem sechsmonatigen Schuldtitel stiegen die Zinsen um etwa 0,19 Prozentpunkte auf 2,21 Prozent. Die Nachfrage nach den Papieren blieb zwar hoch, allerdings war sie schwächer als vor Monatsfrist. Händler verwiesen darauf, dass in dieser Woche keine Staatspapiere im ausschlaggebenden Laufzeitbereich fällig werden, was für die Nachfrage nach neuen Papieren regelmässig ein belastender Faktor ist.

…Italien weniger
Einen erneuten Erfolg am Anleihemarkt konnte indes das zweite grosse Euro-Sorgenkind Italien feiern: Bei einer Versteigerung einer Nullzinsanleihe mit Fälligkeit 2014 lag die zu zahlende Rendite bei 2,53 Prozent. Das ist gut ein halber Prozentpunkt weniger als bei einer vergleichbaren Auktion Ende August. Obwohl die Nachfrage rückläufig war, wurde das geplante Emissionsziel von vier Milliarden Euro fast erreicht. Nullzinsanleihen oder Zerobonds weisen keine laufende Verzinsung auf. Die Rendite ergibt sich allein aus einem Verkaufskurs unter pari, also unter dem Nennwert der Anleihe.

Zwei weitere Schuldtitel erbrachten dem italienischen Staat zusätzliche 1,5 Milliarden Euro. Dabei handelte es sich um sogenannte «Linker», also inflationsindexierte Anleihen. Deren Verzinsung ist an die Geldentwertung gekoppelt. Bei einem Linker mit Fälligkeit 2016 sank die Rendite kräftig von 3,69 Prozent Ende August auf 2,46 Prozent. Bei einem zweiten Papier, das 2021 fällig wird, lag der Effektivzins bei 3,68 Prozent. Es wurde zuletzt im März versteigert, weswegen ein Renditevergleich wenig sinnvoll ist.

Madrid hält Märkte hin
Dass die Finanzierungsbedingungen zwischen den beiden Ländern auseinanderdriften, führen Experten unter anderem auf die spanische Verzögerungstaktik beim Hilfsantrag auf EZB-Hilfe zurück. Solange keine Klarheit darüber herrscht, ob und wann Madrid Unterstützung am Anleihemarkt erhält, sind Papiere aus Italien für Investoren interessanter. An den Sekundärmärkten, wo bereits ausgegebene Papiere gehandelt werden, sind sowohl Italien als auch Spanien wieder etwas stärker unter Druck geraten. Insgesamt lieferten die Ergebnisse der heutigen Auktionen aber keine eindeutigen Impulse für die Finanzmärkte. (awp/mc/pg)

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