Aufregung um IWF-Äusserungen zu Anleihenkauf

Aufregung um IWF-Äusserungen zu Anleihenkauf

Antonio Borgas, Europachef des IWF.

Brüssel – Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat mit Äusserungen über den möglichen Ankauf von Staatsanleihen der Euro-Krisenländer für Aufregung an den Märkten gesorgt. Der Europadirektor des IWF, Antonio Borges, hatte die Option ins Spiel gebracht, dass der Fonds Anleihen kaufen und auf diese Weise die Finanzprobleme von Euro-Schuldensündern wie Griechenland verringern könnte.

In einer schriftlichen Erklärung ruderte Borges später zurück. «Der Währungsfonds kann nur Geld an Staaten geben», erklärte Borges darin. Der IWF könne aber seine Ressourcen nicht nutzen, um direkt am Anleihenmarkt zu intervenieren. Der IWF-Europadirektor fügte hinzu, der Währungsfonds «erwägt keinen Eingriff in den Markt». Dafür seien Änderungen in den Strukturen des Fonds nötig – solche seien aber nicht mit den Mitgliedern diskutiert worden. Der IWF ist an den milliardenschweren Hilfspaketen für Euro-Schuldensünder zu je einem Drittel beteiligt, den Rest schultern die Euro-Partner.

Krisenmanagement Europas gerügt
Borges hatte in Brüssel den IWF-Bericht zur wirtschaftlichen Lage Europas vorgestellt – am Rande der Veranstaltung fielen die später dementierten Äusserungen zu den Anleihen. In dem Bericht kritisiert der Fonds, der seinen Sitz in Washington hat, das Krisenmanagement der Europäer in der Euro-Schuldenkrise. Dieses müsse «über den jetzigen Ansatz hinausgehen, um Erfolg zu haben» und einen europäischen Ansatz verfolgen. «Dies ist entscheidend, um die Märkte zu beruhigen und die vorherrschenden Unsicherheit zu überwinden.» Die Euro-Länder müssten eine zentrale europäische Stelle für die Kontrolle ihrer finanziellen Lage schaffen.

Trübe Konjunkturaussichten
Die Konjunkturaussichten für Europa sind dem Bericht zufolge düster. Wie auch die EU-Kommission erwartet der IWF für das laufende Jahr in den Euro-Ländern nur noch ein Wachstum von 1,6 Prozent. Für 2012 geht der Währungsfonds von 1,1 Prozent aus. 2010 betrug das Wirtschaftswachstum in der Union laut IWF noch 1,8 Prozent.

Neben der Euro-Krise nennt der IWF die weltwirtschaftliche Lage sowie die Krise in den USA als Ursachen für die schlechteren Aussichten. Wegen der schwachen Nachfrage aus Übersee und Europa leidet vor allem Exportweltmeister Deutschland. Entsprechend trüb sehen die Prognosen für das deutsche Wirtschaftswachstum aus. Für 2011 rechnet der IWF noch mit 2,7 Prozent, für 2012 nur noch mit 1,3 Prozent. (awp/mc/pg)

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